Spannungsnormal im Selbstbau


Bilder zeigen den Aufbau eines Normal für Spannung, eine 10 Volt Spannungsreferenz, mit zusätzlichen Hilfsspannungen. Gedacht ist das Normal für eine private Nutzung im eigenen Elektroniklabor, zum Kalibieren von Multimetern und dem Erzeugen von genauen Strömen.

- Der Bericht ist keine Bauanleitung -

Leiterplatte
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Luftaufbau:

Gelötet ist die Schaltung auf einer Grundplatte, die meisten aller Verbindungen sind im Luftaufbau, die gesamte Elektronik ist auf kleinem Volumen verbaut. Luftaufbauten haben den Vorteil der 3D-Fähigkeit, geringste parasitäre Eigenschaften und sie unterliegen einem geringen mechanischen Stress. Die Bauteile sind freitragend angeordnet. Es sieht ungewohnt aus in den Augen der meisten Leser, es wurde mechanisch jedoch bedacht platziert. Ich auch hätte können ein wunderschönes Layout erstellen, wenn ich gewollt hätte - aber nicht für Stückzahl=1 und nicht bevor die Schaltung sicher ist.

Derartige Aufbauten können höchste Performance erreichen. Eine geroutete Leiterplatte zwingt während der Entwicklungsphase beim Aufbau stets die Schaltungstechnik in bereits vorgegebene Wege, der Luftaufbau lässt alle Freiheitsgrade die Schaltung ständig abzuändern, stets den Erfordernissen und den während des Aufbaus den neu gewonnenen Kenntnissen anzupassen. Der Erfahrungsgewinn und die tatsächliche Beherrschung der späteren Gesamtschaltung ist so am höchsten. Das dies kein serientauglicher Aufbau ist weiß ich selbst, das spannende ist meistens jedoch selten das Endprodukt sondern der Weg dahin. Mit Layouts anzufangen bevor die Schaltung absolut sicher steht, ergibt oft keinen Sinn, nur dann gleich aufs das Layout gehen wenn es Bauteile sind, die per Luftverdrahtung nicht mehr sinnvoll verdrahtbar sind, wie z.B. Fine-Pitch, Ball-Grid usw.

Jede einzelne Lötstelle wurde handgelötet unter einem modernen Leica Stereo Mikroskop unter Verwendung von zwei JBC Hand Lötstationen, eine davon kann mit Stickstoff als Schutzgas arbeiten. Alleine für die Lötstationen stehen ca. 30 Stück verschiedene Typen von Lötspitzen zur Verfügung, die Auswahl jeweils die richtige Menge an Wärme zu benutzen ist damit ausgezeichnet. Benutzt wurden vier verschiedene Sorten von Lötzinn, jeweils passend ausgewählt zur elektrischen Verbindung und Funktion.

Bauteile:

  • die Spannungsrefenzen sind ein bekannter Typ, der den fachkundigen Lesern bekannt ist - die Nennung spart man sich. Das schöne an diesen Exemplaren ist, sie hat einen Date Code aus dem Jahr 1991, unbenutzt und richtig alt (so alt kaum erhältlich) - ein schönes Gefühl, so lange natürlich vorgealterte Exemplare zu bekommen. Die Kunst mit diesem Referenztyp ist nicht das "Kaufen", sondern danach das "richtig machen", hierüber finden sich im Internet viele, teils sehr gute Diskussionen.
  • Eine weitere IC-Referenz, die beim Distributor derzeit schon für ca. 90 Euro verkauft wird
  • Litzen versilbert, mit Teflon Isolation.
  • Die verwendeten wichtigsten Widerstände sind ölgefüllte Metallfolien Widerstände im hermetisch dichten Metallgehäuse.
  • dazu die besten bekannten Drahtwiderstände der kleineren Bauformen, teilweise noch ganz weit aus dem Osten und den USA stammend.
  • Manche der Metallfolienwiderstände hergestellt schon in den 1980er Jahren, seitdem ungenutzt lagernd, sind dadurch lange natürlich vorgealtert und jetzt schonend verlötet. Die mit Kunststoff ummantelten auf den Fotos sind nicht ganz so gut wie manche der eingesetzen ölgefüllten, aber bei privatem Budget noch bezahlbar. Wer die teuersten Widerstände verwenden möchte, es ist eine Preisfrage und ein Warten bis zur Lieferung, von heute auf morgen geht da gar nichts. Hinzu kommt als Wert, Bauform muss man genau wissen welcher benötigt ist, sonst wird man nie fertig. Welcher Widerstand für welche Funktion ob Metallfoil, Drahtwiderstand mit welcher Legierung, IC Nickel-Chrom, das ist eine lange Diskussion und die Ansichten sind auch verschieden.

