1741A Storage Oscilloscope 100 MHz
![](images/1741A-0.jpg)
![HP 1741A](images/1741A.jpg)
Das Hewlett Packard 1741A ist ein
portables Zweikanal Storage Ozilloskope mit variabler Persistance und
einer 100 MHz Bandbreite. Es ist ein "General Purpose" Gerät und
geeignet für viele Anwendungen. Es ist kein Spezialist einer
bestimmten Klasse, aber durch die Speicherfähigkeit, den weiten
Signal Spannungsbereich und die umfangreiche Ausstattung jedoch
für viele Anwendungen geeignet. Das Modell ohne Speicherröhre ist das
1740A.
![](images/1741A-1.jpg)
Der stabile Aufstellbügel erleichtert die Sicht auf das Gerät und den Transport.
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Kalibrator Ausgang angeschlossen am Channel A, man nimmt halt das Käbelchen das gerade in der Nähe liegt.
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Calibrator Output
200mV/DIV 100µs/DIV
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Calibrator Output
200mV/DIV 50ns/DIV
Das 1741A hat eine sehr gute
Focusierung und eine hohe Strahlschärfe, der Strahl kann
trotz der 100 MHz Bandbreite wirklich sehr dünn eingestellt
werden, auf dem Foto erscheint das nicht ganz so scharf wie es in echt war.
Die Storage Röhre kann so eingestellt werden, dass mit dem
Oszilloskop eine schwache Persistance möglich ist so wie bei einem
normalen analogen Oszilloskope auch, der Strahl folgt in diesem Fall
dann fast unmittelbar z.B. einer vertikalen Offset Strahlverschiebung,
dazu sind die Regler PERSISTANCE und BRIGHTNESS auf Linksanschlag zu
stellen. Stellt man die Kombination der Regler PERSISTANCE, BRIGTHNESS
und BEAM INTENSITIY entsprechend ein, dann gelingt es in jeder
Einstellung der Zeitbasis von 2s/DIV bis herunter zu 5ns/DIV (x10) ein
klares Bild zu erzeugen, auch bei geringen Wiederholraten des zu messenden Signals.
In Echt erscheint die Röhre
grünlicher als hier dargestellt, das Foto gibt es mit zu starkem
Türkis Farbton wieder. Fotographiert man mit dem Blitz (Bild unten), so sieht
man auch gut die Kontrastfilterscheibe aus blau transparentem
Kunststoff.
Diese variable Persistance CRT ist in Bezug auf Schärfe, variabler
Persistance und Speicherfähigkeit - KLASSE - gefällt mir
wirklich, nehme mir vor die nächste Zeit mit diesem
Oszilloskop mal intensiver zu arbeiten.
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Das Gerät hat alle bekannten
Features dieser Oszilloskop Klasse. Eine Besonderheit mit dem TRIG VIEW
lässt sich der Triggerpegel als dritter Strahl einblenden. Der MAG
x5 Knopf erhöht die Vertikalempfindlichkeit um Faktor fünf,
damit läßt sich die kleinste Vertikaleinstellung von 0.005V
auf 0.001V/DIV reduzieren, allerdings reduziert sich dann auch die
Bandbreite auf 30 MHz, insgesamt ein nützliches Feature,
beispielsweise zum Betrachten von kleinem AC-Ripple auf einer
Versorgungsspannung. Der vertikale Einsatzbereich von 20V/DIV
herunter bis auf 1mV/DIV (x5) ist schon beachtlich. Nützlich ist
auch der eingebaute umschaltbare Abschwächer 1 Meg zu 50 Ohm.
Das Gerät ist noch nicht gereinigt, man sieht noch schön den
Dreck der Jahre auf den Knöpfen und in den Rillen, mit Isopropanol
und einer Bürste geht der aber wieder gut runter. Die
Bedienbarkeit ist leicht, es ist alles findbar und schnell umschaltbar
angeordnet. Die Erfahrung sagt jedoch, man muss immer erst ein wenig
damit gemessen haben um es beurteilen zu können, gerade wenn man
wie ich die 7000er Tektronix Serie gewohnt ist dauert es sicher ein
paar Stunden sich an ein anderes Oszilloskop zu gewöhnen. Es
wäre eine ganz tolle Sache gewesen, wenn der Hersteller
damals auch ein digtales Readout in der CRT von diesem portablen Gerät plaziert hätte, schade.
