![](images/Prema_5000_DMM_KHL_1.jpg)
<Bild1 : Das 5000>
"Die Firma Prema war ursprünglich ein Hersteller von
Geräten der Messtechnik. Anfang der 80er Jahre kam das
hochwertige 6 1/2-stellige Digitalmultimeter 5000 DMM auf den Markt. Es
hatte einige Nachfolger, die alle sehr hochwertig waren. Entwickelt und
gebaut wurden die Geräte bei Prema in Mainz. Die Firma hatte
damals noch ein zweites Standbein, sie stellte ab Anfang der 80er auch
ICs her, analoge und digitale ASICS. Für ihre
Messgeräte entwickelten sie ein eigenes Wandlerverfahren,
welches hier in einem Auszug aus dem Handbuch beschrieben ist. Die
Firma existiert noch, allerdings ist sie nur noch ein reiner Chip
Hersteller. Hergestellt werden analoge und digitale ASICS . ICs im
Automotive Bereich und Custom-Chips für Geräte der
Unterhaltungselektronik. Lichttechnik usw. (Diese Informationen
über Prema habe ich im Netz zusammengetragen, ich habe nichts
mit der Firma zu tun.)
Das hier gezeigte Gerät ist eines aus der ersten Serie, gebaut
1984, es gab Nachfolger mit höheren Seriennummern, welche die
selbe Bezeichnung hatten und die äußerlich fast
gleich aussahen (bis auf die Messbuchsen und teilweise die
Gehäusefarbe), das Innenleben unterscheidet sich aber zum Teil
deutlich. Die einzigen Schaltpläne, die ich habe, sind leider
für die neuere Version und zudem sehr schlecht zu lesen
(schlechte FAX Kopie) Es ist aber zu erkennen, dass sich
sowohl der Digitalteil als auch der Analogteil unterscheidet,
statt der 4 Rams + Speicherbatterie wurde z.B. ein NV Ram
eingesetzt, die CPU ist eine andere (die CMOS Version des 6502 ) und
auch der Chipsatz für die GPIB Schnittstelle scheint
ein anderer zu sein. Der Analogteil unterscheidet sich
hauptsächlich beim A/D Wandler, statt dreier diskreter
quad-analog-switches und Komparator_OPs im A/D - Wandler Bereich
(Offensichtlich alle selektiert, wie an den gelben Farbpunkten zu
erkennen) wie in meiner Version, gibt es in der neueren
Version eine im Schaltplan nicht näher bezeichnete
Black-box, in welcher die entsprechenden Signale verschwinden. Ich
vermute, daß hier ein Hybrid eingesetzt wurde, auf der Kopie
ist das sehr schlecht zu erkennen. Der Hybrid hat natürlich
erheblich Vorteile im Service, vermutlich muss bei meiner Version immer
der gesamte selektierte Chipsatz im Servicefall getauscht werden.
Das Prema 5000 war (und wird immer noch ) oft in Laboren, Instituten
und automatischen Testständen aller Art eingesetzt. Zwei
Eigenschaften machten es dafür ideal geeignet. Neben der GPIB
Schnittstelle besitzt es eine sog. Scanner-Funktion. Das ist nichts
anderes als ein Softwaregesteuerter Multiplexer. Damit können
bis zu 10 Signaleingänge ausgewählt werden, welche
auf der Geräterückseite über eine Buchse
zugeführt werden. Mein Gerät ist mit dieser Option
ausgestattet. Gebrauchen kann ich das zwar nicht, aber es ist ein
schönes Geräusch, wenn die Relais beim Einschalten in
der Initialisierungsphase alle "durchklappern"...
Das Gerät habe ich von einer Firma, bei der ich vor ca. 10
Jahren
gearbeitet habe. Dort lag es im Schrottcontainer (Es wurde gerade
aufgeräumt und aller mögliche Krempel entsorgt, der
sich im Lauf der
Zeit angesammelt hat). Solche Container mit Elektronikschrott haben auf
mich eine magische Anziehungskraft, auch heute noch im gereiften
Alter...Auf die Frage an einen Mitarbeiter, der dort schon lange
beschäftigt war warum das im Schrott liegt, kam die Antwort:
"Zeigt nur
Schrott an, deswegen Schrott" Über die Vorgeschichte des
Multimeters
war nichts zu erfahren, keiner wusste mehr, wie und wann es in die
Firma kam und was damit passiert war. Niemand (inklusive Chef) hatte
etwas dagegen, das ich es mitnahm. So gelangte es also ganz offiziell
in meinen Besitz.
