Tinsley AC/DC Standard
Resistor Type 1659
Die
Bilder
zeigen einen 200 Ohm AC/DC Standard Resistor Type 1659 des englischen
Herstellers Tinsley

Der Widerstand wurde defekt gekauft, sein Alter ist mir unbekannt. Normalerweise sollte nicht
viel kaputt sein, entweder überlastet und durchgeschmolzener Draht
(schlecht) oder abgebrochene Lötstelle,
letzteres war die Ursache.

An einer Lötstelle war der Draht abgebrochen.
Neu Angelötet und er funktioniert wieder - man beachte allerdings, die
neue
Lötstelle verändert den gemessenen Wert des Widerstandes. Bei
200 Ohm Nennwiderstand verursacht bereits das Lötzinn eine messbare Widerstandsänderung, fast alle
Lote sind z.B. verglichen zu Kupfer schlechte elektrische Leiter.
Verwendet wurde ein thermospannungsarmes Lötzinn. Das originale Lötzinn ist
unbekannt, es wurden beide Lötstellen mit dem gleichen neuen Lot
versehen.
Hinzu
kommt, wenn z.B. der Widerstandsdraht nur einen Millimeter
weiter in die Lötbuchse hineinsteckt ist, verringert sich der Nennwert um ca:
Die Gesamtwicklung hat ca. geschätzte 300 Windungen, somit hat eine Windung 200 Ohm/300 Windungen = 0,67 Ohm
Durchmesser einer Wicklung ca. 4cm, ergibt Durchmesser ca. 12,6cm
0,67 Ohm / 126mm = 0,0053 Ohm / Millimeter
1% von 200 Ohm = 2 Ohm
0,1% von 200 Ohm = 0,2 Ohm
0,01% von 200 Ohm = 0,02 Ohm
0,001% von 200 Ohm = 0,002 Ohm
Ein Millimeter Längenänderung verusacht bereits eine Größenordnung von 0,002%
Wer
möchte könnte sich seine Normale ganz präzise "Trimmen"
wenn
man mit der Feile ein klein wenig von der Lötstelle abnimmt, dazu ist das entsprechende
Messequipment Vorraussetzung. Ich
habe das versuchsweise mit der Feile getestet, es funktioniert geradeso
auf dem letzten der 6,5 Digits. Bitte bei einem intakten Normal nicht an der Lötstelle
herumlöten, man verdirbt ganz leicht den Norminalwert, hinzukommt
der unangenehme kristalline Wärmeschock in die ersten paar
Zentimeter der Wicklung hinein, das ist zu vermeiden.
Der Draht ist genauso wieder anzulöten, wie er vom Hersteller auch angelötet worden
ist, es steigt dieser Einfluß, je kleiner der Nennwert des Normals ist.
Bitte auch keine Sorgen um meinen Geisteszustand, ich bin nicht
so naiv zu glauben, beim 6,5 Digit DMM stimmt die letzte Stelle immer,
schön wär's ja. Es war reiner Zufall, dass hier genau 200 Ohm
auf dem DMM standen, ich hatte eine Drahtseite ca. dreimal gelötet
bis mir die Lötstelle gefallen hat und
zufällig stand danach das DMM auf diesem Nennwert, - wirklich
ein Zufall, keine Absicht -. Nach dem Reparieren darf man sich trotzdem
darüber freuen. Ein deutlich anderer Messwert hingegen
hätte bei mir ein langes Gesicht verursacht.

Eine Messung in
einem Kalibrationslabor wird den Nennwert mit zugehöriger
Messwertunsicherheit bestimmen, man sollte den Widerstand messen
lassen
und für die ersten paar Jahre eine Historie anlegen, um zu sehen
wie sich das Normal zeitlich verhält. Der Temperaturkoeffizient
ist Legierungsbedingt und auf der Hersteller Webseite spezifiziert.

Der Öl Becher ist aus solidem Material gefertigt.

