Temperaturmessung mit PT100 oder PT1000 Widerstand

Eine Schaltung mit einem IC, der speziell für die Temperaturmessung mit den Platinwiderständen PT100 und PT1000 entwickelt wurde.

Einleitung:

die Anzahl der sich am Markt befindlichen IC Bausteine, die Temperaturen messen können ist sehr stark angestiegen. Die erreichbaren Genauigkeiten sind beachtlich, Genauigkeiten kleiner ein Grad erreichen sehr viele IC's. Die Anzahl der verschiedenen meist digitalen Schnittstellen wächst stetig, die Bausteine werden immer preiswerter, kleiner und haben einen sinkenden Leistungsbedarf. Die meisten Temperaturbausteine haben das eigentliche Sensorelement im Baustein integriert, in den meisten Fällen wird die Diodenspannung eines internen Transistors gemessen. Am negativen Temperaturkoeffizienten der Diodenspannung wird die Temperatur ermittelt.  Der Vorteil dieses Prinzips sind die geringen Kosten verbunden mit minimalem Platzbedarf.

Was will man noch?

Genau das hier: Nachteil der Bausteine mit integriertem Sensorelement ist der eingeschränkte Temperaturbereich . Er wird in den besten Fällen 55°C bis ca. 125°C nicht überschreiten, da das IC der Umgebungstemperatur selbst ausgesetzt ist. Die Messung mittels PT100 oder PT1000 Platinwiderstand bietet eine Sonderstellung, hierbei sind Sensorelement (Platinwiderstand) und Auswerteelektronik voneinander räumlich trennbar. Die Elektronik kann wohltemperiert ohne größere Schwankungen den Platinsensor auswerten. Ein Platinsensor kann je nach Ausführung einen Temperaturbereich von -200 bis +850 Grad erfassen (sicher existieren Sonderlösungen, die mehr können).

Ein weiterer Vorteil ist, daß Platinsensoren in den verschiedensten Bauformen verfügbar sind, mit Gewindeschraubanschluß, gekapselt um den verschiedensten Medien standzuhalten oder sehr klein gehalten für miniaturisierte Anwendungen. Auch vorteilhaft ist, daß Platinsensoren nur von einem Gleichstrom durchflossen sind. Ein digitaler Sensor auf Prozessorbasis hat prinzipbedingt eine Taktrate zumeist im MHz Bereich, dieser Takt kann benachbarte empfindliche Schaltungen stören. Ein mit Gleichstrom durchflossener Platinwiderstand stört benachbarte empfindliche Schaltungen nur unwesentlich. Ein Hauptvorteil der Platinsensoren ist selbstverständlich die sehr hohe Linearität ihres Widerstandes vs. Temperatur, eine gute Basis für genaue Messungen. NTC Widerstände (N negative T temperature C coefficient) sind wesentlich nichtlinearer aber auch preiswerter als ihre Kollegen aus Platin. Noch ein  Temperatursensor aus der Gruppe "getrennt von der Auswerteelektronik", sind die Thermoelemente, die einen sehr großen Meßbereich haben.

Für alle drei Gruppen (Platin, NTC und Thermoelemente) existieren speziell dafür entwickelte Auswerte IC. Eine komplette Schaltung geeignet für PT100 und PT1000 Platinsensoren möchte ich hier vorstellen.

Bitte prüfe selbst den Status ob das Bauteil noch erhältlich ist (Stand Januar 2008 - momentan leider nicht)


