Ein solches Gerät 1978 zu entwickeln
und zu bauen war eine großartige Leistung.
Die Signalpfade mussten amplituden und phasenstabil sein von DC bis zu
50MHz Rechtecksignalen.
Das wurde im Analogteil fast alles vollkommen diskret aufgebaut, Auch
der Sinus Wave Shaper, der VCO usw. ist alles weitgehend diskret
aufgebaut. Es gibt in dem Gerät nur vier ASICS, zwei VCAs zur
Amplitudenmodulation und der Pegel-Feineinstellung sowie zwei spezielle
HF Transistor-Arrays wurden von hp hergestellt.
Entsprechend den Anforderungen und wegen der zu dieser Zeit zur
Verfügung stehenden Technologie ist das Gerät ein Juwel an
analoger und digitaler Schaltungstechnik. Wer sich für die
Schaltungsdetails interessiert, der kann sich das komplette User und
Servicemanual bei Agilent herunterladen. Weil keine hochintegrierten
Spezialchips eingesetzt wurden, kann man die Schaltungstechnik des
Gerätes sehr gut nachvollziehen.
Trotz seiner rund 30 Jahre ist ein gut erhaltenes 8165A auch heute noch
uneingeschränkt nutzbar, bei der Bedienung merkt man ihm sein
Alter kaum an. Auch die 30 jahre alte GPIB Schnittstelle funktioniert
noch an aktuellen Rechnern.
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Der 8165A im Detail:
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Das Gerät besteht durchweg aus absolut hochwertigen
Bauteilen (Wie alle hp Geräte). Ausschließlich 1%
Metallfilm-Widerstände (Diese waren 1979 keineswegs Massenware wie
heute), hochwertige Elkos, die in meinem Gerät auch heute noch
alle funktionieren wie am ersten Tag und das Beste, was man an
Halbleitern zu der Zeit bekommen konnte. Auch die Leiterplatten sind
von allerbester industriequalität.
![](8165 1/8165a oben_small.jpg)
<8165A oben>
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Auf der linken Seite befinden
sich die Synthesizer-Baugruppen wie VCO Steuerung, digitale LF
Erzeugung, PLL, sowie der Sweepgenerator und Burstzähler. In der
Mitte der VCO, Wave-Shaper und verschiedene Schaltungen zur
Signalkonditionierung. Rechts die Endstufe und die Stromversorgung.
Blockschaltbild zur Signalerzeugung:
![](8165 4/Synthesizer_small.jpg)
<Synthesizer>
Die PLL ist sehr aufwendig bei diesem Gerät, sie besteht aus den
Funktionsblöcken A8 und A9, der von der PLL gesteuerte VCO
befindet sich in Baugruppe A5. A9 (Reference Loop) enthält den
10MHz Referenzgenerator, zwei PLLs zur Erzeugung der Referenzfrequenzen
für die Main-PLL und eine Mischstufe. PLL2 erzeugt eine
Referenzfrequenz von 802Hz..900Hz für die Main-Loop. PLL1 erzeugt
eine Referenz von 1.9kHz..10,8kHz, die auf einen Mischer gehen. Auf den
Mischer geht ebenfalls die Frequenz des Main-VCO in A5, geteilt durch
1, 10, 100 oder 1000. Zudem wird dieses Signal über einen
Rampengenerator und einen Sinus Shaper in eine Sinusform gebracht, um
zu verhindern, dass die PLL auf eine Harmonische des Rechtecks
einrastet. Vorteil dieser Schaltungstechnik mit insgesamt 3 PLLs ist,
dass die Main-PLL immer nur eine möglichst geringe
Differenzfrequenz erhält und somit schnell einrastet. A8
enthält die Steuerung des Main-VCO. Am Eingang der Phasendetektor
der PLL, weiter ein D/A Wandler, über den die CPU den
Arbeitsbereich des VCO vorgibt und der Ausgangstreiber zur Ansteuerung
des VCO. Zudem kannn die PLL abgeschaltet und der VCO direkt
angesteuert werden, dies ist der Fall wenn der 9165A als
Sweep-generator betrieben wird oder wenn die FM Steuerung aktiv ist.
