Engel Regel-Trenn-Transformator Typ TR8


Leser Magnus schreibt:

Ich gebe zu, dass ich nach den teilweise sehr komplexen Reparaturen auf diesen Seiten leichte Bedenken hatte, ein paar Zeilen zu einem derartig simplen Gerät wie einem Trenntransformator zu schreiben. Allerdings ermutige mich Herr Ralf Ohmberger durchaus und das folgende Gerät weist doch einige interessante Aspekte auf.

Ich habe bereits einen Regel-/Trenntrafo, einen weit verbreiteten TG-1, dessen Hersteller übrigens nach wie vor ein Mysterium für mich darstellt. Ein zweiter Trenntrafo war eine willkommene Ergänzung bei der Reparatur und Tests von mehreren Geräten. Zudem ist der TG-1 auf 500 VA Leistung begrenzt.

So habe ich vor einigen Wochen einen Trenntrafo TR 8 der Firma Engel/Wiesbaden mit Nennleistung 800 VA erworben. Netterweise schickte mir der Verkäufer das Datenblatt per Brief extra nach. An dieser Stelle nochmals Herzlichen Dank dafür.

Ein Trenntrafo ist ein unentbehrliches Hilfswerkzeug in jedem Elektroniklabor, da er von der Netzspannung galvanisch trennt. Dies schützt den Bediener immerhin weitesgehend vor unbeabsichtigten, bisweilen tödlichen Stromschlägen aus dem 230V-Netz gegen Erdpotential. Vor einer direkten 230V Berühung zwischen den beiden sekundären Betriebsleitern und anderen, potentiell höchst gefährlichen Spannungen, wie bei Netzteilen häufig zu finden, kann er natürlich prinzipbedingt nicht schützen.

Das Datenblatt ist datiert auf den Oktober 1970, der Trenntrafo feiert also bald seinen 40. Geburtstag. Das Gerät wurde explizit für den "Farbfernseh-Service und Laborbedarf" entwickelt. Ein paar Besonderheiten:

  • Die Sekundärspannung ist in 15 Schritten zwischen 175V und 250V einstellbar. Doppelte Schleifer und entsprechende Trafo-Wicklungen sorgen dafür, dass der Umschaltvorgang laut Datenblatt "ohne Spannungsunterbrechung" geschieht. Nun, sagen wir mal "ohne Spannungsabfall auf Null"; denn der mechanische Umschaltvorgang findet natürlich unsynchronisiert auch ausserhalb der Nulldurchgänge statt.
  • Das Gehäuse ist aus Aluminium. Dies ist für mich schwer nachvollziehbar, denn eine ferromagnetische Abschirmung fällt damit aus. Ich bin mir dessen bewusst und sorge für reichlichen Abstand zwischen dem Trenntrafo und empfindlichen Geräten und Prüflingen.

Aluminium dürfte auch in den 70ern deutlich teurer als Stahl gewesen sein. Ich vermute, dass der Hersteller schlicht aus Gründen der Fertigung Aluminium gewählt hat.




Anlieferungszustand. Beim Netzkabel sollte man auf Nostalgie verzichten und dies wegen der Sicherheit grundsätzlich austauschen.









Massiver Trafo, das Ölpapier und die Isolierung sind noch in gutem Zustand





Man erkennt den Stufenschalter mit zwei Schleifern und die massiven Kontakte.
Diese habe ich mit Ethylalkohol gereinigt und mit KONTAKT 61 Spray leicht eingesprüht.






Die PE-Leitung/Schutzerde ist direkt verlötet.
Die Phase und Nullleiterverbindung der neuen Netzleitung wurde mit verpressten Kabelhülsen versehen und in die Anschlussleiste geschraubt.






Leider ging das Gerät wohl bereits durch mehrere Hände, die im Laufe der Jahre insgesamt 8 (acht!) verschiedene Schraubentypen für die Verschraubung des Gehäuses verwendeten. So etwas gefällt mir einfach nicht. Also habe ich diese "Schraubensammlung" entfernt, neue Bohrungen gesetzt und gewöhnliche selbstschneidende Schrauben 4x16 mit Unterlegscheiben verwendet, die moderat angezogen wurden. Das hält prima.





Die Konstruktion nutzt interessanterweise vier Gewindestangen, die zwei grau lackierte Spanplatten auf der Ober- und Unterseite halten. Der Sicherungslack an den Gewindestangen war versprödet. Ich habe die Gewinde gereinigt, das ganze neu ausgerichtet, gekontert und flüssige Schraubensicherung verwendet. Das Alugehäuse habe ich etwas gerichtet und die Bedienelemente gereinigt. Dabei durfte ich die Glasscheibe des Drehspul-Instruments neu befestigen. Ich habe den alten Kleber enfernt und Sekundenkleber verwendet.






Die Gummifüsse waren ebenfalls versprödet und eingerissen. Aufgrund des ordentlichen Gewichts habe ich mich gegen Gummifüsse zum Aufkleben und für einfache Filzgleiter mit Schraubbefestigung entschiede. Gummifüsse zum Schrauben hatte ich schlichtweg nicht vorrätig. Das Eigengewicht von gut 15 kg verhindert das Verrutschen auch bei Filzgleitern...










Das überholte Gerät mit gereinigter Front; in Stellung 175V und 250V AC Ausgangsspannung. Schöne grosse Betriebsleuchte und Schutzbügel. Der Netzschalter rastet mit sattem KLACK ein.






Auf die nächsten 40 Jahre!


Ich danke Dir lieber Magnus für die Photos und dem Text von einem klassischen Hilfsmittel das in keinem Labor fehlen darf.


Text entnommen aus der originalen Geräte Beschreibung:
"Anwendung: Bei der Reparatur von Fernsehgeräten ist eine galvanische Trennung des Gerätes vom Netz aus Sicherheitsgründen vorgeschrieben. Der Regel-Trenn-Transformator TR8 wurde speziell für die Reparatur von Farbfernsehgeräten entwickelt. Bei der Auslegung wurde besonderer Wert auf eine hohe Belastbarkeit und einen geringen Innenwiderstand gelegt. Eine über den Schutzkontakt geerdete statische Abschirmung verhindert die Übertragung von Netzstörungen auf den angeschlossenen Verbraucher. Die Ausgangsspannung ist in 5-Volt-Stufen zwischen 175 Volt und 250 Volt ohne Spannungsunterbrechung regelbar."

Das Gerät ist im Prospekt mit einem damaligen Preis von 310 Deutsche Mark gelistet gewesen. Es wiegt 15.3kg, hat einen Innenwiderstand von 2.6 Ohm, 800VA und ist innerhalb des Gehäuses primär zwischen 120V/220V umschaltbar.


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