Die Muffburg
Normalerweise sind Burgen Gebäude, die es mit ihrem einzigartigen
Namen nur einmal gibt und ehrenswerte mächtige Bauwerke
unserer Ahnen sind. Aber diese Sonderburgen hier sind in
unserem Ländle an so vielen Orten vorzufinden, gar zu
abertausenden versuchen Häuslebauer diesen einmaligen Stil auch
ihr eigen nennen zu dürfen. Das Spannende an dieser Geschichte ist
die herrlichen Pläne dazu werden uns von den Auserwählten der
Neuzeit sogar mit viel Zauberwasser und sauren Bonbons nahegelegt
es unbedingt genauso zu tun - auf keinen Fall so wie es
die Sünder und Stinker der Vergangenheit getan haben, zeig
Reue du böser Sünder und gib uns endlich was du noch
hast.
Das ist der Gesellschaftsraum
einer sogenannten Muffburg, der Raum in dem man sich wohlfühlen
kann, herrlich entspannt über die Zukunft nachdenkt, sich an Speis
und Trank erfreut und mit Bekannten ein nettes
Schwätzchen führt, sei es über das Fitness Studio,
Nordic Walking oder sogar gemeinsam Yoga - gemeinsame Entspannung hat
schon was, vor allem wenn man sich die Freude gemeinsam mit ganz vielen
anderen teilen kann, zum Beispiel mit den
Sporen grünschwarzer Freunde. Ein Aristokrat der
Vergangenheit käme bei so unzählig vielen treuen und
anspruchslosen Leibeigenen aus dem Schwärmen gar nicht mehr
heraus. Was für eine anspruchslose Folgschaft, Herr gib uns immer
nur ein bisschen Wasser und wir nähren uns an jedem Dreck,
gib uns ein feines stilles Plätzchen, wir mehren uns, wir
Deine vielen Asperi-lilalaune-gillus nigerlein und flavilein.
Was geschah, in diesem kalten
Winter stand
der neuzeitliche Plastikoberflächenschrank in der Außenecke
mit geschlossener Bodenleiste ohne Unterlüftung anstatt auf
vier Füßen wie sich sowas gehört (ja, ja früher
die alten Schränke mit ihren vier belüftenden hohen uncoolen
Füßen drunter, die Ahnen waren früher ja sooo
blöd). Lebst du noch oder lüftest du noch? Nein ich alter
abgestorbener Ahne habe früher nie gelüftet und auch nie
Besuch vom nigerlein und flavilein, nur da wo meine Hülle jetzt
ruht, da ist auch nigerlein und flavilein. So ist es halt - nig, flav
und Konsorten bauen letztendlich alles auseinander. Ein kühner
Helfer in der Not, die Krabbelus Milbus, macht manche pilzus weg,
verspeist verscheißt dafür in alle Winde auf das die hohen
Stände der Muffburg auch dieses neue Völkchen in ihrem
Völkerbunde willkommen heißen. Alles ohne das Schwert
zu heben oder einen Krieg zu führen ! Was für ein
Geschenk, welch eine Gnade, von den dunklen Schöpfern der
Zersetzung.
Schrank stand mit ca. 5-10 cm
Abstand
in der Nordwand der Muffburg. Selbstverständlich geht so eine
frevelhafte
Raumnutzung bis in die Ecken hinein nicht ohne Strafe von sich, die
grünschwarzen Freunde fühlen sich dabei herrlichst wohl. Als
der Schrank nicht da
stand
soll es kein Problem gewesen sein, alles war in Ordnung und die
Erde war noch eine Scheibe, obwohl die Wohnung aber schon an
vielen anderen Stellen anfällig gewesen sei. Es ist ein
herrliches
Gefühl sich von der Muffburg vorschreiben zu
lassen
wo was hingestellt werden darf und wo nicht, nig und flav kümmern
sich selbst um die Raumplanung. Am besten noch mit 15 cm
-20 cm Abstand zu den Wänden, schließlich darf die
verschwendete Wohnfläche als Belohnung mit der Miete mitbezahlt
werden. Die Tapete wird jetzt mit Spiritus abgewaschen und einem Spray
eingesülzt, ausreichend getrocknet und leicht mit Farbe
getüncht werden.