Beim Betrieb mit dem Sweepgenerator gibt der Prozessor die Daten
für die Frequenzen nacheinander auf den Bus, ein D/A Wandler
erzeugt daraus eine Steuerspannung, die über eine Anti-log
Schaltung zur Erzeugung eines logarithmischen Verlaufes der
Sweepfunktion auf den VCO geht.
![](8165 1/Reference Loop_small.jpg)
<Reference Loop>
![](8165 2/VCO Control_small.jpg)
<VCO Control>
![](8165 2/Sweep Generator_small.jpg)
<SWEEP Generator>
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Frequenzen
unterhalb von 1kHz werden nicht mehr analog von dem VCO erzeugt sondern
von dem digital arbeitenden LF Generator. Dabei dient eine bestimmte
Frequenz des VCO als Eingangsfrequenz, welche dann durch einen von der
CPU konfigurierbaren Teiler heruntergeteilt wird und einen
Auf/Abwärtszähler ansteuert. Ein damit angesteuerter D/A
Wandler erzeugt daraus ein Dreieck mit einer Frequenz unterhalb 1kHz.
Durch entsprechende Kombination von Teilungsfaktor und VCA-Frequenz
können Frequenzen von 0,001Hz bis 999Hz erzeugt werden in
Schritten von hinunter zu 0.001mHz. Diese Baugruppe erweitert also den
Frequenzbereich des VCO nach unten, sie wird unterhalb von 1kHz in den
Signalweg zwischen VCA und den nachfolgenden Stufen im Block A5
geschaltet.
![](8165 3/LF Generator_small.jpg)
<LF Generator>
Die Burst Karte ist ein von der CPU programmierbarer Zähler, der
nach Empfang eines Triggersignals eine programmierte Anzahl von
Signalen freigibt (1..1999) und dann den Generator bis zum
nächsten Triggersignal sperrt.
![](8165 1/Burst_small.jpg)
<Burst>
Funktionsblock A5 in der Mitte des Mainboards.
![](8165 2/A5_small.jpg)
<A5>
Dieser Teil enthält den
VCO, welcher ein Dreiecksignal von 1kHz bis 50MHz erzeugt, ein
Komparator zur Rechteck und Impulserzeugung aus dem Dreieck, den
Sinus-Shaper, der das Dreieck zu einem Sinus formt, die
Signalumschaltung und eine darauf folgende differentielle Treiberstufe.
Dieser Teil des hp 8165A war mit Sicherheit sehr anspruchsvoll in der
Entwicklung. Alle Stufen sind DC gekoppelt, sie müssen von 0,001Hz
bis über 50Mhz arbeiten und temperatur und amplitudenstabil sein.
Da hier fast alles diskret aufgebaut ist, wurden eine Menge
schaltungstechnische Feinheiten eingebaut, um die Daten zu errreichen.
Auch ein VCO, der stabil von 1kHz bis 50MHz arbeitet und dabei
über den gesamten Bereich saubere Signale liefert ist alles andere
als trivial. Die Schaltungen sind sehr aufwendig und nicht immer
einfach zu verstehen.
Diese Bilder geben einen Eindruck davon, was hier an Finetuning
betrieben wurde.
Hier ein Teil des VCO:
![](8165 2/Detail VCO_small.jpg)
<Detail VCO>
Hier ein Teil des differentiellen Treibers, der das Signal zu der
AM-Modulatornaugruppe weitergibt. Zu sehen ist eines der hp Transistor
Arrays in einem ungewöhnlichen Vollmetallgehäuse. Auch hier
wurde optimiert, die Ferritperle ist in älteren Baureihen des
8165A nicht vorhanden.
![](8165 3/Driver_small.jpg)
<Driver>
![](8165 1/AM und GPIB_small.jpg)
<AM und GPIB>
Rechts von Schaltungsblock A5 sind auf einem Metallträger zwei
kleinere Baugruppen montiert, links der AM Modulator, der sich im
Signalweg zwischen Endstufe und A5 befindet. Rechts das GPIB Interface.