Ein paar weitere Impressionen:

Widerstand
richtig teuer im privaten Budget, besonders wenn man gleich zwanzig Stück davon kauft.


Widerstand Teiler  Rückseite
so fast nicht mehr zu bekommen, der Date Code ist eine schöne Sache. Als Teiler nur sehr selten in Auktionshäusern angeboten, wenn dann meistens in USA.


Auswahl Widerstände
genug Auswahl für ein bestmögliches 1:1 Matching.


selektierte Widerstände
in Vierleiter Methode mehrfach gemessen


Hilfsreferenz
Eine 5V Hilfsreferenz innerhalb der Schaltung, auch da wird selektiert um sich das Schönste auszusuchen.

Am Rande erwäht: aus statistischer Sicht zeigt der Summenwert 4,99.549 Volt entweder den Mittelwert der IC-Produktion,
die absolute Abweichung des DMM oder beides vermischt, es ist aber nicht so wichtig das zu ergründen.



Platinwiderstände
Temperatur Messung

  • zehn Stück PT100 in Serie geschaltet zu einem effektiven  PT1000
  • Kosten: 14 Euro pro PT100 im Versandhandel
  • Premium Hersteller, Klasse max. 0,1 Grad bei Null Grad
  • unterlegt mit Wärmeleitmasse, spannungsfrei verklebt mit leicht elastischem UV-Klebstoff
  • montiert am regelungstechnisch interessantesten Punkt, direkt auf Kupfer.
Ich hätte gern auch PT25 verbaut, das benötigt jedoch Kopfstände sie zu beschaffen. Diese PT100 waren die geeignesten Typen, die noch leicht käuflich gewesen sind.


Beheizte Elektronik

die gesamte Elektronik ist in temperaturgeregelter Umgebung
Balsaholzbox
Die Elektronik bekommt ein Metallgehäuse, welches in einer temperierten 40mm Wandstärke
Balsaholz Box untergebracht wird. Für dieses bisschen Holz sind schnell 40 Euro ausgegeben.


Thermosimulation


Das ganze Gebilde unterlag einer Thermosimulation.
Ich habe viel Zeit mit solchen Simulationen verbracht.


Temperaturregler

Schaltplan
Das ist der Schaltplan des simulierten Temperaturreglers


Schaltungssimulation
die zugehörige LTSpice Simulation.

Die maximale Heizleistung ist auf 13 Watt begrenzt,
mehr wollte ich den Batterien und der Stromversorgung nicht zumuten,
das ist auch genügend Reserve für kalte Umgebungstemperaturen.


skaliert in Kelvin

Simulation zeigt die eingestellte thermische Verstärkung des Regelkreis.
Die grüne Kurve ist die mögliche Heizleistung.

Bei ersten Versuchen unter noch nicht optimalen Isolationsverhältnissen, wurden um 15°C Temperatur Unterschied (Kammer zu Umgebung) einzuregeln etwa 2,5 Watt Heizleistung benötigt, (das wird sich beim fertigen Gerät noch verringern). Die verstärkte Regelabweichung lässt sich ganz leicht mit dem DMM an zwei Stellen in der Schaltung messen und zurückberechnen.