Muffus-Burgus Constructos:
- Mantelmauer außen dicht bepackt mit einer weichen Pampe drauf
(klingt etwa
ähnlich hohl wie wenn ich mir selber auf die Birne klopfe), darüber harter, glänzend gestrichenem Putz
- Innen wahrscheinlich Gipsuswandus
- Rauhfasertapetitos, tausendmal überstrichen, da jeder ständig neu streichen muss beim ausziehen
aus der Mietwohnung.
- Fenster alla, "Zweifach brutalo dichtlippus".
Entstehende Raumfeuchte in solch einer Konstruktion hat
keine Chance
ihren natürlichen Wege nach außen auch durch eine kapillare
Wand zu gehen, außen hängt die Wasser Bremse,
die sich
selber durch Kondensation im ausgekühlten Zustand bei bestimmten
Wettersituationen vielleicht auch
noch
mitaufsaugt. Die Feuchte in der Mantelmauer steigt langfristig dadurch
unverhältnismäßig an, als Ergebnis isolieren feuchte
Wände ja so gut, ha, ha, ha.
Das Infrarothermometer zeigt bei 20°C Raumtemperatur in den
Außenraumecken (egal wo) bei kaltem Wetter teilweise nur
11°C,
dass bei
solch einer Konstruktion die Feuchte ihren Taupunkt in den Ecken
wiederfindet ist sonnenklar. Wenn nun zusätzlich noch der
Schrank
davor steht kommt noch weniger warme Luft an die Wand und sie
kühlt dort noch mehr ab, als Folge freuen sich die
schwarzgrünen Freunde, die auch sicherlich nichts gegen die
Windstille
einzuwenden haben. Herrlicherweise setzt der Gipsus und die
Dissipertionalus-Farbe von deren Chemie her
betrachtet den grünschwarzen Freunden wenig entgegen und
läßt sie gewähren, hinzu kommt noch die
Rau-Zellulosus-Tapetus, die hier ihre aufzüchtenden Eigenschaften
bei
Feuchte beweisen kann.
Mein lieber Kollege, Freund und Neu-Muffelritter
hat sich meine bald antike heiß strahlenden Heizsonne
ausgeliehen
um die Wand etwas zu trocknen, da musste ich davon doch unbedingt Fotos
machen, da es gerade zum Thema passt. Tja jetzt heißt
es heizen in der Ecke, und lüften wie ein Depp, bald
frei
nach dem Motto mehr Fenster auf als zu. Wo liegt jetzt
bitteschön
der Vorteil solcher Muffburg Konstruktionen, dass diese Mauern
Feuchte anfällig werde, und bei der gerinsten stressigen
Wettersituation einfach kapitulieren und umkippen? Diese Burgen
funktionieren nur im trockenen Zustand und der ist in der
Praxis schwer zu halten. Echt schade, wenn von innen
her kostenintensiv
ausgetrocknet werden muss, was normalerweise durch eine sinnvolle
Konstruktion von alleine nach außen geschieht. Über die Monate hinweg summiert sich das auf.
Bloß nie in der Muffburg ein Rittersmahl mit fünf edlen
Rittersleut mit Zofen und ihrem kakaotrinkenden Kleingefolge
abhalten, wenn nur 1 Person 100ml pro Stunde Wasser an die
Umgebungsluft abgibt, sind das bei 10 * 5 Stunden gleich fünf
Liter Wasser in der Luft, die herrlich von der Einrichtung und der eh
schon nassen Wand aufgesaugt wird. 5 Liter sind 5000ml, bei einer
bemuffelbaren Wohnfläche von 75 Quadratmetern und 2.2m
Raumhöhe ergibt das ca. 165 Kubikmeter
Luftvolumen. Bei der völlig unrealistischen Annahme dass nie einer
das Fenster aufmachen würde oder dass die Saugleistung der bereits
vorgefeuchteten Wände gleich Null wäre ergibt das
5000ml/165m*m*m = zusätzliche 30ml/m*m*m, der Anstieg der
Raumfeuchte wäre gigantisch.
Nehmen wir nun an das Rittermahl hat
begonnen bei 20°C Raumtemperatur, 1013mbar Luftdruck und einer
relativen muffelburgentypischen Luftfeuchte von 65%, mit diesen
Bedingungen trägt jeder Kubikmeter Luft bereits 11.4 Gramm Wasser
in der Schwebe. So und jetzt kommen die übertriebenen 30
Gramm/Kubikmeter Luft hinzu, dass wären dann 41.4 Gramm
/Kubikmeter und sagen wir jetzt mal 24°C, die daraus resultierende
Feuchte würde weit auf über 100% ansteigen - geht nicht, es nebelt. Aber z.B.