Rechts davon als letzte Steckkarte ein Modul, welches zum einen die
Regler und den Überstromschutz des Netzteils enthält (rechte
Seite) und das Interface zur Steuerung der Endstufe und des Offsets auf
der linken Seite, welches von der CPU gesteuert wird und mit den
erzeugten Steuerspannungen den VCA in der Endstufe einstellt.
![](8165 2/Power & control_small.jpg)
<Power & Control>
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Der
Leistungsteil des Netzteils befindet sich rechts hinten, der
Kühlkörper der Leistungstransistoren ist auf der
Rückseite montiert.
Der riesige 32000µF Elko für die Versorgung des Digitalteils
hat noch exakt seinen Wert, sein ESR liegt im Milliohmbereich.
![](8165 2/Power1_small.jpg)
<Power>
Der Netztrafo:
![](8165 3/Trafo_small.jpg)
<Trafo>
Rechts vorne befindet sich die Endstufe. Diese hat hat ein recht
ungewöhnliches Schaltungskonzept, sie arbeitet als gesteuerte
Stromquelle und nicht als Spannungsquelle.
Der Strom wird dann entweder auf einen 50Ohm oder einen 1kOhm
Abschlußwiderstand gegeben. Im ersten Fall erhält man den
üblichen 50Ohm Spannungsausgang, im 1kOhm Mode arbeitet der
Ausgang als hochohmige Stromquelle. Das Modul an der Seitenwand erzeugt
die Offsetspannung des Ausgangssignals. Der Offset wird hier nicht
über die Endstufe erzeugt sondern über diese
Gleichstromendstufe.
![](8165 3/Endstufe_small.jpg)
<Endstufe>
Im Bild oben der VCA Chip.Die Pegeleinstellung erfolgt einmal über
umschaltbare Abschwächer am Endstufenausgang in groben Schritten,
die Feineinstellung erfolgt über den VCA.
![](8165 3/VCA_small.jpg)
<VCA>
Hier der Relaisgesteuerte Pegelabschwächer der Endstufe im Detail.
Mittels Transistoren werden pegelabhängig verschiedene
Kompensationsnetzwerke zugeschaltet.
![](8165 3/Detail Endstufe_small.jpg)
<Detail Endstufe>
Hinter der Frontplatte befindet
sich die Prozessorkarte.
Rechts die CPU, RAMs und ROMs, der Rest ist die Bussteuerung,
Tastaturscanner und Anzeigesteuerung. Auch die Speicherakkus und die
Ladeschaltung dafür befindet sich auf diesem Board.
![](8165 4/cpu1_small.jpg)
<CPU1>
Hier kommen kommen historische Chips zum Vorschein wie eine 6800 CPU,
zusammen mit einem MC6821 PIA Chip. Rechts oben die ROMs mit der
Systemsoftware. Das sind maskenprogrammierte Chips, die zudem
eingelötet sind. Nichts also mit Firmwareupdate. Bleibt zu hoffen,
dass sie nicht ausfallen, sonst wird es sehr schwierig mit Ersatz.
In der Mitte die RAMs für den Arbeitsspeicher und den gepufferten
Setupspeicher. Insgesamt gigantische 3 kB Speicher.
![](8165 4/CPU2_small.jpg)
<CPU2>
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Mein 8165A wurde dem Datecode der
Halbleiter nach sehr wahrscheinlich 1984 gebaut, ich habe ihn defekt
gekauft, als Gerät zum Ausschlachten wurde er angeboten.
Fehlerbeschreibung lautete, dass das Gerät nur ERROR anzeigt, kein
Signal erzeugt und auf keinen Tastendruck reagiert.
Er kam in einem optisch erfreulich guten Zustand an, nur die
Gerätefüße fehlten wieder einmal, 4 Stück aus
meinem Vorrat beseitigten den Mangel.
