Schellack und Harz Polituren


Gibt es schon lange und ist nichts neues.

Um es gleich vorweg zu nehmen, ich bin kein Polier Profi - sondern ein Dilettant auf diesem Gebiet - die Betonung liegt auf dem Begriff Dilettant im Sinne des Wortgebrauchs der vergangengen Jahrhunderte - ich bin kein Dilettant im Sinne des 20. und 21. Jahrhundert. Wenn wir hier schon alte Techniken verwenden, so darf es auch an der alten Sprache nicht mangeln.


Die häufigsten Materialien:

 

Schellack

Schellack

Orange-brauner und heller Schellack in seiner Handelsformen.

 

tierisches Produkt - Ausscheidungen einer Lausart, abgesetzt an bestimmten Bäumen zum Schutz ihrer "Jungen". Früher aus Asien über den kolonialen Fernhandel importiert und in Europa etwa seit Ende 18. Jahrhundert zunehmend verbreitet.

Sandarak, Benzoe, Copal, Mastix, Colophonium....

pflanzliche Produkte - es sind Harze, Ausscheidungen von Bäumen. Als Besonderheit Bernstein und manche Copal Sorten sind quasi sehr antik und ziemlich steinalt. Es sind teils tolle Materialen, z.B. der Sandarak riecht sanft angenehm, das Benzoe Harz ist viel kräftiger und süßlich - eine faszinierende Geruchswelt mancher dieser Materialen. Manche Religionen benutzen diese Materialien auch im geräucherten Zustand. Mit zunehmendem Alter verliert sich der Geruch am aufgetragenen Objekt. Der Schellack hingegen ist fast geruchslos.

- Schellack geht leicht aufzutragen und polierbar, in verschiedenen Farbtönen, von Hellst Blond, Orange, Braun, Rötlich (rubin) bis dunkelbraun.
- Schellack in entwachster Qualität ergibt den schönsten Glanz
- Schellack wachshaltig ergibt mattere Oberfläche, ist etwas leichter polier- und auftragbar.
- Schellack ist perfekt löslich in Alkohol, sobald er sehr lange gelagert wurde, löst er sich kaum noch auf in Alkohol, ergibt ein matschiges Gel, der dunklere Schellack ist länger lagerfähig,


Sandarak
- Sandarak ist gelblich hell, ideal für helle Hölzer, genauso leicht verwendbar wie Schellack. Er ist hart und kann mit etwas Mastix gemischt werden um ihn weniger spröde zu machen.

Sandarak gereinigt
Der Sandarak lässt sich auch mit Wasser reinigen bevor man ihn auflöst, dass kann man machen, muss es jedoch nicht. Die ganzen Holzstückchen und alles was schwimmt lässt sich so leicht abschöpfen.



Copal Manila
Manila Copal in der Handelsform, unterschiedlich große Harzstücke

- Copal, gibt es in verschiedenen Qualitäten und Eigenschaften, mittelhart bis sehr hart. Die harten fossilen Copale erfordern besondere Techniken zum Auflösen. Der Name Copal steht als Sammelbegriff für ähnliche Baumharze, deren Sorten stammen von verschiedenen ähnlichen Baumsorten aus allen Erdteilen. Copal ist nicht gleich Copal. Der Name des Copal ist meistens gegeben durch den Ort, an dem er in der Vergangenheit gewonnen oder verschifft worden ist.

Der Manila Copal ist ein geerntetes Baumharz von lebenden Bäumen, er löst sich zu geschätzt etwa 65% seiner Massenanteile in Alkohol auf, die restlichen 35% ergeben ein "matschiges Gel", dass sich nicht weiter im Alkohol auflöst und zur Politur ungeeignet ist. Dieses Gel muss beim Filtrieren ausgefiltert werden, anschließend läßt es sich in Gläser abfüllen, eine sinnvolle Verwendung habe ich bisher noch nicht gefunden. Ist leider auch recht klebrig beim Polieren.

