Akkuladegerät für NiCd und NiMH



1996 baute ich dieses Akkuladegerät geeignet zum Laden für Nickel-Cadmium und Nickel Metallhydrid Akkus. Es verwendet den ICS 1702N Controller, der im Reflexladeverfahren arbeitet. Der Controller bietet umfangreiche Möglichkeiten.

Er kann beispielsweise laden in 15min, 30min, 1h, 2h oder mit der längeren 1/10C Standardladung. Er basiert auf dem Prinzip des Erkennens, daß nach Erreichen der Ladeschlußspannung die Akkuspannung wieder leicht absinkt, er geht danach in einen Erhaltungsmodus über.

Während des Ladevorgangs steuert er externe Stromquellen an. Er hat auch einen Modus bei dem der Akku wahlweise vor der Ladung zuerst entladen wird, auch über eine externe Stromsenke. Nach dem Start  des Ladevorgangs beginnt er zuerst mit einer Akkuprüfung und steigert danach den effektiven Ladestrom über die Einschaltdauer. Er hat als Besonderheit so weit ich mich erinnern kann kurze Entlade-Stromimpulse während des Ladevorgangs, dies soll sich positiv auf den Akku und das Ladeverhalten auswirken. Zusätzlich kann auch ein Modus eingestellt werden in Kombination mittels der Temperaturmessung des Akkus über einen anzubringenden Thermistor, diese Methode wählte ich nicht.

Ich kann nicht sagen ob das alles richtig ist was ich da oben geschrieben habe, mittlerweile sind 11 Jahre vergangen, aber an die genannten Details erinnere ich mich noch. Dem Interessierten sei daher das Studium des umfangreichen Datenblattes empfohlen. Insgesamt war der Controller zum Zeitpunkt der Geräteentwicklung einer der modernsten Lade IC's die am Markt erhältlich waren, manche Akku Experten lobten den IC sehr. Mit dem heutigen Stand an Lade IC habe ich mich in den letzten Jahren kaum beschäftigt, ich weiß daher nicht ob es durchschlagend neues darüber zu berichten gibt. Jedenfalls hat das Gerät über all die Jahre problemlos funktioniert und immer treu und fleißig unzählige Akkus aufgeladen, das es mal würdig ist vorgestellt zu werden. 

Die Beschaltung des Controllers ist relativ einfach zu realisieren, es genügen Stromquellen, die aus überall erhältlichen LMxxx Spannungsreglern aufgebaut werden können, das Datenblatt gibt hierzu viele Hinweise.
Ladegerät für NiCd und NiMH Akkus
Es können mit der gewählten Spannungsversorgung maximal sieben in Reihe geschaltete Zellen geladen werden, der Ladestrom ist von 220mA bis 2600mA in sechs Stufen einstellbar, damit sind langsame Standard- als auch Schnellaufladungen möglich. Die beiden Kippschalter stellen den gewählten Zeitmodus für die Aufladung ein. Momentan ist das Gerät so konfiguriert, daß direkt geladen wird ohne vorher zu entladen. Bei neueren Akkus soll dies ja nicht mehr so wichtig sein wie bei älteren, wegen nicht mehr existierenden Memory Effekten - kenne mich dazu aber zu wenig aus und möchte mich in diesen Bereichen nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.

Die drei Leuchtdioden zeigen den Akkuzustand an, bei nicht angeschlossenem Akku leuchtet die rote und wartet auf den Anschluß. Nach Anschluß (je nach Jumperung des Mode) blinkt entweder die Grüne und der Akku wird zuerst entladen, danach während des Ladevorgang leuchtet die Gelbe, nach Erreichen der Vollladung leuchtet die Grüne ständig. Falls der Modus des Nicht-Voher-Entladens gewählt wurde geht der Lader natürlich sofort in den Ladebetrieb was er mit der Gelben anzeigt.

Man kann mit diesem Gerät je nach Akkutyp wählen, ob die Langsam- oder die Schnellladung bevorzugt wird. Früher war es nicht selbstverständlich, daß alle Akkus schnellgeladen werden dürfen. Heutzutage sollen manche sogar immer mit höheren Strömen geladen werden, kenne mich zu wenig damit aus.

Nicht zu sehen, auf der Rückseite befindet sich sogar ein Anschluß um den Lader optional aus einer 12V Autobatterie zu speisen. Das Gerät war damals ein Gemeinschaftsprojekt zusammen mit einem Kollegen, der diese Option für seine Modellbau Ambitionen nutzen wollte, damit er seine Modellbauakkus unterwegs am Auto neu aufladen konnte.

Das Gerät ist zugegebener Maßen keine Schönheit mehr, es hatte ein hartes Leben hinter sich, mal im Freien, mal im Keller, mal in staubiger Umgebung, im Sommer wie im Winter - aber es geht immer noch.

   

Das linke Bild zeigt, daß als Kühlkörper einfach eine dicke Aluplatte verwendet worden ist, sowas funktioniert, die Fläche ist recht groß, extrem viel Verlustleistung entsteht auch nicht. Das rechte Bild zeigt zwei übereinander gestapelte Leiterplatten. Zu sehen die Widerstände der Stromquellen und Senken. Leider ist das Foto nicht besonders gut, Entschuldigung. Wollte auch die Beinchen der Spannungsregler nicht noch weiter hochbiegen.