Das entspricht einer SOLL zu IST Abweichung von etwa 7 Milli Kelvin. Die Regelstrecke selbst ist in Näherung erster Ordnung mit Totzeit, sie schwingt aktuell ohne erkennbare Überschwinger auf den Sollwert ein. Erst bei zu starkem Erhöhen der thermischen Verstärkung (größere Steilheit der grüne Kurve) beginnt der Regler in der Praxis instabil zu werden und schwingt dann als Oszillator ein, dadurch erhöht sich jedoch die Settling Time auf die minimale Regeldifferenz, keine gute Idee. Hier gilt es die thermische Verstärkung nur so hoch zu wählen, dass der Einschwingvorgang sicher ohne Überschwinger stattfinden kann (idealerweise aperiodisch).

Wichtig ist es auch die Regelstrecke geschickt zu wählen, dass diese selbst über Temperatur temperaturstabil bleibt. Hierzu wurden möglichst lineare Transistoren auf dem Kennlinienschreiber ausgesucht und deren Temperaturkoeffizient durch die Schaltungstechnik weitgehend auskompensiert. In anderen Worten, die grüne Kurve sollte auch über Temperatur im Ideal unverändert bleiben.

Transistor Kennlinie
Ein linearer Leistungstransistor, mit gleichmäßigem Verstärkungsfaktor
(die beiden kleinen Hügel ca. auf hor. Linie 2 stammen vom Kennlinienschreiber, der möglicherweise einen kleinen Defekt hat)

Die Einschwingzeiten bei diesen Massen dauern etwa 15-20 Minuten, dann steht der Regler recht still. Um den Endwert zu erreichen dauert es ca. 2 Stunden, die letzten Milli Kelvin benötigen lange. Im stabilen Zustand lässt sich bei ändernder Umgebungstemperatur den Tag hindurch ganz wunderbar der Temperaturkoeffizient der angeschlossenen Multimeter beobachten.
Das ist ganz leicht feststellbar: man schließe gleichzeitig fünf Stück 6,5 digit Multimeter an das Normal, den Tag hindurch zeigt jedes davon einen etwas anderen Wert, mal geht ein DMM hoch, ein anderes dafür runter - ein erster Indikator (kein Beweis), dass das Normal gut temperaturstabilisiert ist man sieht die Drift der Multimeter. Gut beobachtbar wird die Sache wenn die Raumtemperatur um Größenordnungen von 10 Grad den Tag hindurch schwankt, besonders dann wenn sich die DMM außerhalb ihres empfohlenen Temperaturbereichs befinden. Idealer wäre es gegen ein temperaturstabiles anderes Normal gegenzumessen und die Differenzspannung der beiden Normale zu beobachten.

Schwierig war für den Regelkreis die dazu nötige offsetarme Elektronik, bei den gewählten hohen elektrischen Verstärkungen ging dies nur durch Auswahl der geeignesten Operationsverstärker, den zuvor selektierten Widerständen und einem bedacht zusammengelöteten Verstärker. Auch die offsetarmen Operationsverstärker des gleichen Typs sind mehrfach getauscht worden, bis es am Ende gut passte.

Tauschen heißt beim Luftaufbau nicht einfach aus den Fassungen "rein - raus" oder bequem den SMD Baustein mit dem Heißluftfön von der Leiterplatte auslöten, Nein - per Hand unter dem Mikroskop aus der Luftverdrahtung unter Einsatz von Klebstoff, Pinzette wieder ein- und ausbauen, die Zeit welche dabei nötig ist, ist heftig. Einbauen - Messen - Ausbauen - Einbauen - Messen - einige male, der Lohn dafür ist ein ziemlich offsetarmer Gleichspannungsverstärker trotz einem Gain 2000, bei gleichzeitig hoher Gleichtaktunterdrückung. Hierfür einen fertig konfigurierten Spezial ICs zu verbauen -nein- die waren mir zu ungenau und vom Baujahr her zu alt. Wenn schon den immensen Aufwand mit diesem Gerät, dann auch die aktuellsten geeignesten Operationsverstärker.