Innen war das Gerät allerdings erheblich verschmutzt, die
komplette rechte Seite lag unter einer dicken, schwarzen Staubschicht,
die von dem Lüfter in das Gerät geblasen wurde. Es hatte also
bereits viele Betriebsstunden hinter sich. Am Gehäuse befanden
sich noch die Haltewinkel für ein Rack, es war also in einem Rack
eingebaut und lief vermutlich in einem Teststand oder wo auch immer
jahrelang rund um die Uhr, wurde irgendwann ausgemustert und von
jemanden mitgenommen, der damit nichts anfangen konnte und ihn dann bei
eBay angeboten hat.
Das Gerät wurde zunächst mal gründlich gereinig und
visuell überprüft, dann ein erstes Einschalten.
Die LEDs zeigten irgend einen zufälligen, sinnlosen Blödsinn
an, die ERROR Anzeige des Display blinkte, so wie in der Beschreibung
vorhergesagt.
Normalerweise ist so etwas gar nicht gut, es bedeutet, dass der
Prozessor abgestürzt ist. Bei alten Geräten kann so etwas
eine lange und mitunter frustrierende Fehlersuch nach sich ziehen und
dann abrupt enden, wenn ein defekter Chip nicht mehr erhältlich
ist. So hätte ich auch gedacht, wenn ich nicht vor einiger Zeit
bei dem selben Generatortyp, der bei meinem Arbeitgeber immer noch an
einen Baugruppentestplatz steht und tadellos funktioniert, diesen
Fehler selbst erzeugt hätte, als ich den Speicherakku dieses
Generators getauscht habe.
Der 8165A hat eine Eigenschaft, die, wenn man sie kennt, diesem Fehler
sofort jeden Schrecken nimmt, er ist nämlich absolut harmlos und
einfach zu beseitigen. Der Generator hat auf seiner CPU Karte zwei
Pufferakkus zum Speichern der 9 Gerätesetups und der letzten
Einstellung. Wurde die Versorgung der RAM Chips unterbrochen, weil die
Akkus defekt oder entladen waren oder ersetzt werden mussten, dann
tritt genau dieser Fehler auf. Normalerweise nehmen Geräte in so
einem Fall eine Grundeinstellung ein und funktionieren ansonsten wieder
problemlos. Nicht der 8165A! In den RAMs stehen bei Aufall der
Backupspannung irgendwelche Zufallsmuster, die nicht beim Start auf
einen definierten Wert gesetzt werden. Der Prozessor verarbeitet die
sinnlosen Daten, was zu Fehlern bzw. zum Absturz führt. Auch das
Display zeigt nur wirre Zufallsmuster. Ich weiß nicht, warum das
von hp so gemacht wurde, vielleich waren die damaligen Programmspeicher
zu klein und es gab keinen Platz mehr für ein default-setup. Oder
man hat dies schlichtweg nicht bedacht.
Die Akkus waren vollständig tot und hatten ihr Elektrolyt bereits
auf der Leiterplatte verteilt. Ich habe sie ersetzt, dabei habe ich die
Leiterplatte so weit es möglich war von Resten des ausgelaufenen
Elektrolyts gesäubert. Das ist eine absolute Drecksarbeit und 100%
vollständig bekommt man das Zeug nicht mehr weg, wenn es sich mal
irgendwo reingefressen hat.
Man kann es nur immer und immer wieder sagen: Leute, schaut ab und zu
in diese alten Geräte und überprüft die Akkus und
gegebenenfalls Batterien! Aber das macht einfach fast niemand, ich
weiß wirklich nicht warum. Die Schäden durch ausgelaufenes
Elektrolyt sind mitunter immens.
Mit neuen Akkus ausgestattet wurde das Gerät wieder gestartet,
nach wie vor zeigte es nur Blödsinn an.