Das Gerät ist eine Leihgabe von einem Freund von mir, der
allerdings nur noch selten zum Messen kommt, obwohl er es gut
könnte, dem aber auch immer mehr die Lust daran vergeht oder
besser gesagt vergangen wird, es ist ja mittlerweile der Trend, wer in
manchen Anstalten der Elektrotechnik heutzutage noch beim "echten
Messen und Löten" erwischt wird, der wird ja automatisch
schon als einfach eingestuft das er das noch selber macht und dazu
nicht
irgendein Äffchen mit genug Bananen füttert, der
das erledigt.
Ich bin auch ein Äffchen, fresse aber keine Bananen sondern lieber
die Werfer.
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Delayed Time Base und alle üblichen Triggermöglichkeiten.
Gekauft wahrscheinlich Anfang der
achtziger Jahre und über ein paar Jahre hinweg kalibriert, danach
wahrscheinlich nie wieder, nirgends einen neueren anderen Kalibrations
Aufkleber gefunden. Normalerweise ist das so, wenn einer die Dinger
kalibriert, dann reißt er die alten Aufkleber immer freudig
runter oder bäbbt den neuen darüber, das ist in etwa so wie
der Hund, der durchs Revier läuft und ständig seine
Duftmärkchen über die alten wieder drüber setzt, um es
aber nicht falsch zu verstehen: eine regelmäßge Kontrolle
der Kalibration ist eine nützliche Sache. In manchen
Fällen wenn die Geräte richtig alt werden kann man schon
mal Kalibrations-Aufkleber Berge von ca. 5mm Höhe beobachten,
das ist schon beachtenswert wie manche Unternehmen ihre Geräte
ständig unter Kontrolle halten, die Kosten hierfür sind oft
auch ein Grund sie dem freien Markt zur Verfügung zu stellen.
![](images/1741A-8.jpg)
Da wurde jeder Zentimeter Bauraum in
der Tiefe ausgenutzt, sogar die Rückseite der CRT wurde
ausgespart. Es befinden sich die üblichen Anschlüsse auf der
Rückseite, unbekannt ist mir der Knopf CONV und der Umschalter
NORMAL-DEEP ERASE, keine Ahnung was das ist. Das Gerät hat keinen
Lüfter und ist dadurch lautlos. Die vier Standfüße sind leider zerbrochen.
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Zur Front gehört dieser
Schutzdeckel, schön dass er noch vorhanden ist, bei den meisten
Geräten geht sowas nach so vielen Jahren immer verloren. Ich hatte
noch nie die Ehre jemals ein gebrauchtes Gerät zu bekommen, bei
dem der ganze originale Lieferumfang noch mit dabei war - noch nie
!!! Ettlliche Geräte wurden mit Tastköpfen oder speziellen
Messkabeln und Adaptern ausgeliefert, es geht alles aber auch alles
verloren, bestes Beispiel sind z.B. HF Wattmeter, die wichtigen
Messköpfe fehlen fast immer, bei High Speed
Kalibrationsgeneratoren fehlen immer die 50 Ohm Kabel auf die sie einst
auskalibriert worden sind oder einen Leveling Head mitzubekommen ist
schon reine Glückssache, diese Liste ließe sich noch lange
fortsetzen. So ist es nun mal, was nicht angebunden ist geht verloren
und die typischen Horden von Nutzern, die auf diesen Geräten
rumgeritten haben und die Geräte selber nicht bezahlen mussten
haben in den letzten dreißig Jahren sowieso alles vorhandene
Zubehör verschlampt, weggeschmissen oder verheizt. Ich habe
beispielsweise noch niemals einen Ingenieur dabei beobachten
können wie er auch nur ein einziges mal an seinem Equipment
die versifften Knöpfe putzt, sowas gibt es nur zu Hause.
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So jetzt kommen endlich die Deckel runter. Die Innenseiten der
Aluminiumdeckel sind mattschwarz lackiert oder beschichtet,
warum weiß ich nicht genau, wer es weiß warum soll es
sagen.