Ein kurzer Test bestätigte, daß das Gerät
nicht
brauchbar war. Es lief zwar an, die Selbsttests liefen ohne
Fehleranzeige durch, aber alle Messwerte in allen Bereichen wurden zu
niedrig angezeigt. Immer in der selben Größenordnung
wie z.B. 3.85V
statt 5V. Zudem stimmte der Nullpunktabgleich in keinem Bereich auch
nur annähernd. Mal kurz reingeschaut, hm, sieht sehr
unspektakulär aus,
so gar nicht nach high end. Aber es ist ja 6 1/2 stellig,
also doch
mal genauer untersuchen, wegschmeißen kann man es immer noch,
zumal es
auch (auf den ersten Blick, mehr siehe später)
vollständig war,
unverbastelt und Spuren einer groben Fehlbehandlung (verbrannte
Messwiderstände etc) waren auch nicht erkennbar. Aber ohne
Unterlagen
hatte ich dennoch keine Chance, da irgend etwas zu machen. Also lag es
erstmal längere Zeit unbeachtet bei mir rum.
Das änderte sich,
als ich endlich an ein Manual des Gerätes kam. Zwar,
wie oben
beschrieben, nicht genau das richtige, aber besser als nix.
Nun
wurde mir klar, warum das Teil so relativ unspektakulär
aussah. Das
durchdachte Wandlerprinzip benötigt keinen extremen
Schaltungsaufwand,
zudem sind viele Schaltungsteile in insgesamt 4 ASICS untergebracht.
Kein Wunder, Prema stellt ja genau solche Chips her. Ausgestattet ist
das Gerät zudem mit einer 6502 CPU und 4 kB Ram,
damit hatte es
immerhin die Rechenleistung vieler 80er-Jahre Homecomputer.
Hier das Gerät mit abgenommenem Deckel:
![](images/Prema_5000_DMM_KHL_2_small.jpg)
<Bild 2 Prema 5000DMM nach Abnahme des
Gehäusedeckels.> |
Hier mal ein näherer Blick auf die Elektronik
bei Abgenommener Scannerplatine:
![](images/Prema_5000_DMM_KHL_3_small.jpg)
<Bild 3 Innenleben nach abgenommener
Scanner-Platine> |
(massiver Alu Druckguss, wie das
gesamte Gehäuse, da kann wahrscheinlich ein PKW
drüber fahren, ohne das
was kaputt geht). Der Deckel kann nach Lösen einer einzigen
Schraube
abgenommen werden, dann bietet sich dieser Anblick. Die Leiterplatte
oben ist der Scanner, links oben die Eingangsbuchse für die
Signale zum
Scanner. |
Deutlich zu erkennen der recht unspektakuläre
Aufbau, der bei
oberflächlicher Betrachtung eher an ein 08/15
Standardgerät erinnert.
Analog und Digitalteil sind strikt räumlich getrennt, auch
potentialmäßig mittels Optokopplern. |
Eingangsteiler und AD Wandler:
![](images/Prema_5000_DMM_KHL_5_small.jpg)
<Bild 4 Eingangsteiler und AD Wandler> |
Man werfe mal einen Blick
auf den Aufdruck des EEPROMs:
![](images/Prema_5000_DMM_KHL_4_small.jpg)
<Bild 5 Stromversorgung, Prozessor und GPIB> |
Alle Kalibrierdaten sind laut Manual in einem NV-RAM hinterlegt. Zudem
sind die ursprünglichen Werks-Kalibrierdaten sicherheitshalber
noch im EPROM der Firmware hinterlegt, falls die Daten durch
Fehlbedienung oder ähnliches verloren gehen. Durch einen
versteckten Schalter an der Rückseite kommt man in den
Kalibriermodus. Da das Gerät eh defekt war, beschloss ich,
damit zu experimentieren, um das Problem einzukreisen. Also in den
Kalibriermodus und den Nullpunktabgleich
durchgeführt (läuft weitgehend automatisch
ab). Das hatte zu meiner Überraschung ohne Probleme
geklappt, das Gerät hatte danach wieder stabile Nullpunkte.