Der Verkäufer gab an, dass das Gerät zudem nicht auf
Tastendrücke reagiere. Stimmt nicht, er konnte es nur nicht
bedienen. Die Bedienlogik dieses Gerätes ist etwas
gewöhnungsbedürftig, aber eigentlich sehr logisch. Es geht
immer von links nach rechts: Parameter auswählen, numerischen Wert
mit den Zifferntasten eingeben, Eingabe mit der gewünschen
Größenordnung abschließen, fertig. Mit planlosem
Herumtapsen auf den numerischen Tasten erreicht man allerdings keine
Reaktion. So, nun muss man alle Einstellungen des Gerätes mit
einem sinnvollen Wert belegen. Mit alle meine ich wirklich ALLE, auch
die versteckten. Diese Grundeinstellung speichert man zudem auch auf
allen Presets ab. Jetzt sind die Displayanzeigen wieder sinnvoll und
die Erroanzeige verschwindet, der Prozessor funktionierte wieder
einwandfrei.
War doch ganz einfach, oder?
Der nächste gerätetypische Schwachpunkt nach rund 30 Jahren
Betriebsdauer ist das Tastenfeld und das Display, hier waren auch
Wartungsarbeiten notwendig. Die Einheitenanzeige für Volt und kHz
funktionierten nicht, die Tasten waren schwergängig, die mittleren
Tasten prellten sehr stark. Es war notwendig die Fronteinheit zu
zerlegen und das Tasten/Displayboard auszubauen. Die Tasten wurden mit
Kontakt WL gereinigt, danach waren sie wieder leichtgängig. Leider
lässt sich gegen das Tastenprellen bei den Eingabetasten in der
Mitte nicht viel ausrichten, man kann man nur versuchen das Problem mit
Kontaktreiniger von außen zu mildern, ganz bekommt man das
Prellen nicht weg.
Bei den Tasten handelt es sich nicht um Leitgummi-Tasten, es sind
Metallkontakte (sog. Knackfrösche) welche die Leiterplatten
kontaktieren. Der Kunststoffrahmen, in dem sich die Kontakte befinden,
ist mit der Leiterplatte verschweißt. Um an die Kontakte dieser
Tasten zu kommen, um sie zu reinigen, müsste man den
Kunststoffrahmen, unter dem sie sich befinden, zerstören. Da es
dieses Ersatzteil nicht mehr gibt, sollte man das besser unterlassen.
Alle 8165A, die ich kenne, haben das Prellproblem mehr oder weniger
stark ausgeprägt.
Die Anzeigen für die Einheiten werden nicht von LEDs beleuchtet,
sondern von Miniaturglühlampen, die sich in der Mitte eines
Reflektors befinden. Die meisten waren nach so langer Betriebszeit
defekt. Es sind Lampen für 5V mit 60mA Stromaufnahme. So etwas
habe ich nirgends in der dieser Bauform gefunden. Bei Reichelt gibt es
welche mit 5V 40mA in passender Bauform (Typ L3219), mit denen geht es
problemlos, deren Helligkeit reicht trotz 40mA statt 60mA völlig
aus. Ich habe alle Lampen ersetzt. Nach dem Zusammenbau funktionierten
die Anzeigen alle wieder. Die Tasten (bis auf das Prellen) ebenfalls,
dafür war jetzt aber die gelbe Statusanzeige der "Burst" Taste
nicht mehr vorhanden. Also Fronteinheit wieder ausbauen und nachmessen,
die LED in der Burst-Taste hatte eine Unterbrechung und musste ersetzt
werden, dann war auch dieses Problem beseitigt.
Nun wurden als nächstes alle Grundfunktionen des Gerätes
überprüft. Sinus und Dreiecksignale waren in Ordnung, die
Pegeleinstellunenn, Sweep-Funktion usw. ebenfalls. Allerdings gab es
ein paar Pegel und Offsetsprünge an einigen Stelle. Das konnte
durch Abgleichen beseitigt werden. Ein Komplettabgleich des
Gerätes steht allerdings noch an, dazu später mehr.
Was nicht in Ordnung war, war das Rechtecksignal. Die Anstiegszeit war
deutlich länger als die Abfallzeit, zudem war der positive
Signalanteil kleiner als der negative. Bei höheren Frequenzen war
das ganz besonders ausgeprägt. Ab ca. 30nS Periodendauer
fällt der Pegel auf der positiven Seite stark ab, bei maximaler
Frequenz war er nicht mehr vorhanden.