Letztendlich ist es gleichgültig ob die Regelabweichung Null Milli Kelvin ist oder etwas mehr, das ist Haarspalterei, wichtig sie bleibt konstant über die Zeit und die Betriebsbedingungen, das ist bedeutend schwieriger zu erreichen als eine kleine Regelabweichung. 
  • Die Bauteile sind von hoher Güte.
  • Die Differenz der Umgebungstemperatur zur Kammertemperatur spielt eine Rolle, bei sinkender Umgebungstemperatur steigt der Leistungsbedarf auf der grünen Kurve an und eine andere wenn auch geringe Milli Kelvin Abweichung ist die Folge.
Die zu regelnde 10V Spannungsreferenz hat in Experimenten ermittelt einen Temperaturkoeffizienten von -9ppm/°C , wenn sie ohne Heizkammer betrieben ist. An sich gar nicht schlecht als Referenz, für ein Normal zu hoch.
  • Am 10 Volt Ausgang entsprechen -9ppm/°C  ==>  -90µV/°C.
  • Messung: für 15°C Unterschied von Umgebung zu Kammer, 2.5Watt Heizleistung, 7mK Abweichung (grüne Kurve).
  • Annahme: für 30°C Unterschied von Umgebung zu Kammer, 7Watt Heizleistung, 15mK Abweichung (grüne Kurve).
  • 15mK-7mK = um 8mK kälter an der Temperaturmesstelle, wenn die Umgebung 15°C kälter geworden ist.
  • 8mK/1000mK = 0,008
  • 0,008 * 90µV = nur 0,72µV Differenz durch die endliche Reglerverstärkung wenn die Umgebungstemperatur um 15°C abfällt. Bei um 15°C gefallener Umgebungstemperatur steigt die Ausgangsspannung um 0,72µV an.
  • 0,72µV/15°C = 0,048µV/°C  im beheizten Zustand.
  • 0,048µV/10µV = 0,0048 ppm/°C im beheizten Zustand.
  • 0,0048 ppm / °C im beheizten Zustand.
Das ist eine niedrige Zahl, die mir keine Sorgen bereit. Anderen veränderliche Größen sind bedeutender als die endliche Reglerverstärkung.

9 ppm (unbeheizt) / 0.0048 ppm (beheizt) = Faktor 1875
Dieser Faktor entspricht ca. der eingestellten elektrischen Verstärkung des Temperatursignals.

Es gibt noch mehr Wege die Gesamtgenauigkeit weiter zu steigern - vielleicht in der nächsten Version eines Normals. Bevor das Alte fertig ist, ist man in Gedanken schon wieder beim Nächsten.


Außengehäuse:

Tigerwood Holz
Beginne das Gehäuse aufzubauen.
Das Holz ist schöner harter Tigerwood, es ist Parkettholz, hat den Vorteil einer langen Formstabilität. Die Eckteile sind gefräster und polierter massive Zwetschge mit einer kleinen Ahorneinlage. Die Wärmeisolation hat somit etwa 6cm Holz auf jeder Seite, davon 4cm aus Balsaholz.

Warum das alles?

Warum ich mir diese viele Arbeit hier mache - weil man es so nicht kaufen kann mit den speziellen Features genauso wie ich das Gerät am Ende möchte. Verwendung im privaten Elektroniklabor. Hervorragende Spannungsnormale mit garantierter Spezifikation kann man natürlich auch neu kaufen, ist eine Frage der Anschaffungskosten und des Bedarfs.

