Wavetek model 95 Synthesized Arbitrary Function Generator





Der Wavetek 95 ist ein Synthesizer-Funktionsgenerator der auch Arbiträre Kurvenformen erzeugen kann. Die maximale Ausgangsfrequenz beträgt 20MHz. Die maximale Samplefrequenz im Arbiträrmodus beträgt 20MS/s. Dieses Gerät verfügt ausserdem über die Option 001, ein hochstabiler TCXO als Zeitbasis. (Der schwarze Drehknopf ist nicht original)

Als Standardkurvenformen sind Sinus, Dreieck und Rechteck vorhanden. Die Symmetrie ist einstellbar zwischen 5% und 95%. Die maximale Ausgangsspannung im Leerlauf beträgt 30Vpp bzw. 15Vpp bei abgeschlossenem Ausgang. Der DC Offset ist einstellbar im Bereich von 0 bis 15Vpp oder 7.5Vpp (Ausgang abgeschlossen).

Die Werte für Amplitude, Frequenz und Offset können 4-Stellig eingegeben werden. Der einstellbare Frequenzbereich beträgt 1mHz bis 20MHz, wobei der Generator im Bereich von 1mHz bis 20Hz freilaufend betrieben wird. Darüber wird das Signal vom Synthesizer geliefert. Der Synthesizer kann sowohl mit der internen Referenz arbeiten, als auch mit einer an der Rückseite extern zugeführten 10MHz Referenz. Externe Triggerung des Generators ist ebenfalls möglich. Das Sync Signal wird auch auf der Frontplatte herausgeführt. Als Modulationsarten stehen AM, FM und SCM (Suppressed Carrier Modulation) zur Verfügung. Der Sweepbereich beträgt maximal 1000:1 und es kann linear oder logarithmisch mit einstellbarer Sweepdauer gearbeitet werden. Die Rampe wird an der Buchse "SWEEP OUT" ausgegeben. Wird daran ein Oszi angeschlossen, können z.B. Frequenzgänge angezeigt werden.
Im Burst-Modus wird bei jedem Triggerereignis eine einstellbare Anzahl von Vollschwingungen abgegeben. Die Wiederholungsrate kann über "TRIG FREQ" eingestellt werden. Als Ausgangsimpedanz kann asymmetrischen Betrieb (BNC Buchse) 600R, 75R oder 50R eingestellt werden. Der symmetrische Ausgang (Bananenbuchsen) kann zwischen 600R und 135R umgeschalten werden.

Besonders interessant an diesem Generator ist seine Fähigkeit, Arbiträrkurvenformen zu erzeugen. Davon können vier Stück im internen Speicher abgelegt werden. Man kann sie am Rechner erzeugen und anschließend über GPIB in den Generator laden oder direkt am Generator erstellen. Dafür stehen Punkt, Linien und Block-Edit Funktionen zur Verfügung. Im Block-Edit Modus kan ein Funktionsblock (+SINE, -SINE, +COS, -COS, +RAMP, TRI usw) zwischen dem ersten und zweiten Cursor eingefügt werden. Die Kurvenformen können ausserdem mit mehreren Filtern gefiltert werden.