![](8165 4/Fehler 1.gif)
<Fehler1>
![](8165 4/Fehler 2.gif)
<Fehler2>
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Da war eindeutig was defekt.
So, erst mal in Ruhe überlegen. Sinus, Dreieck und
Rechtecksingnale werden alle aus dem Dreiecksignal des VCO abgeleitet
oder aus dem digital erzeugten Dreieck des LF Generators, Sie splitten
sich auf und werden im Signalteil (in der Mitte des Mainboards)
getrennt behandelt. Das Dreieck und die Rampen gehen durch verschiedene
Verstärker, Pegel und Offsetanpassungen und werden dann über
eine Schaltstufe auf eine differentielle Treiberstufe geleitet. Danach
geht es weiter zu dem AM Modulator und der Endstufe.
Beim Sinus ist es ähnlich, nur das da noch der Sinus Shaper
dazwischen liegt, der das Dreieck zu einem Sinus "verbiegt".
Beim Rechteck durchläuft das Dreiecksignal einen diskret
aufgebauten Komparator, dann geht es über einen Levelshifter
ebenfalls zu der Schaltstufe und dem differentiellen Treiber. Das
Gerät kann auf "invert" geschaltet werden, damit wird das Signal
invertiert. Mittels Relais wird dabei die beiden differentiellen
Eingänge nach Durchlaufen der VCA-StufeAusgange getauscht. Sobald
man "invert" betätigte, war das Problem im negativen statt im
positiven Signalteil zu sehen. Damit schied die Endstufe als
Fehlerquelle aus. Verfolgte man das Signal weiter zurück, dann
zeigte sich, dass der Fehler auch am differentiellen Ausgang von Block
5 schon vorhanden war, der Fehler war somit nur noch im Bereich des
Komparators und des Levelshifters in Block 5 zu suchen. Hier der
Levelshifter im Detail:
![](8165 4/puls_out.JPG)
<puls_out>
Über R207 kommt das Signal des Komparators, der aus dem Dreieck
des HF VCOs ein Rechteck erzeugt. Über U202 PIN 3,5,7 wird ein
niederfrequentes Signal aus dem digital arbeitenden LF Generator
zugeführt, mit select_HF wird zwischen den beiden Signalen
umgeschaltet. Die Signale gehen auf das ECL Gatter PIN 9,12,13,15. Dies
hat einen invertierenden und nicht-invertierenden Ausgang. Diese
Ausgänge gehen auf die beiden Levelshifterstufen, welche um die
Transistoren Q203/Q204 aufgebaut sind. Q204 treibt dabei den Sync
Ausgang an der Frontseite des 8165A. Q203 erzeugt das Signal, welches
auf die Schaltstufe und dann zur Endstufe geht. Abwechselnd sind also
entweder sync_out oder das interne Rechtecksignal aktiv. An TP6 und
damit am Eingang Pin 5 des ECL Gatters war das Sinal noch in Ordnung,
damit schied auch der Komparator als Fehlerquelle aus. Nun habe ich mir
als nächstes mal das Sync von der Frontbuchse Signal angeschaut.