Aufwand und Zeitbedarf:

um zu zeigen, dass der Spaß so etwas privat zu bauen, finanziell und zeitlich auch nicht ganz ohne ist, eine Auflistung:


Bauteile 1500
spezielle Lote 250
Balsaholz 40
Außenhölzer 100
Metallgehäuse 500
vieles was hier noch auf die Liste kommt, aber noch nicht fotographiert wurde -
Summe Material bisher: 2390 Euro
Zeitbedarf Entwicklung für Aufbau, Messen, Simulation, Berechnungen - bisher: >400 Stunden


Koax Banane
Die Kontaktierung der Anschlüsse erfolgt mit vergoldeten Bananenbuchsen und soll auch möglich sein mit Banane-Koax-Adaptern,  die auf einen Abstand von 19mm stecken. Es sind insgesamt rund 10 verschiedene Spannungen, die nach außen geführt werden.


Berechnung Lochkreis
Zur Verfügung steht eine Kupferscheibe mit 130mm Durchmesser und 5mm Stärke. Der Durchmesser soll eingeteilt sein für genug Bananenbuchsen mit den Spannungen. Insgesamt 18 Bananenbuchsen werden kreisförmig verteilt, dabei soll jede Buchse zur anderen exakt 19mm voneinander entfernt sein, so daß zwischen zwei Buchsen auch der Koax-Banane-Adapter passt, da es manchmal günstig ist Gleichspannungen auch per Koaxialleitung abgereifen zu können.

Im Bild sieht man die Geometrie und die Berechnung der Abstände, eine recht einfache trigonometrische Berechnung. Von Interesse ist der neue Lochkreisdurchmesser damit das Maß 19mm später passt.

Mittelpunkt Ermittlung

Mittelpunkt Emittlung mit Zirkel

Wie ermittelt man den unbekannten Mittelpunkt einer Scheibe? Man könnte es mit dem Lineal an der breitesten Stelle ausmessen, aber das ist in der Praxis ungenau, ausprobieren, es gelingt nicht gut.

Einfacher ist es den Durchmesser nachzumessen mit einem Meßschieber und Kreise zu bilden vom halben Durchmesser, es ergibt sich obige Figur. Der Schnittpunkt ist der gesuchte Mittelpunkt und zwar relativ genau in der Praxis.

Den Zirkel kann man ganz am Rand einstechen und sechs Kreise ziehen. Selbst wenn die Kreisdurchmesser am Zirkel auch nicht ganz präzise eingestellt sind, ist das nicht schlimm - es sind sechs "Messungen", der Mittelpunkt der Scheibe bildet sich trotzdem präzise in der Mitte ab, selbst wenn die Schnittpunkte nicht präzise treffen, ist der Punkt deutlich auszumachen. Man kann es auch als eine geometrische Mittelwert Bildung betrachten.

Winkelscheibe

Winkelscheibe am Mikroskop
Sehr hilfreich sind solche Winkelscheiben, die Winkel Einteilung ist bei bekanntem Scheibenmittelpunkt damit ein Kinderspiel.

Das Markieren der Löcher geschieht am besten unter einem Mikroskop mit der Zirkelspitze, damit läßt sich die exakte Winkel Position sehr genau bestimmen und es ist eine gute Führung  für das folgende Anbohren mit kleinem Bohrdurchmesser.

polierte Kupferscheibe
So sieht die gebohrte Kupferscheibe aus, die anschließend geschliffen und poliert wurde.

Blauer Enzian in spiegelnder Kupferscheibe

Kupfer spiegelnd geschliffen und poliert
Macht Spaß im Garten damit nach netten Fotomotiven zu suchen.

montierte Bananenbuchsen

Bananenbuchsen montiert
Montierte vergoldete Bananenbuchsen für die Spannungen und jeweils Masse. Zur Befestigung dienen die beiden geschliffenen und polierten Hutmuttern aus Edelstahl.

Universelles Öl

polierte Kupferronde
Es ist immer eine große Frage mit was schützt man polierte Oberflächen? Gibt keine eindeutige Anwort. Lack war mir zu endgültig und zudem schwierig dazu ihn eben aufzutragen - sowie einmal drauf, alles danach kann kompliziert werden.  