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Bereich Zeitbasis
![](images/1741A-11.jpg)
Die beiden Schalter der Zeitbasen (Main und Delayed) schalten über ein Drehrad Kontakte auf der Leiterplatte
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Die vertikal angeordneten Schalter an
der Frontseite führen auf vertikal stehende Leiterplatten, das
Gerät besteht aus einer Vielzahl von verschachtelten
Leiterplatten, die aber alle gesteckt sind und damit leicht entfernbar
sein sollten, hatte aber noch nicht die Ehre eines dieser Geräte
zu reparieren und verfüge daher über keine praktischen
Erfahrungswerte.
![](images/1741A-13.jpg)
Der Vertikalverstärer abgedeckt
mit einem Aluminiumblech mit Aussparungen zu den
Einstellpotentiometern. Am weißen Trimmer findet sich ein Date
Code 1979 Woche 13, überhaupt tragen viele IC's den Date Code
1979, damit ist das Herstellungsjahr wahrscheinlich geklärt.
![](images/1741A-14.jpg)
Diese Leiterplattenverbinder sind von
hoher Qualität, das ganze Gerät besteht aus ineinander
gesteckten Karten. Alle Leiterplatten waren tadellos
vom Lötvorgang gereinigt, überhaupt eine hohe
Fertigungsqualität.
![](images/1741A-16.jpg)
Die Hochspannungseinheit, die
typischen -3kV auf der Elektronenaustrittsseite um danach auf 7.5kV zu
beschleunigen. Auf
dem dem langen Weg von -3kV auf 7.5kV befindet sich ein Bereich von
0V, in diesem Bereich sind normalerweise die Ablenkplatten plaziert,
mit der -3kV Maßnahme schafft man sich die Möglichkeit im
schnellen Vertikal- und Horizontalverstärker Bereich mit noch
machbaren Spannungen zu arbeiten. Die Tricks von Test Equipment
Ingenieuren mit der Röhrengeometrie und deren
Verstärker ein lineares
Abbild zu bekommen waren schon sehr beachtlich, da steckt einiges an
Wissen
dahinter.
![](images/1741A-17.jpg)
Die Abschirmung der Röhre ist
ein Glanzstück aus wunderbar glänzendem magnetisch schirmendem Mumetall.
Der hochspannungsführende rote
CRT Anodenstecker ist für ein Alter von 30 Jahren noch wunderbar
sauber und unverstaubt, oftmals sieht es da ganz anders aus,
dafür gibt es nur drei mögliche Erklärungen:
- die fast geschlossene lüfterlose Gehäuse Konstruktion läßt kaum Staub eindringen
- das Gerät wurde nur sehr
wenig benutzt
- es stand immer in einer Räumlichkeit mit einer
sehr guten staubfilternden Klimanlage.
Nummer drei (ja, es stand in einem klimatisiertem Raum, sicher)
Nummer zwei (so wenig bestimmt nicht, der Dreck an den Knöpfen
wäre sonst etwas weniger, wobei das bei verschmutzten Fingern ganz
schnell gehen kann)
Nummer eins (ich denke das ist die Erklärung, das Gerät ist wirklich abgedichtet konstruiert)
![](images/1741A-18.jpg)
Linearspannungsregler der Power Supply
![](images/1741A-19.jpg)
Von der Frontplatte aus gehen Schiebeschalter bis auf die dahinter liegenden Leiterplatten.
![](images/1741A-20.jpg)
![](images/1741A-21.jpg)
In der Bildmitte eine kleine Gasentladungslampe, ob sie eine
wichtige Schaltungsfunktion hat oder nur eine Anzeige für noch
geladene Schaltungsteile ist?, ich weiß es nicht.
![](images/1741A-22.jpg)
Das hier muss auch einmal gesagt werden, herzliche Grüße an die Nachbarn.
![](images/1741A-23.jpg)
Abschirm- und HF Technik, wer sich damit beschäftigt kommt immer
wieder zur gleichen Erkenntnis eine vorherige Lehre zum Gas- und Wasser
Installateur wäre ein guter Einstieg.
![](images/1741A-24.jpg)
Aus dem Verstärker heraus geht es
mit niederkapazitiven Signalleitungen an die Ablenkplatten,
schön auch die Führungshülsen.
![](images/1741A-25.jpg)
Der Transformator wunderbar sauber und geschirmt, toll anzusehen.