Die besten praxistauglichen Hinweise zum Copal Auflösen finden sich in alten historischen Büchern, die Methode des vollständigen Auflösens ist aufwendig mittels Schmelzen, Kochen, Feuerstelle und zusätzlichen Chemikalien.  Früher wurden oft Gemische aus Copal und Schellack verwendet.

gereinigter Copal
 
gereinigter Manila Copal
Die Copal Stücke lassen sich vor dem Auflösen auch mit Wasser und einer Bürste reinigen und entfalten dann ihre echte Farbe, genauo wie hier gezeigt sieht dann hinterher auch die Farbe der Lösung aus.. Die ganzen Baum- und Erdreste fallen durch die Reinigung weg, die spätere Lösung bleibt so etwas klarer. Vor dem Zerstoßen im Mörser ist das Harz wieder komplett trocknen zu lassen.



Benzoe
- Benzoe, ergibt höchsten Glanzgrad, hart, ideal als oberste Schicht - jedoch ekelhaft schwer in größerer Schichtdicke zu polieren, es klebt ziemlich am Polierballen, da ist Schellack ein Kinderspiel dagegen. Der Eichentisch (s.u.) und das Schachbrett (s.u.) haben als oberste Schicht Benzoe. Benzoe wird gegen Ende der Politur oft mit Schellack vermischt. Mit einer Benzoe Politur zum Ende der bereits glatten Oberfläche kann man wenn man unvorsichtig poliert, sich innerhalb von einer Sekunde die gesamte Oberfläche ruinieren, was dann einige Stunden an Nacharbeit bedeutet. Benzoe verzeiht keine Fehler beim Auftragen. Benzoe riecht sehr angenehm nach Vanille, der Geruch verflüchtigt sich jedoch. Benzoe Politur ist leicht rötlichbraun. Benzoe wurde oft mit Schellack vermischt.

- Mastix (ohne Foto), super glasklar, ideal für allerhellste Hölzer oder wenn absoluter Anspruch auf die Naturfarbe besteht. Nachteilig, es ist recht weich, wird schon bei moderaten Temperaturen weich. Beim Auftragen kann es kleben, damit schwer aufzutragen und zu polieren. Es ist gut geeignet zum Mischen um andere Harze weniger spöde zu machen.


Kolophonium hell  Kolophonium dunkelbraun
- Colophonium, hell und dunkel. Löst sich leicht in Alkohol, mittelhart. Noch nie getestet, Colophonium ist ein Baumharz. Anspruchsvoll werdendes Sicherheitsdatenblatt, bitte beachten.


Bernstein Pulver
- Bernstein Pulver, löst sich nicht in Alkohol. Die gefundene historische Methode des Auflösens ist mir zu kompliziert - mir unbekannte historische Anwendungen als Lack.


Bernstein Kolophonium
- Gemische aus Collophonium und Bernstein genutzt als Bernstein-Lackherstellung. Für Geigenlackherstellung verwendbar. Dieses Gemisch hier löst sich nicht in Alkohol, davon nur der Kolophonium Anteil, ergibt ein schönes sehr dunkles Braun. - wie es korrekt aufzulösen und anzuwenden ist weiß ich nicht.

Myhrre
- Myhrre, löst sich nicht in Alkohol. Ich weiß nicht wie es aufgelöst wird und die historische Verwendung als Lack ist mir unbekannt.


Alkohol
- Alkohol, vergällter Alkohol besser als 99%. Würde kein Spiritus benutzen, soll gerade für die Politur schlechtere Ergebnisse liefern. Die paar Euro mehr für 98% oder 99% Alkohol sollten nicht zum Thema werden, die Kosten für die Schellack Politur liegen sowieso in der Zeit und weniger im Material. Es gibt viele Anbieter.

Dammar
- Dammar, unlöslich in Alkohol, löst sich in Terpentinöl. Bisher noch nicht verwendet.