behelfsmäßig nun mittels Netzgerät den
Gleichspannungsbereich in einigen Messbereichen kalibriert und siehe
da: Die angezeigten Messwerte waren nun sinnvoll. Das Gerät
hatte also anscheinend nur seine Kalibrierung verloren und war nicht
wirklich defekt. Nach aus und wieder Anschalten war die
behelfsmäßige Kalibrierung wieder weg,
damit war alles klar, es konnte nur die Speicherbatterie leer sein.
Hätte man auch gleich drauf kommen können, werden
jetzt völlig zurecht einige einwenden. Stimmt, hätte
man, wenn man gewusst hätte, dass es so etwas
überhaupt gibt. Laut Beschreibung hätte eigentlich
ein RAM Modul mit interner Batterie eingebaut sein sollen, hier sind es
aber 4 einzelne CMOS S-RAMS. Von einer Batterie war nichts zu sehen.
Dafür aber ein verdächtig leerer Platz auf der
Platine im Netzteilbereich und dort zwei Lötpads, an denen
eindeutig herumgelötet wurde. Irgend jemand hatte die Batterie
ausgebaut und keine neue eingesetzt oder die neue wieder ausgebaut,
weil das Gerät damit nicht funktionierte nach dem Tausch.
Nur, was war da ursprünglich eingebaut, eine Lithium Zelle
oder ein NiCd Akku ? Eine Messung im Betrieb zeigte, dass hier keine
Spannung anlag, somit war da nichts eingebaut, was geladen werden
musste. Nach Anlegen von 3.5V an die freien Lötpads im
ausgeschalteten Zustand war an einem der SRAMs die Betriebsspannung
vorhanden. Damit war alles klar. Eine passende Lithium-Batterie war
schnell besorgt. Nach deren Einbau blieben nun auch die
behelfsmäßige Kalibrierungen erhalten. Das
Gerät funktioniert dem ersten Anschein nach einwandfrei, es
hatte tatsächlich nur keine Kalibrierdaten mehr.
Kein Problem, zumindest die ursprünglichen Kalibrierdaten sind
ja noch im EPROM. Das ist zwar keine exakte Einstellung mehr, weil sie
die Alterung nicht berücksichtigen. Aber erst mal
besser als nichts und für meine Zwecke ausreichend. Also
vorgegangen wie im Manual beschrieben: Gerät im Kalibriermode
lassen, aus und wieder Einschalten und.....wieder wird nur Mist
angezeigt. Die Kalibrierdaten werden nicht, wie im Manual beschrieben,
vom EPROM übernommen. Aber warum? Ich bin exakt doch so
vorgegangen wie im Manual beschrieben. Die Daten standen ganz
offensichtlich im Widerspruch zum Manual nicht im EPROM. Warum, wurde
mir auch klar, als ich das vorliegende Manual ganz durchsah. In der mir
vorliegenden Kopie des Handbuches war noch die Kopie eines Faxes, in
der darauf hingewiesen wurde, dass nach dem erfolgten Firmwareupdate
die Kalibrierdaten nur noch im NV Ram stehen und die individuellen
Daten im EPROM nicht mehr vorhanden sind. Firmwareupdate? Na klar,
jetzt weiß ich, was mir da schon immer unbewusst aufgefallen
ist.