![](images/1741A-26.jpg)
Die Geräteunterseite - links unten ist die Signal Delay Line
versteckt, eine solche spezielle verzerrungsarme Signalverzögerung
erlaubt eine sichtbare Triggerung auf die Signalflanke.
Eine pdf Datei des eingescannten originalen Service Manual stellt der Hersteller auf seiner Webseite unter Technical Support
zur Verfügung. Begrüßenswert dass der Hersteller
für viele seiner nicht mehr erhältlichen Produkte diesen
Service zur Verfügung stellt.
Herr Dr. Mario Hel..... hat mir
eine Email zugesendet, deren Inhalt ich mit freundlicher
Genehmigung veröffentlichen darf:
"Hallo
Herr Ohmberger,
ich surfe gerade ein wenig auf Ihren sehr interessanten Internetseiten
mit den vielen tollen Bildern und Beschreibungen von mehr oder weniger
altem Test Equipment. Dort stellen Sie unter anderem die
HP-Oszilloskope 1740A und 1741A vor. In der Beschreibung des 1741A
fragen Sie, warum der Gehäusedeckel des Geräts von innen
schwarz lackiert ist. Meine Vermutung: Aus thermischen Gründen.
Das 1740A sowie das 1741A haben ein luftdichtes Gehäuse, daher
gibt es keine Konvektion; sämtliche Wärme muß durch die
Gehäusedeckel. Um diesen Vorgang zu begünstigen, hat man wohl
in Kenntnis des Kirchhoffschen Strahlungsgesetzes die Abdeckungen von
innen schwarz angemalt.
Ich habe hier übrigens auch ein 1740A und ein 1741A stehen;
ersteres ist momentan noch in Reparatur, letzteres in
regelmäßigem Gebrauch. Beides sind wirklich sehr tolle
Geräte (das gilt für so gut wie sämtliches ältere
HP Test Equipment).
Viele Grüße
Ihr
Mario Hellmich
Übrigens: Der Schalter CONV auf der Rückseite schaltet das 1741A in den
konventionellen Modus, in dem es sich wie ein normales Oszilloskop ohne
Speicherfunktion verhält; ist der Schalter gedrückt, leuchtet die rote
CONV-LED auf der Frontplatte. Im CONV-Modus werden die Flutkathoden
abgeschaltet und das Speichergitter auf dasselbe Potential wie das
Kollektorgitter (+156V) gelegt, so daß der Strahl keine Elektronen aus
dem Speichergitter lösen kann.
Der DEEP ERASE-Schalter schaltet das Oszilloskop in den
Deep-Erase-Modus; dieser dient dazu, um in das Speichergitter
"eingebrannte" Bilder zu löschen, die sich durch den normalen
ERASE-Zyklus nicht entfernen lassen. Der DEEP ERASE-Schalter schaltet
dabei, wenn ich das richtig verstanden habe -- meine Schaltplankopien
sind praktisch unleserlich -- den Oszillator im HV Power Supply und
damit den Strahl ab (siehe Schaltplan, Basis des HV-Ausgangstransistors
wird in Stellung DEEP ERASE mit seinem Emitter verbunden, ferner wird
eine Schutzschaltung aus zwei Transistoren und einem Optokoppler
aktiviert). In diesem Modus soll man das Oszilloskop mit Hilfe der AUTO
ERASE Funktion für einige Zeit Stunde durch viele Erase-Zyklen laufen
lassen, um das Speichergitter so vom eingebrannten Bild zu löschen.
Die Glimmlampe auf dem Gate Amplifier Assy, die Sie erwähnen, finde ich
gerade nicht im Schaltplan. Ich meine mich aber zu erinnern, daß eine
solche auch in meinem 1741A vorhanden ist, das 1740A hat sie hingegen
nicht. Der Sache sollte man bei Gelegenheit mal nachgehen.
Ich hoffe, damit sind alle Fragen beantwortet, die Sie in Ihrem Artikel
über das 1741A aufgeworfen haben. :-)
Das 1741A ist schon ein recht kompliziertes Instrument, und ein ganzes
Ende komplexer als das 1740A, aber es macht immer wieder Spaß, sich
damit zu beschäftigen.
Viele Grüße,
Mario H......"
Ich danke Ihnen sehr für die ausführliche Zuschrift.
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