Wer es genau wissen möchte, sollte bitte die einzelnen Materialien im Web nachlesen, das ist hier nicht das Thema es lange zu schreiben. Es ist wirklich interessant darüber die verschiedenen Eigenschaften, Geschichten und deren Herkunft zu lesen. informiere Dich bitte auch über die verschiedene Löslichkeit im Alkohol oder den besonderen Terpentinen, das ist wichtig zu wissen - was wie gut worin löslich ist.

Informationsquellen und Sicherheitshinweise:

z.B. ein Pigmente Handel in Deutschland (hat alle Materialen im Programm, dazu sinnvolle Informationen und die zugehörigen Sicherheitsdatenblätter, wichtig insbesondere bei den Lösungsmitteln). Die wirklich gefährlichen Substanzen sind der Alkohol und die Terpentine - bitte unbedingt die Sicherheitsdatenblätter beachten - und ganz wichtig - immer geeignete dichte Schutzhandschuhe tragen! Alkohol gehört nicht auf die Hände und die Haut. Ohne jetzt medizinisch zu werden, mich würde es nicht wundern, bei den fettlösenden Eigenschaften des Alkohols in der Hautoberfläche, dass dies auf Dauer üble Folgen auf die Gesundheit haben kann. Bitte keine Lösungsmittel auf die Haut, ich trage wirklich immer Handschuhe ! Natürlich nichts ins Auge bekommen und den Raum während der Arbeit und danach stets gut belüften, im Freien arbeiten ist natürlich perfekt in dieser Hinsicht.

Auch mancher Holzstaub, wie z.B. Eiche und Buche gilt als gesundheitsschädlich eingestuft, Atemmaske benutzen.

Literatur:

ganz klar die Bücher des 19. Jahrhunderts, da steht alles im Klartext drin wie was geht. Gibt es manchmal als pdf Download. Man hat sich schnell an die alten Buchstaben gewöhnt, auch die Sprache der Vergangenheit verlangt ein wenig Übung - aber sie ist im Gegensatz zur Gegenwart um Längen ehrlicher und zielgerichteter in der Information, man mag sie schnell. Die alten Bücher des Handwerks sind genauso klasse wie die alten Bücher der Musik.
 
Schellack und Harze aufgelöst in Flaschen
Die Materialien in ihrem aufgelöstem Zustand. Gut geeignet sind klare Glasflaschen mit Korken. Aluminiumblechverschlüsse sind nur dann geeignet wenn die Flasche nicht ständig auf- und zu gemacht wird. Die Flaschen sind alle unverwischbar zu beschriften, Überkleben von einem Stück Papier mit transparentem Haushaltsklebefilm hat sich ganz gut bewährt.

Man bedenke auch einen Aufbewahrungsort ohne Feuerquellen oder Gefahren der Entzündung, da Alkohol sehr leicht brennt.

Von links nach rechts:
  • Colophonium dunkelbraun
  • Benzoe gemischt mit darin aufgelöstem Nigrosin zur Schwarzfärbung. Genau genommen ist es ein sehr dunkles violett, die Schwarzpolitur hat dadurch auch einen kühl und kälter wirkenden Schwarzton - z.B. für ein rötlich wirkendes Schwarz benötigt es andere Zusätzliche oder ein Überpolieren mit rötlichem Schellack, der Phantasie sind da wenig Grenzen gesteckt.
  • Mastix, er ist ganz gelblich und die klarste Lösung von allen.
  • Sandarak, ein schönes Gelb mit Orangeton
  • Benzoe, rötlich braun
  • Copal Manila, gelblich, ganz leicht ins weißliche gehende Gelb
  • Schellack in hellster Sorte
Die Farbe der Politur bestimmt mit die Farbwirkung des danach fertig polierten Holzes, wobei eine aufgetragene Politur natürlich deutlich weniger Farbwirkung zeigt als hier in der Zustand in den Flaschen, da natürlich die Schichtdicke viel geringer ist.