Das sah dann so aus:
![](8165 4/Fehler 3.gif)
<Fehler3>
Das war ebenfalls fehlerhaft, das Signal ging nicht auf Null
zurück, der Levelshifter arbeitete nicht richtig. Dabei fiel mir
noch etwas auf, das ich anfangs gar nicht beachtet hatte:
![](8165 4/Kappe_small.jpg)
<Kappe>
Der Sync Ausgang war mit einer Kappe verschlossen. Ich dachte erst, der
sei nur zum Schutz der BNC Buchse da gewesen. Nö, den hat der
Vorbesitzer da drauf gemacht, weil der Ausgang defekt war. Manchmal
sieht man ja den sprichwörtlichen Wald vor lauter Bäumen
nicht. Das hier war mir beim Reinigen des Gerätes nicht
aufgefallen, erst als ich den Levelshifter näher untersuchte, sah
ich es:
![](8165 4/Überspannungsschaden_small.jpg)
<Überspannungsschaden>
Der verbrannte Widerstand war R221, hier wurde eine hohe Spannung an
den Sync Ausgang angelegt. Der Widerstand hatte seinen Wert von 51 auf
42 Ohm verringert. Sein Austausch änderte
erwartungsgemäß nichts an den Fehler. Die ECL Level und die
Signalform an den Ausgängen von PIN 9 und 15 des ECL Gatters
stimmten nicht. Ich habe nun die beiden Transistoren Q201 und Q202, die
Zenerdioden VR201 und VR202 sowie die beiden Schottky Dioden CR201 und
CR202 überprüft. Diese hatten aber alle überlebt. Defekt
war der ECL Chip. ECL Chips sind sehr empfindliche Bauelemente, die
Überspannung gelangte über die C-B Strecke von Q 204 und
über VR202 an den Ausgang Pin 15 von U202 und beschädigte
diesen. Er funktionierte zwar noch, aber nicht mehr richtig. ECL Chips
waren bis in die 90er Jahre weit verbreitet in schnellen
Digitalschaltungen, besonders in den 70er und 80er Jahren waren sie den
damaligen TTL Chips im Punkt Geschwindigkeit weit überlegen.
Allerdings war ihre Handhabung nicht einfach, sie hatten
ungewöhnlich Pegel, die nicht zu anderen Logikfamilien passten und
sie benötigten viel Strom. Inzwischen sind sie längst
abgelöst durch andere Technologien, diese Chips werden schon lange
nicht mehr hergestellt. Deswegen sind sie inzwischen auch gar nicht
mehr so einfach zu bekommen.
Hier der ersetzte Chip, den ich mit einer Fassung versehen habe, falls
wieder mal eine Verwechslung passiert....
![](8165 4/ECL_small.jpg)
<ECL>
Die Rechtecksignale sehen nun wieder vernünftig aus:
![](8165 4/Rechteck nach Reparatur.gif)
<Rechteck nach Reparatur>
Auch bei 50Mhz ist die Qualität noch gut:
![](8165 4/Rechteck 50 MHz.gif)
<Rechteck 50MHz>
Nun noch ein paar Messungen am 8165A, alles bezogen auf den Zustand wie
ich ihn bekommen habe, ein Neuabgleich kann da noch einiges
ändern.
Hier der Klirr im Audiobereich von 20Hz bis 50Khz (bei 1Vss, K2 und K3)
![](8165 4/Klirr NF.JPG)
<Klirr NF>
Besonders unterhalb von 1kHz ist noch Raum für Optimierung.
Für Klirrmessungen ist der 8165A nicht zu gebrauchen, wie
eigentlich jeder Funktionsgenerator. Dafür wurde er auch nicht
konzipiert.
Oberwellenspektum im HF Bereich, 50 MHz Sinus, 1Vss, K2 und K3, Abstand
zur Grundwelle in dB:
K2: 39dB K3: 34dB
![](8165 4/Spektrum HF.JPG)
<Spektrum HF>
Einiges lässt sich hier, wie schon angemerkt, mit Sicherheit noch
durch einen kompletten Neuabgleich verbessern. Ich habe bis jetzt nur
ein paar einzelne Punke des Abgleiches korrigiert, sobald die
verregneten Herbst und Winterwochenden kommen, wird dies gemacht. Der
Gesamtabgleich des Gerätes ist sehr aufwendig.
Ein unverwüstliches Gerät, das bei mir oft in Betrieb ist. Es
hat nun 30 Jahre gut überstanden und wird wohl noch viele weitere
Jahre funktionieren. Nur die Fehlbehandlung und die ausgelaufenen Akkus
haben es beeinträchtigt und letzteres leider bleibende Spuren auf
der CPU Karte hinterlassen.
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Karl-Heinz das war gut!
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