90% relative Luftfeuchte, 24°C ergeben bereits ca. 20 Gramm
Wasserdampf pro Kubikmeter. Also Nebel wird die Party bestimmt
nicht verursachen, d.h. sehr viel geht auch noch in die Möbel,
Kleidung, Teppich usw. und vieles noch in die Wände. Klar werden sollte aber, jedes Prozent mehr
an besserer Entfeuchtung durch die großflächigen Wände
ist Gold wert, und jede Verhinderung der kapillaren
Entfeuchtungswirkung von massivem Gestein nach außen durch
ungeschickte Maßnahmen tut den Raumklima regulierenden
Eigenschaften sehr weh, dieser Raum hier ist defacto nicht mehr für sich
innen und außen abspielende raumklimatische Stress Situationen
geeignet.
Nehmen wir jetzt zu guter letzt an die relative Feuchte hätte sich
bei den 24°C auf 80% hochgeschimmelt, dann wären jetzt
immerhin ca. 18 Gramm Wasser in einem Kubikmeter Luft in der Schwebe
gehalten. Der Taupunkt läge dann bei sehr hohen 20°C, die
kalten Außenwände und Ecken der Muffelburgen sind im Winter
viel kälter, solche Dauer Partys in einer Muffelburg wären der
Zenit, das Paradies für nigerlein und flavius.
Das hier sind typische technische Hilfsmittel, die zu
Dauererscheinungen in einer richtigen Muffburg einfach dazu
gehören. Ich finde im linken Bild das italienische Wort Antimuffa
ist genial gewählt.
So ein tragbarer Kasten mit Luftumwirbelung
funktioniert ganz gut, der Lüfter macht halt Geräusche
besonders wenn es etwas leistungsfähiger sein soll, sonst
würde er ständig laufen. Es ist ein Trauerspiel wenn die
Raumfeuchte in manchen Wochen durch derlei Maßnahmen verringert
werden muss, Dinge die
normalerweise eine anständig aufgebaute Wand von umsonst erledigt.
Das Antimuffa entfernt ausgezeichnet und schnell, aber der Geruch ist
schon stark nach Chemie, d.h. nach der Anwendung, erst mal für ein
paar Stunden aus der Bude und das ein oder andere Fenster auf, aber was
soll's die Fenster auf ist der Bewohner ja gewohnt. Als kleine
Abhilfe gegen nigerlein und flavilein, kann man die Fenster nicht ganz
schließen, ich meine nicht das komplette Kippen, (was nur den
Sturz stark auskühlt, der dadurch eventuell noch mehr Wasser
zieht), sondern nicht ganz einrasten lassen, so dass die doppelte
Gummindichtung nicht mit voller Kraft schließt. Man merkt das
daran, das der Schall in diesem Zustand etwas lauter eindringt wie bei
voller Schließung und das Fenster ein wenig Spiel hat. Welch ein
Trauerspiel, erst viel Geld für Subber Dubba ultradichtos
spezialus Fensterlein ausgeben und dann diese bewußt nicht ganz
schließen zu dürfen, das ist dann letztendlich wieder ein
ähnlicher Zustand wie eine alte Einfachverglasung, die
auch belüftend wirkte, im Gegenteil sogar noch mit ihrer
kalten Glasfläche eine Sollkondensatfläche bildete und dem
Raum Feuchte entzog, vorausgesetzt wenn man ab und zu das Wasser
aufwischte. Beim
Nachdenken mit physikalischem Hintergrund fragt man sich was soll das
alles.
Ideale Muffburgenbewohner sollten daher am besten:
- im Idealfall etwas seltener darinnen wohnen (da feuchte Ausatemluft).
- öfters in den Urlaub fahren oder ab und zu mal bei den
Verwandten im Altbau wohnen, (damit mal für einen längeren
Zeitraum kein neues Wasser nachkommt).
- nicht kochen (da Feuchtedampf), oder besser kalt essen, ist auch gesünder.
- bloß nicht duschen (viel Dampf), sich vielleicht
höchstens mal ab und zu waschen oder den Beispielen der
Ex-Auserwählten folgen und sich parfümieren und einpudern,
siehste geht doch.