Die Leiterplatte zeigt in der Mitte den IC, links und rechts davon eine Referenz und unten rechts einen AD-Wandler. Der blaue 12k4 ist ein Widerstand mit 0,01% Toleranz und geringem TK, der schwarze der gleiche mit 1000 Ohm. Die Stecker dienen zum schnellen An- und Abstöpseln verschiedenster Platin Sensoren im Vierleiterbetrieb. Ganz auf der rechten Seite befindet sich ein diskreter sehr schneller Spannungssregler. Die Schaltung ist ausgelegt für einen 5-7 Volt Single Supply Betrieb. Der Schaltplan ist dem IC Datenblatt zu entnehmen, er wurde zum Großteil übernommen, lediglich die Schaltung noch an die Randbedingungen des Einsatzzweckes angepaßt. Beispielsweise mußte gleichzeitig zum analogen auch ein digitaler Ausgang zur Verfügung gestellt werden, daher der Wandler. Auch sollte die Schaltung im Vierleiterbetrieb verwendbar sein. Der zu messende Temperaturbereich ist eingestellt auf -100°C bis 100°C. Die blaue Schottkydiode ist eine vergessene "Angstdiode", die nachträglich an diesem Prototypen noch rangelötet worden ist. Zum Austrimmen wurden drei Potentiometer eingebaut, die nach erfolgreicher Trimmung durch Festwiderstände ersetzt worden sind. Diese Potentiomer sind auch dann sinnvoll, wenn ständig der Sensor getausch werden muß und jeder der neuen Sensoren abgetrimmt werden muß.

Es macht an dieser Stelle keinen Sinn den Schaltplan der obigen Schaltung genau zu zeigen, der Hersteller beschreibt die Schaltung sehr ausführlich, und ein Anpassen an die eigenen Randbedingungen sind aus Erfahrung immer erforderlich.

Wie funktioniert die Schaltung?

Der IC hatte zwei eingebaute Präzisionsstromquellen von typisch 900 µA. Das besondere ist, daß beide Stromquellen den nahezu gleichen Strom liefern, mit einem typischen Mismatching 0,5µA zueinander. Einer der Trimmer kann zusätzlich noch dieses Mismatching nullen. Eine der beiden Stromquellen speist einen 1000 Ohm Präzisionswiderstand, an dem eine Spannung von 900 mV abfällt. Die zweite Stromquelle speist den Platinsensor, in unserem Fall einen PT1000, ein Platinwiderstand, der bei einer Temperatur einen Widerstand von 1000,0.. Ohm hat (im Idealfall). An beiden Widerstanden fällt bei null °C die gleiche Spannung ab. Ein integrierter Instrumentenverstärker (Subtrahierer) verstärkt die Differenz des Spannungsabfall an beiden Widerständen. Bei null °C, wäre die Differenz im Idealfall null Ohm.

Unterschied zwischen PT1000 und PT100

Ein PT1000 ist jedoch ein temperaturabhängiger Widerstand. Er hat bei null °C 1000 Ohm, bei 1°C 1003,85 Ohm bei 10°C 1038,5 Ohm und so weiter. Der Temperaturkoeffizient beträgt je nach Platinmaterial +3,85 Ohm/°C beim PT1000 und +0,385 Ohm/°C beim PT100. Ein PT1000 hat daher eine größere Steilheit und ermöglich damit eine höhere Auflösung. Ihm genügen auch geringe Ströme, eine Eigenerwärmung insbesondere sehr kleiner Sensoren wird minimiert. Mit einem PT100 ist es leichter einen Weitbereichsthermometer aufzubauen.

Closed loop des Differenzverstärkers bestimmt den Meßbereich

Wir wissen nun der Spannungsabfall am Präzisionswiderstand bleibt konstant, der Spannungsabfall am Platinsensor steigt mit zunehmender Temperatur und damit auch die Differenz am Instrumentverstärker. Der Instrumentenverstärker verstärkt nun diese Differenz mit einem festeingestellten Verstärkungsfaktor. Der Verstärkungsfaktor kann durch externe Widerstände eingestellt werden. Je nach dem wie groß dieser Verstärkungsfaktor gewählt ist, bestimmt es den Meßbereich. Es ist offensichtlich ein Meßbereich von -200°C bis 800°C erreicht natürlich nicht die Auflösung wie beispielsweise -50°C bis 50°C. Alle Details dazu stehen im Datenblatt.

Mehr ist nicht dran, wobei das nicht abwertend gemeint ist, gute Instrumentenverstärker und Stromquellen zu bauen braucht sein Wissen. Im Prinzip kann die Schaltung aus Einzelbausteinen nachgebaut werden, nur eine Frage ob es sich lohnt.