   

Zum Abschluß noch zwei Oszillogramme während des Ladevorgangs.

Aufgezeichnet wurde mit einem 4035 Oszilloskop. Der oberer Kanal zeigt die Spannung an einer einzelnen Zelle (500mV/DIV, GND bei Mittellinie Linie 5) und im unteren Kanal wurde mit einer Stromzange P6042 aufgezeichnet (1A/DIV, GND bei Linie 9 die zweitunterste). Die Zeitablenkung beträgt im linken Oszillogramm etwa 1Sekunde/DIV, rechts gezoomt, allerdings zu einem späteren Zeitpunkt des Ladevorgangs. Links sieht man im Strom neben längeren Aufladezeit den kurzen Entladeimpuls unterhalb der Nullinie. Rechts zu einem späteren Zeitpunkt lädt er anscheinend nur noch auf. In den Momenten des Stromflusses steigt die Spannung am Akku immer ein klein wenig an.

Digitalspeicher Oszilloskope und DC taugliche Stromzangen sind hierfür nützliche Instrumente, Beispielsweise sich nur auf DMM zu verlassen wäre falsch, man weiß dann weder die richtigen Momentan Werte und was noch viel schlimmer ist, man würde beispielsweise mögliche Oszillationen in den Stromquellen gar nicht erkennen. So etwas ist durchaus möglich, da Stromquellen geregelte Gebilde sind. Bauen sollte man solche Geräte nicht ohne ein Oszilloskop und eine Stromzange zur Verfügung zu haben, diese Kontrollfunktion ist wichtig.

Für die angeschlossene Schaltung könnte so etwas fatale Folgen haben. Für die Akkus wahrscheinlich weniger, aber man stelle sich beispielsweise vor, das Ladegerät wäre direkt in ein Gerät mit eingebautem Akku angeschlossen und man würde direkt hinein laden, entnimmt man dann z.B. den Akku ohne den Lader zuvor abzuklemmen kann es gefährlich werden für die daran angeschlossene Elektronik.

Ein intakter Akku mit seinem niedrigen Innenwiderstand verhindert zwar schlimmeres, fehlt er aber, so kann die angeschlossene Schaltung defekt gehen, das ist sehr wichtig das zu verstehen. Daher mit sollte einem Gerät niemals geladen wenn die Akkus irgendwo zusammen mit empfindlicher Elektronik eingebaut sind, diese immer zuerst herausnehmen und mit externen Battieriehaltern laden.

Ausnahmen bilden Ladegeräte bei denen ein solcher Modus ausdrücklich dafür spezifiert ist, bei Nickelladegeräten ist das seltener der Fall. Außnahmen bilden z.B. ordentliche Bleiakkuladegerät, sie sind prinzipbedingt durch ihr kontrolliertes Konstantspannungsverfahren im Vorteil, wobei es auch bei diesen viel Schrott am Markt gibt - daher aufpassen was man kauft. Ein schlechter Lader z.B. an einer sehr schwachen Autobatterie kann dahinter liegende Elektroniken zerstören, im Zweifelsfall Batterie abklemmen vo den Laden. Das Internet ist voll mit Informationen darüber. Hersteller Informationen beachten!

Manche Generationen neuer Akkus fordern ihre eigenen speziellen Ladegeräte.

Die Stromquellen bei diesem Lader beispielsweise reagieren prinzipbedingt äußerst übel im Zusammenspiel mit angeschlossenen Elektroniken, fehlt ihnen ohne angeschlossenen Akku die nötige Last, können sie ihren Strom nirgends reinschicken, sie reagieren dadurch mit dem Ansteigen bis zu ihrer maximalen Ausgangsspannung. Im Fall dieses Gerätes bis zur etwa 7fachen Einzelzellenspannung, also ca 7*1.2V ungefähr 10 Volt - eine daran angeschlossene zwei Zellen Elektronik von ca. 3V Volt würde sowas ganz und gar nicht mögen und kann für die dahinter liegende Schaltungen ein Ausfall bedeuten. Ältere Ladeschaltungen ohne aktive Stromquellen, haben diese Problematik nicht, deren Ladeverfahren ist zwar einfacher in der schaltungstechnischen Realisierung aber für Nickel Technologien nicht so geeignet wie geregelte Verfahren..

Ältere Verfahren werden meist in Geräten verwendet in denen die Akkus fest eingebaut sind. Es ist dann meist eine Transformator mit nachgeschalteter AC Gleichrichterschaltung und über einen entsprechend dimensionierten Vorwiderstand fließt dann ein kleinerer Strom (oft ca. 1/10 der Kapazität) in den Akku. Diese Verfahren sind ungeregelt und prinzipbedingt ungenau, sie funktionieren aber ausreichend, da die meisten Nickeltechnologien gegen Überladung mit kleineren Strömen in gewissen Grenzen tolerant reagieren. Nur irgendwann ist da auch Schluß, deswegen findet man an Geräten oft z.B. den Hinweis: Ladung für 16 Stunden, jedoch nicht länger als maximal 72 Stunden laden. Diese Ladeverfahren sind nach heutigen Maßstäben kostengünstige Lösungen waren aber früher eine verbreitete Standardlösung als es die modernen Ladecontroller einfach noch nicht gegeben hat.

Akkus immer rausnehmen aus den Elektrogeräten während des Ladevorgangs !


www.amplifier.cd

Impressum und Haftungsausschluss