- bloß nicht diese ekligen Blattpflanzen aufstellen (alles
was gegossen wird geben diese Biester wieder ab), Plastikblumen tun's
auch.
- Aquarien vermeiden
- nicht die Wäsche im Zimmer trocknen
- keine Partys feiern mit Personengruppen >=1
- nicht den Fließenboden nass aufwischen (Feuchte), fegen geht auch.
Die verbleibende Wohnqualität ist doch ausreichend?
Und jetzt kommen natürlich
die "Lüftungskritiker"
- Lufticusstos nigerlein - , äh iiggittigit. Wisst ihr den Aufwand was
es
heißt in solch einer Muffelbude konstant muffelsichere 50-55%
Luftfeuchte hinzubekommen?, da sind die bewohnenden Muffelritter
entweder ständig am vorgeschrieben
Stoßlüften
(natürlich auch dann wenn sie am Arbeitsplatz sind und sich
das
Geld für die Luftentfeuchtungsgeräte verdienen) oder am
ständigen Heizungshochdrehen ohne dass sich viel bessert. Ja,
ja
immer der böse Wohnungsnutzer, der Knecht war schon immer schuld und die
Magd die Sonntag morgens immer im Bett rumliegt und nicht lüftet erst recht.
Nun endlich zurück zur Burg aus den Vorkriegszeiten,
in der ganz
andere
Verhältnisse herrschen, immer muffelsichere 40-55% Feuchte in jedem
Raum
fast egal zu welcher Jahreszeit, (im Sommer mehr, aber da juckt es
nicht sonderlich). Bei einer Innenraumtemperatur von 20°C haben
dort die
Außenecken im Winter innen ca. 17°C, genau das macht
den
Unterschied, der Taupunkt der sogar noch trockeneren Innenluft liegt
hier nämlich tief im Mauerwerk vergraben oder gar (fast) ganz
außerhalb und nicht irgendwo in sich vollsaufenden Pampen
oder
auf komischen Pampen Wandoberflächen die chemisch gar nicht
resistent gegen die
schwarzgrünen Freunde sind. Und bei der nächsten sich
bietenden günstigen Tageszeit, Sonneneinstrahlung oder
Wetterlage
trocknet das ganz gemütlich nach außen ab, dieser
Mechanismus ist konstruktiv vorgegeben, verschleißfrei und
kostenlos dazu! Die Bauten der Vor-BRD
Zeiten glänzen alle im Vergleich mit manchen heutigen
Fehlkonstruktionen:
- Keine Bonus-Heiz-Wandtrocknungskosten
- Keine Stoßlüft
Daueraktionen, welche die subber dubba alles dicht Fenster eingentlich
ziemlich fehl am Platz erscheinen lassen, mal ehrlich
- Keine Geräte und Stromkosten für
Lufttrockengeräte, die in schlimmen Fällen notwendig werden
- Kein Krach dieser Maschinen
- Keine dauer umwirbelnde kränkelnde Luft
- Keine
Zwangsentlüftung mit Lüftern,
Wärmetauschern,
halbjährlicher Filterwechsel, Krach und Trallala mit allerlei
technischer Abenteuer
All das zeigt die persönlichen Erfahrungen Bekannter mit einer
unglücklich konstruierten Muffburg gegenüber dem
geliebten
Dickmauer Altbau, der noch von Architekten konstruiert und von
Politikern befürwortet worden ist, die noch unter der Sonne
unserer letzten Kaiser geboren wurden.
Und zu guter letzt auch noch dieser Vergleich, in unserer 81 Jahre alten
Burg gibt es große Wandhohe Schränke, die direkt an
der
Außenwand stehen, frisch fromm und fröhlich schon
seit 50
Jahren, bei nur mäßigem Lüften, immer
schön brav
an der gleichen Stelle, da gab es soweit ich mich erinnern konnte noch
niemals einen sichtbaren Besuch der grünschwarzen Freunde.
Wieviele kalte Winter (1928/29, 1962/63, 1985/86, 2008/09) hat dieses
Gebäude schon unbeschadet überstanden, wieviele
heiße
Sommer? - Ohne auch nur jemals wegen des Wetters das Lüftungs-
und
gewohnte Nutzungsverhalten sonderlich abändern oder einschränken zu
müssen, das
ist wahrhaftige Wohnqualität und keine Muffburg.