Entschieden habe ich mich für dieses Universalöl, es ist sehr alterungsstabil, verharzt nicht, ist umweltverträglich und jederzeit neu auftragbar. Das dieser Glanz nicht immer so bleibt ist mir klar, aber er wird recht lange halten und jederzeit neu auffrischbar sein. Das Universalöl ist zusätzlich leicht alkalisch, was günstig gegenüber Berührungen von Säuren aus der Haut ist, wobei ich nicht vor habe Abdrücke draufzusetzen.

Die Scheibe könnte man auch gut verchromen, wollte jedoch die Kupferfarbe sichtbar lassen. Kupfer hat noch einen Vorteil, durch den guten thermischen Kurzschluss des massiven Kupfers, haben die Buchsen alle eine ähnliche Temperatur.


Gehäuse
Das Gehäuse aus Tigerwood, die Rundungen aus Zwetschgen Holz, der Boden und der Deckel aus Eiche, die untere Schublade aus Jatoba und Ahorn.

Viele Holzsorten auf einmal, kann man machen - muss man nicht.


Frontseite
Die Scheibe kommt dann über die Schublade.


Gehäuse

Schublade
Die Schublade dient zur späteren Aufnahme von Messzubehör, der Bedienungsanleitung und der Papiere zur Kalibration. Es ist die Erfahrung, das diese Dinge sonst immer verloren gehen. 

Schelllackpoliert
Das Gehäuse ist poliert mit orangefarbenem Schellack. Kaum eine Holzoberfläche ist so schön und so wunderbar angenehm griffig wie zigfach aufgetragener Schellack oder ein anderes aufpoliertes Harz.

Die Arbeitszeit hierfür ist enorm, die Trocken- und Härtezeiten ebenso. Oberfläche mehrfach grundiert mit Holzöl und ca. 15 Schichten Schellack, mal sehen vielleicht werden noch ein paar weitere draufpoliert. Der Glanzgrad und die Ebenheit ist noch weiter steigerbar, das kann in wahren Meisterschaften ausarten, wer es drauf anlegt.

Der Schellack ist die letzten paar Monate mittlerweile gut eingesunken, so dass es so bleiben wird. Auch die mehrfache Grundierung mit ausgehärtetem Holzöl vermindert das lange Einsinken des Schellack und schließt die oberen Holzporen. Das vorherige Ölen feuert die Farbe noch stärker an. Der orangefarbene Schellack mindert den Konstrast ziwschen der gelblichen hellen Eiche und dem dunkleren natürlich rot-orangefarbenem Tigerwood.

Die obersten Schichten enthalten auch Benzoe Harz, das ist ein Harz das auch oft als Weihrauch genutzt wird. Der Geruch beim Polieren ist angenehm süßlich, ähnlich wie Vanille und der Geruch am Holz hält lange an. Benzoe ist etwas schwieriger aufzutragen als Schellack, hat aber einen etwas höheren Glanzgrad. Es gibt viele verschiedene Lackmischungen aus den verschiedensten Harzen, Copal, Sandarak, Mastix, Bernstein..... alle sind schön mit individuellen Eigenschaften, wenn man es mit der Zeit rausbekommen hat sie aufzutragen.

Wenn man einmal damit angefangen hat wird man seine Hölzer und Möbel nicht mehr wieder mit künstlichen Lacken versehen. Im Prinzip ist es technisch betrachtet ein einfacher Vorgang und macht auch Spaß, die Kunst liegt in der Festigkeit beim Lernen, dem Ertragen von Fehlschlägen und das Wichtigste im Erlernen der Geduld und des Wartens.

Zeitung lesen im Schellack
Im polierten Schellack lassen sich Spiegelbilder gut erkennen.


---- Wird fortgesetzt ----


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