Besonderheiten zu beachten

  • Schaltung geeignet für Single und Dual Supply

  • PT100 oder PT1000 geeignet

  • beachte den Platintyp ob europäische oder us, Details im Datenblatt des IC und im Sensordatenblatt

  • unbedingt immer das Sensordatenblatt besorgen, Hersteller gibt darin auch das Polynom zur Korrektur der Nichtlinearität des Sensors an

  • Thermospannungen im Design beachten

  • Vierleiterschaltung sehr empfehlenswert

  • Layout, Spannungsversorgung und Schirmung nach den Regeln der Kunst

  • Kalibration erforderlich um hohe Genauigkeiten zu erreichen

Kalibration

zur Kalibration sind die idealen geeigneten Hilfsmittel ein Mittelklasse Multimeter, eine genau bekannte Referenztemperatur (genauer Thermometer) und eine leicht verstellbare Präzisions Widerstandsdekade sowie ein Rechner. Eine Toleranz von 0,01% für die Dekade wäre eine feine Sache.

Mit einem der drei Trimmer läßt sich die 1000 Ohm Toleranz des Sensors einstellen. Dazu wird die momentane Raumtemperatur exakt gemessen. Mit dem Voltmeter die Ausgangsspannung am IC messen, diese auf den Sollwert der dazugehörigen Temperatur einstellen. Ein Platinsensor mit hoher Grundgenauigkeit ist dank der manuellen Kalibration nicht erforderlich. Die Linearität müßte auch bei preisgünstigeren Exemplaren ähnlich sein, wie bei einem mit hoher Grundgenauigkeit, wobei ich mir da gar nicht mal so sicher bin - bitte das Sensor Datenblatt zu Rate ziehen. Mit dem letzten der drei Trimmer läßt sich noch der Verstärkungsfaktor des Instrumentenverstärkers einstellen, wobei das die wichtigste Einstellung ist.

Mit der Dekade lassen sich nun die verschiedenen Temperaturen simulieren, man braucht daher keine Klimakammer. Ein Messen über den gesamten Temperaturbereich und die Darstellung als Graph ist dabei sehr nützlich. Leider wirst auch Du feststellen, daß dies mehrere iterative Durchläufe erfordert, bis Du ein annehmbares Ergenis erreichst. Insbesondere die Dreherei an den schwergängigen Drehknöpfen der Dekade nervt mit Zeit gewaltig. Irgendwann wenn Dir Dein gewünschter Temperaturbeich genau genug ist solltest Du damit aufhören. In dieser Phase kannst du an den Potis drehen wie Du willst, es passiert nicht mehr das was Du erwartest - ein Poti beeinflußt das andere mit einer Wechselwirkung. Zudem wird der Einfluß der Nichtlinearität des Sensors immer größer, insbesondere bei den weiter vom Nullpunkt entfernten Temperaturen, leider läuft die Kurve immer weiter weg und kommt nicht ab einer bestimmten Temperatur wieder zurück.

Nun hilft nur noch die Rechnerkalibration. Schließlich hast Du Dir ja die Meßwerte immer mitgeschrieben, oder noch besser gleich in einen PC geschrieben auf dem ein Mathematikprogramm läuft. Eine Polynom Korrektur zur Linearisierung der Meßkurve, dann stimmt es auch über den gesamten Temperaturbereich. Für ein analoges Auslesen ist das zugegeben umständlich, die Spannungswerte bei Ablesen immer zu rechnen. Bei Anwendungen die in den Rechner gehen (AD-Wandler) sollte die Polynominal Regression (Korrektur) kein Hindernis sein.