Diesen Generator habe ich 2011 auf der Hamradio in Friedrichshafen gekauft. Er war laut Aussage des Verkäufers "perfetto". Dass er nicht so "perfetto" war, fiel mir schon durch das Blinken des "UNLOCK" Lämpchens auf, und wie jeder der sich mit Elektronik beschäftigt weiss, verheisst das Wort Unlock im Zusammenhang mit Synthesizern nichts gutes... Auf jeden Fall durfte ich den Generator vor dem Kauf ausprobieren. Also hab ich mich mit den diversen Einstellungen gespielt (ein Oszi war auch angeschlossen) und plötzlich wurde das Display dunkler und dann flog die Sicherung. Also haben wir die Sicherung getauscht und den Generator wieder eingeschalten. Das Display blieb dunkler als vorhin und am Ausgang tat sich natürlich nichts, abgesehen von einer DC Spannung von einigen Volt. Ich tippte natürlich gleich auf die Endstufentransistoren und handelte den Preis sehr, sehr weit runter und hab den Generator gekauft. Ich kaufe ja öfters defekte Messgeräte um sie dann zu reparieren. (Inspiriert durch Marcs Reparaturberichte).
Am Campingplatz haben wir das Teil dann genauer unter die Lupe genommen. Der Filter vorm Lüfter war total mit Staub zugesetzt. Das erklärt auch den Ausfall der Endstufentransistoren, die ja ziemlich warm werden. Der erste Hammer kam aber nach dem Öffnen des Gehäuses. An der Rückseite sind ja drei BNC Stecker die über Koaxkabel und SMB Stecker mit der AWG Platine verbunden sind. Diese SMB Stecker waren alle abgezogen und baumelten im Gehäuse rum. Direkt über dem Nezteil. Ein richtiger "Knaller" also... Zum Glück ist er nicht losgegangen... Noch vor Ort haben wir die Versorgungsspannungen (dank ordentlich beschrifteter Messpunkte) überprüft und festgestellt, dass diese ohne eingesteckter Ausgangsplatine +/-24V betragen und mit der Platine auf etwa +/-15V zurückgehen.
Daheim angekommen habe ich dann einige Messungen vorgenommen und festgestellt, dass meine Vermutung richtig war und beide Endstufentransistoren kaputt waren. Blöderweise handelte es sich um die Typen SRF2573 und SRF2574 von Motorola. Von denen hab ich nicht mal ein Datenblatt bekommen, nur eine Spezifikation. Darum hab ich ganz frech einfach zwei Vergleichstypen eingebaut, die gerade auf Lager waren. Von da an hat der Generator wieder ordentliche Signale geliefert. Ein Problem an der Reparatur war aber das nicht vorhandene Servicemanual. Lediglich das Manual vom Wavetek 288 hab ich bekommen. Dieser ist weitgehend gleich aufgebaut, nur die Ausgangsplatine ist anders und die AWG Platine fehlt. Aber die Endstufe an sich ist fast identisch. Also werde ich über kurz oder lang die im 288 verbauten Endstufentransistoren einbauen.
Der erste Fehler war also prinzipiell mal behoben, danach kam der UNLOCK Fehler dran. Dank den nun vorhandenen Unterlagen konnte ich mal im Synthesizerteil rummessen. Dazu musste ich das Abschirmgehäuse welches auf dem Mainboard aufgelötet ist, entfernen. Dabei sah ich, dass da schon mal wer dran war. Ich ahnte schlimmes, und so war es dann auch. Nach dem Öffnen sah ich, dass jemand ein Beinchen von einem ASIC abgezwickt und hochgebogen hatte... Ich frage mich nur, warum tut jemand sowas... Auch wenn er es meinetwegen aufgrund irgendwelcher Messungen gemacht hat, warum lötet er dann alles wieder zusammen und verkauft das Teil auch noch? Wie dem auch sei, nachdem die Verbindung mit einem Stück Draht wieder hergestellt war, funktionierte alles wieder so, wie es soll. Alles in allem eigentlich ein Schrottgerät, wenn man so will. Von da her war selbst der niedrige Preis noch zu viel, aber wer ahnt solche Fehler schon.... Allerdings macht es jedes mal richtig Spaß, die Fehler zu suchen/finden (je nach dem ;-) )und sie zu beheben. Es ist schon ein klasse Gefühl, wenn man ein Gerät das im funktionsfähigen Zustand eine ganze Stange Geld kostet, spottbillig als defekt gekauft hat und es dann in Stand gesetzt hat.

Hier einige Fotos vom Generator:

Obere Abdeckung abgenommen. Wie man sieht, besteht der Generator aus einer Hauptplatine und vier Einschüben und Frontplatte.


Ausgangsplatine


Ausgangsplatine ohne Abdeckblech.


Unter dem Kühlkörper sitzen die beiden Endstufentransistoren. Die Halteklammern saßen sehr fest.


Auf dieser Platine sitzt ein Teil der PLL Regelschleife


Der eigentlich Funktionsgeneratorteil mit Sine-Shaper und Sweep-DACs. Analogelektronik vom Feinsten


Arbiträr-Platine. Hier werden die Arbiträrwellenformen erzeugt. Weiters befindet sich der TCXO auch auf dieser Platine. Die beiden Großen ICs in der mitte sind die Speicher für die Kurvenformen.


Das silberne Kästchen ist die Option 001, der hochstabile TCXO Oszillator.


Als CPU kommt eine 6803 zum Einsatz. Das EPROM hab ich sofort gesichert, denn die Firmware gibt es offenbar nirgens zum Runterladen. Ein EPROM zu sichern dauert ein paar Minuten und dann ist man auf der sicheren Seite.


Hier kann man die drei SMB Stecker sehen, die einfach im Gehäuse herumbaumelten. Ein Kurzschluss, der nur auf seine Chance wartete... Unter dem Blechgehäuse sitzt auch der IC bei dem der Pin abgezwickt war.


Seit der geglückten Reparatur verrichtet der Generator klaglos seinen Dienst in meinem Labor. Er besticht durch seine Leistungsfähigkeit und Flexibilität. Da er im Jahr 1991 gebaut wurde, ist er zur Zeit das jüngste Gerät in meinem Messgerätepark. Er ist sogar ein Jahr jünger als ich;-)

Salzburg, Juni 2011

73 de Christoph Baumann, OE2BCL


Dem Leser Christoph, dankeschön für die schönen Fotos und den Text.


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