|
Dort steht
etwas von 230V Netzspannung. Das Gerät wurde aber ca. 1983
gebaut, da
gab es noch 220 Volt Netzspannung. Hier wurde definitiv ein Update
gemacht, damit sind die Ur-Kalibrierdaten futsch. Mit meinen privaten
Mitteln habe ich nicht die Möglichkeit das Gerät so
zu kalibrieren,
dass es seine Spezifikationen in allen Messbereichen auch nur
annähernd
erfüllt. DC Spannung ging zwar ganz gut mittels
Vergleichsmessung mit
einem anderen Gerät, aber wer schon mal versucht hat, mit
einem
gewöhnlichen Funktionsgenerator stabile Wechselspannungen und
Wechselströme zu erzeugen, die während einer
Vergleichskalibrierung
nicht weglaufen, der weiß, daß dies
unmöglich ist. Mehr als eine behelfsmäßig
hingepfuschte "Kalibrierung" war so nicht machbar. Tja, so wanderte das
Gerät erst mal wieder zurück ins Regal mit
den ungelösten Fällen.
Manchmal hilft einem aber der Zufall weiter, hier in Form der 2
Jährigen Überprüfung der Messmittel meines
Arbeitgebers...
Das
traf sich gut, als der freundliche Mitarbeiter des Kalibrierdienstes
ein paar Tage später mit seiner sehr guten und sehr teuren
Ausrüstung
vor Ort war. Mal schnell in ein freundliches
Fachsimpel-Gespräch
verwickelt und so ganz zufällig des Prema 5000 DMM auf den
Tisch
gestellt + dem Vorschlag, doch nach Feierabend ein Bierchen auf meine
Kosten zu trinken...
Somit ist das Gerät wieder kalibriert und
erfüllt auch seine Specs sehr gut, von zwei Ausnahmen
abgesehen. Im
200V Wechselspannungs-Bereich liegt es etwas
außerhalb der Toleranz
bei 10 kHz , bei 400Hz und 1 kHz stimmt alles. Hier stimmt anscheinend
die Kompensation nicht exakt. Da dieser Abgleich aber nicht im Manual
beschrieben ist, lasse ich die Finger von den Trimmern, hier ist
nämlich die Chance groß, durch planloses
Herumschrauben alles noch
schlimmer zu machen. Auch der 20 MOhm Bereich liegt etwas
außerhalb,
warum ist nicht nachvollziehbar. Vielleicht hilft es, diesen
Messbereich noch mal zu kalibrieren und einen anderen Referenzwert zu
nehmen. Bei entsprechender Gelegenheit werde ich das versuchen, derzeit
lasse ich es aber auch hier erstmal so, wie es ist. |
Hier noch die Scannerplatine
![](images/Prema_5000_DMM_KHL_6_small.jpg)
<Bild 6 Die heraus geklappte Scanner-Platine.>
|
Hier noch ein paar Bilder des Gerätes.
![](images/Prema_5000_DMM_KHL_9_small.jpg)
(Bilder 7..9) |
Aus
dem Manual war zu entnehmen, dass das Gerät vollkommen per
Software
kalibriert wird, dazu muss nicht mal der Deckel geöffnet
werden. Im
Gerät gibt es nur ein einziges Poti, das ist zum
Offset-Abgleich des
true RMS Converters Dieser ist sehr konventionell mit einem Standard
Chip von Analog Device aufgebaut. Ansonsten sind nur noch 4 Trimmer zur
Frequenzkompensation des Eingansspannungsteilers vorhanden.
Hier der analoge Teil des Gerätes,
Meßverstärker und A/D Wandler.
Links
oben sind zwei Prema Chips zu sehen, welche die Relais ansteuern und
die Ablaufsteuerung des A/D Wandlers ausführen. Sie
kommunizieren
offensichtlich über ein serielles Protokoll mit dem Prozessor.
Unten
etwas links der Mitte in der Nähe des Trimmers der beheizte
und
thermisch isoliert Chip für die Referenzspannung, |
Hier fällt der Layout -Stil auf, alles handgemacht
mit runder Leiterbahnführung und vielen schönen
Schirmschleifen.
Inzwischen ist das Prema in mein kleines Labor zu Hause integriert und
erfüllt seine Aufgaben vorbildlich. Präzise, stabil
und zuverlässig, trotz seines Alters von nun 25
Jahren. Solche Geräte funktionieren bei guter Behandlung
viele Jahrzehnte ohne Probleme. Ein schauerlicher Gedanke,
dass dieses schöne Stück Technik fast vernichtet
worden wäre." |