Der Becher wird befüllt mit
Silikonöl. Diese verwendete Sorte hat eine
ungefähr vergleichbare Viskosität wie ein dicker
Holzleim. Ganz flüssiges Öl wollte ich nicht nehmen, die
Abdichtung ist schwieriger. Silikonöl ist chemisch sehr inert, und
elektrisch für einen 200 Ohm Labor Widerstand ausreichend
gut isolierend, zumal der Draht ab Hersteller noch zusätzlich
verlackt ist. Das Öl erhöht durch seine
Wärmespeicherkapzität und Wärmeableitung die
Belastbarkeit des Widerstands, sorgt für eine noch homogenere
Temperaturverteilung und vermindert die Oxidation der
Legierung und Lötstellen. Konnte keinen Unterschied im
Widerstandswert vor und nach der Befüllung feststellen. Einen
Beweis für eine chemische Langzeit Eignung des
Silkonöl in Verbindung mit Elektronik und Metallen habe ich nicht.
Der Hersteller hingegen empfiehlt auf seiner Webseite die Verwendung
von hochwertigem Transformatoren Öl, ein genauer Typ wird dort
empfohlen. Das richtige Transformatoren Öl hätte ich auch
genommen, wenn ich es gehabt hätte, es mir zu besorgen war mir zu
aufwendig. Man kann den Widerstand befüllen, muss es aber nicht,
diese Widerstände werden normalerweise auch unbefüllt
ausgeliefert und die meisten, die ich bisher in Laboren gesehen
habe, werden dort auch unbefüllt betrieben.
Im Hintergrund sieht man den Ölschieber aus dem Widerstand im
ausgefahrenen Zustand, im Rohr ist daran eine Metallronde befestigt mit
der man das Öl manuell umwälzen kann, ein hilfreicher
Vorgang zur Sicherstellung einer wahrscheinlich noch homogeneren
Temperatur, einen anderen Grund kenne ich nicht.

Bild zeigt ein Dichtmittel zum Abdichten des Spalt am Becherrand
für das Öl.

Die Korken zum Abdichten der Einfüllöffnung "OIL" und "Thermometer"sind selbstgemacht.
Im normalen Gebrauch sind die Korken
und der Ölschieber ausreichend dicht, auch wenn das Normal eine
Minute auf dem Kopf steht, es ist nichts ausgelaufen. Der
Ölschieber ist eine Passung, es lief auch nichts
raus. Wobei ich mir sicher bin, wenn das Normal lange genug auf dem
Kopf steht wird es irgendwo rauslaufen, Silikonöl
zerfließt langfristig ganz wiederlich aus jeder Ritze, das
dickere Öl zwar weniger, dauert nur
länger.
Zum Versenden des Normals könnte man das Öl vorher ablassen,
wobei danach trotzdem von den Resten etwas nachlaufen würde.
Silikonöl ist schwierig wieder von Oberflächen wegzubekommen,
ein Ablassen/Wiederbefüllen wäre
ziemlich viel Aktion mit fragwürdigem Erfolg. Besser ist es von
außen vor dem Versenden die Korken und den mechanisch fixierten
Schieber nochmals mit Dichtmasse zu verstärken, einen Ringwall aus
Dichtmasse mechanisch wieder zu entfernen ist einfacher als
ausgelaufenes überall versifftes Silikonöl
von Oberflächen wieder abzuputzen. Richtig abdichten und
verpacken ist eine Möglichkeit.
Für technische Öle sind die
Sichterheitsdatenblätter und Gesundheitshinweise der Hersteller
unbedingt zu beachten, in
diesem Punkt der Handhabung und Sicherheit bevorzugte ich
persönlich das Silikonöl. In den
Elektronikfertigungen bestimmter Branchen sind Öle aus
Reinheitsgründen unbeliebt, soll dort ein befüllbarer
Widerstand eingesetzt werden, gilt es das vorher zu erfragen.
Für einen vergleichsweise geringen Betrag einen tollen Widerstand
bekommen. Defekte Normale zu kaufen ist ein Risiko, nach der Reparatur
sind sie
zwar wieder funktionstätig aber man sollte sie neu in ihrem
Nennwert
bestimmen lassen und danach zeitlich beobachten. Die erste
"Neu-Messung" ist geplant.


