339A Distortion Measurement Set![]() ![]() ![]() HP 339A Distortion measurement set
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Das Gerät ist im Innern auch nach 30 Jahren im Innern noch
blitzeblank sauber, die mechanisch geschlossenen Konstruktion macht
sich bewährt. Sensible Signale sind über
Koaxialleitungen
geführt. Die vergoldeten Leiterplatten glänzen im
Blitzlicht,
das Gerät ist leicht zerlegbar, man kommt gut an Testpunkte
und
die Bauteile heran, so macht Elektronik noch Spaß. |
Der HP 339A Audiomessplatz stellte in den Siebziger Jahren wohl die
letzte "Evolutionsstufe" der rein-analogen Audiomessgeräte von HP dar.
Eine Beschreibung der Funktionen und viele schöne Bilder findet sich
bereits im Beitrag von Andreas auf diesen Seiten. Mit dem Nachfolgemodell 8903x zog die digitale Technik mit unbestreitbaren Vorteilen wie beispielsweise der Übermittlung der Daten via GPIB/IEEE-488-Schnittstelle oder automatisierten Testabläufen ein. Das Kernstück des 339A, der hochwertige Oszillator, steht in einer langen Tradition von Audio-Oszillatoren von HP. Ein Wort zum Verzerrungsmessgerät/Distortion Analyser: Das im 339A verwendete Messverfahren ermittelt THD+N. Also werden hierbei nicht ausschliesslich die Verzerrungen durch die Harmonischen bis zur x-ten Oberwelle alias THD ermittelt (wobei übrigens sowohl x als auch die Messbandbreite angegeben werden müssen). THD+N Messungen beziehen halt auch das Rauschen mit ein. Die Grundwelle wird hochwertig gefiltert und sowohl die harmonischen Verzerrungen als auch das Rauschen innerhalb selektierbarer Bandbreiten werden mit einem RMS-Messgerät ermittelt. Bei vielen Messgeräten wurde allerdings bis in die Siebziger und Achtziger Jahre hinein nicht sorgfältig zwischen THD und THD+N unterschieden... Die Spezifikationen des 339A sind auch heutzutage noch beeindruckend. Besonders der Oszillator ist mit min. etwa -95 dB THD+N innerhalb einer Bandbreite von 10 Hz bis 20 kHz hervorzuheben (dies hängt natürlich auch vom Pegel und der Belastung ab). Das Nachfolge-Modell HP8903A spezifiziert hier "besser als" -80 dB zwischen 20 Hz und 20 kHz und erreicht in der Praxis wohl etwa -90 dB. Dies stellt also zumindest bei diesem Parameter keine Verbesserung genüber dem 339A dar... Vergangenen November konnte ich ein 339A-Gerät mit der Serien-Nummer 2902A07635 für den Gegenwert einer ordentlichen Bohrmaschine erwerben. Nach dem Reinigen der Oberflächen und der Front habe ich das Gerät zunächst auf die internen Versorgungsspannungen geprüft und für ordentlich befunden. Die folgenden Fotos zeigen einige dieser Schritte. Erste vorsichtige Tests bestätigten den guten Eindruck und den hervorragenden Zustand des Geräts. Das Gerät benötigte lediglich einen Frequenzabgleich des Oszillators und hält alle Spezifikationen sehr gut ein - und das nach über 30 Jahren (!). Trotz der Beliebtheit des HP 339A konnte ich im Internet derzeit (Februar 2010) keine aussagekräftigen Messdaten finden. Da ich beruflich einen Audio Precision System One Messplatz nutzen kann, habe ich hiermit einige einfache Messungen vorgenommen. Details finden sich unten. Bemerkenswert ist die unterschiedliche Verbreitung der Audio-Messgeräte von HP im Vergleich USA zu Zentraleuropa und Deutschland. Während in den USA regelmässig Gebrauchtgeräte in Online-Auktionen angeboten und in Foren sehr viel Informationen zusammengetragen werden, scheint der Markt und der Enthusiasmus in Deutschland doch beschränkt zu sein. Ich vermute, dass das relative hohe Preisniveau der Geräte und der damalige Wettbewerb durch inländische Anbieter wie Wandel und Goltermann oder Rohde & Schwarz sicherlich zum leicht exotischen Status der HP 339A-Geräte hierzulande beigetragen hat. In einigen Internet-Foren werden die Bedienknöpfe des HP 339A als Problem identifiziert. Die Skalen und Knöpfe brechen wohl recht leicht und sind sehr selten gebraucht erhältlich. Vielleicht hervorgerufen durch Kunststoff-Versprödung? Bei meinem Gerät ist jedenfalls alles in Ordnung. Ich habe die Knöpfe mit Armor-All-Spray behandelt und habe beschlossen, das Gerät in einem preiswerten 19"-Rack mit Deckel aus dem Zubehörhandel für Musiker unterzubringen. Damit sperre ich Staub und UV-Licht schon einmal aus... Ich freue mich sehr über ein sehr gut erhaltenes Exemplar und bin über die Qualität des Aufbaus und der Schaltungen begeistert. Auch habe ich in den letzten Wochen sehr viel Respekt über die Leistung der Entwickler bekommen, die unter den damaligen Bedingungen Erstaunliches vollbracht haben. |
FFT_1kHz_1Vrms_HP339A_Dec09.pdf | FFT_2kHz_1Vrms_HP339A_Dec09.pdf FFT_10kHz_1Vrms_HP339A_Dec09.pdf FFT_22kHz_1Vrms_HP339A_Dec09.pdf |
Eine schnelle Fourier-Transformation (FFT) des Ausgangssignals des
339A. Pegel 1Vrms und Frequenz von nominal 1 kHz. Man beachte den
geringen Rauschteppich deutlich unterhalb 100 dBV, einige kleine
Ausreisser lassen sich gut tolerieren. |
Auch bei
anderen Frequenzen zeigt sich: Die spektrale Reinheit ist für ein
Gerät dieser Klasse und diesen Alters sehr gut! Man kann sehr schön das mit steigender Frequenz zunehmende Übersprechen auf den zweiten, unbenutzten Kanal beobachten. Dies ist durch kapazitive Kopplung verursacht; ist jedoch in diesem Rahmen völlig unkritisch. Nebenbei bemerkt: Bei dem FFT-Graph bei 22kHz ist die Y-Skala verschoben, da ich die Einheit relativ zu einem voreingestellten Pegel gewählt hatte (dBr), die anderen Messungen jedoch auf 1V bezogen sind (dbV). Das macht nichts, solange man sich über diese einfache "Verschiebung" klar ist. |