Eiswasser und Fieberthermometer

Um an zwei Punkte der PT1000 Kennlinie zu gelangen ist hilft auch die Physik. Wer keine Widerstandsdekade und einen Präzisionsthermometer zu Verfügung hat, kann sich behelfen mit einem Fieberthermometer am besten aus dem klinischen Bereich. Diese sollen eine Genauigkeit in der Größenordnung von 0,1°C haben. Sensor an ein Ohmmeter anschließen und zusammen mit dem Thermometer unter die Achselhöhle, ca. 10  Minuten warten bis ein thermischer Ausgleich stattgefunden hat. Um idealerweise auch noch die Eigenerwärmung des Platinsensors zu berücksichtigen, kann der Sensor auch aus der Stromquelle betrieben werden, die Spannung am Sensor wird gemessen. Diese Methode erfordert jedoch zusätzlich eine sehr genaue Messung des 900 µA Stromes, das ist kein Billigst Multimeter, geeignet z.B. ein HP 3457A. Die Eiswassermethode beruht darauf, daß bei Normalluftdruck schmelzendes Eiswasser eine Temperatur von null °C hat. Das Wasser sollte dabei ständig umgerührt werden. Selbst ausprobiert habe ich noch keine der Methoden.

Tabelle der Widerstandswerte eines PT1000 Platinsensors in Abhängigkeit von der Temperatur
Graph zeigt das auskalibrierte Ergebnis im vergleich mit und ohne AD-Wandler

Das Bild zeigt die auskalibrierte Schaltung, im Vergleich die analoge Spannung mit dem digitalisierten Wert des AD-Wandlers. Die Schaltung wurde soweit getrimmt, daß der Bereich der größten Nutzung bestmöglich wird, hier -10°C bis +70°C. Anzumerken ist, daß hier noch nicht aller Tage Abend ist, die Steigung der Instrumentenverstärker Kennliníe ist noch nicht vollends optimiert. Nur um es nochmal zu wiederholen, in diesem Staduim der Kalibration ist es ein iterativer Prozess an allen drei Trimmern, und irgendwann wurde es mir zu blöde, da ich mich auf den häufigen Nutzungsbereich konzentriert habe und nur selten tief in die Kälte gehe. Korrigiert man beispielsweise die Steigung besser, dann kann es die ganze Kurve nach oben schieben oder sie dreht sich um den Nullpunkt usw. Hier läßt sich unendlich viel Zeit verbraten.

Das Gezacke kommt davon, daß der Hersteller des Sensors in der Tabelle nur ganze Ohm Werte angegeben hat, was natürlich nur aus Gründen der Vereinfachung getan worden ist. Beim Kalibrieren ist man nicht undankbar darüber nicht auch noch die Zehntel eines Widerstandes einstellen zu müssen. Dadurch ensteht dieses quantisierte Aussehen der Kennlinie. In Wirklichkeit verläuft sie natürlich mittig hindurch durch das Gezacke. Begnügt habe ich mich mit Schritten von fünf °C Celsius. Aus diesen Meßwerten heraus wäre es nun einfach eine polynominale Regression durchzuführen, was die Kennlinie im Rechnerbetrieb weitestgehend linearisieren würde.

Zufrieden bin ich auch mit dem digitalen Ergebnis des 12 Bit Wandlers. Zwölf Bit entsprechen einer Quatisierung von 4096 diskreten Stufen. Eingeteilt für einen Meßbereich von +/-100 °C ergibt sich eine digitale Auflösung von etwa 0,05 °C/Bit, das sollte wahrhaft genügen. Den digitalen Ausreißer bei 25°C muß ich mir noch mal genauer ansehen. Wie der enstanden ist weiß ich nicht, er passt nicht zum Ergebnis. Ein Übertragungs- oder Meßfehler? Dem Wandler möchte ich es nicht anlasten und bedarf einer erneuten Untersuchung.

Normierung

Die Null Spannung entspricht der Referenzspannung. In der Tabelle wurde sie darauf normiert.

Die Tabelle zeigt den Widerstand in Ohm eines PT1000 in Abhängigkeit von der Temperatur in °C sowie die Ausgangsspannung der gezeigten Leiterplatte. Die Ausgangsspannung wurde normiert mit dem Ausgangsspannungswert, der bei null °C erscheinen soll.

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