Will man die natürliche Farbe der Holzart erhalten, so sollte eine Schellack Sorte oder ein Harz gewählt werden, dessen Färbung dann in etwa entspricht wie die Farbe des Holzes. Hierbei wählt man die natürliche Farbe, die das Holz später von alleine durch die UV-Strahlung und über die Lebensdauer bekommen würde. Beispielsweise ist Esche bekannt dafür, dass es im Alter gelblich wird, wer das betonen möchte, da bieten sich dann Sandarak oder der Copal an. Für den rötlichen Kirschbaum wäre dann z.B. der hellste oder ein oranger Schellack geeignet. Für das rötliche Mahagoni bietet sich z.B. die dunklere rötliche Schellack Sorte Rubin an.

Aber auch bei der Farbwahl muss man nicht überkritisch sein, generell sieht jede Sorte auf jedem Holz gut aus. Ein krasses Beispiel wäre z.B. das fast weiße Pappelholz (läßt sich prima überpolieren), für dessen farblich natürlichsten Überzug wären Materialien wie Dammar, Mastix oder Copal oder entsprechende Mischungen geeignet - würde man Pappel mit Rubin oder dem dunkelbraunen Colophonium überpolieren sieht das bestimmt auch gut aus, hat jedoch eine rötlich braune Färbung - es ist die ganz einfache Frage welche Effekte man möchte oder nicht.



Polierter Tisch in Eiche
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Polierter Tisch aus Eiche und Buche

Eichetisch

Dieser Tisch aus gebeizter Eiche und Buche gehört schon in die gehobene Klasse einer Politur, es ist eine mehrfache Hartöloberfläche, darauf orange brauner Schellack und Benzoe.

Der Tisch selbst ist nichts besonderes, zwar schön, aber ein ganz normaler solider Ausziehtisch etwa aus den dreißiger, vierziger Jahren. Das Mittelteil ist aus grobporiger Eiche, der Auszug aus Buche. Der Tisch ist der damaligen Fertigung geschuldet und nicht topfeben, man erkennt im Spiegelbild den Versatz der Kanten der sich spiegelnden Objekte, das sind keine Polierfehler sondern einfach nur fertigungs- und altersbedingte Unebenheiten der Tischoberfläche. Solche Versatzfehler und Welligkeiten bekommt man nie herausgeschliffen, sie sind Teil der Geschichte des Tisch, aber trotzdem irgendwie schön.

Generell ist die Abnahme von viel "Substanz" an Massivholz durch starkes topfebenes Schleifen möglich, für ein altes Möbel jedoch als Sünde zu betrachten, eine leichte Welligkeit gehört als verschönerndes Teil zu der alten Sache hinzu. Wer das nicht möchte, nimmt mehrfach schichtverleimtes, formstabileres Holz, bringt es zu einer modern ausgestatteten Schreinerei und läßt es sich auf großer Maschine topfeben schleifen. Massivholz oder anschließend furnieren lassen, danach selber Schellack oder für den schnellen Weg, zu einem Lackierbetrieb, der z.B. Polyesterlacke für Flügel auftragen und maschinell polieren kann, das sieht dann aus wie bei einem neuen Flügel - superglatt und modern - hat jedoch auch seinen Preis. Stört Euch nicht an leichter Welligkeit, wer es nicht will ==> neu machen + moderne Großmaschinen + Polyester.

In den fast hundert Jahren des Tisches, darf sich auch gern das Holz etwas verformen. Was der Tisch alles gesehen und erlebt hat in seinem Leben war beachtlich, er hat die Narben der Zeit hinter sich gebracht, immer neue Schrammen und tiefe Kerben wann auch immer was schweres darauf gefallen ist. Ursprünglich war der Tisch nur gebeizt und fast unbehandelt, die Schellack Politur ist noch jung, die Schrammen und Kerben sind nun darin eingeschlossen und konserviert - das sieht trotzdem irgendwie und gerade deswegen gut aus. Man darf bitte einen solchen Gebrauchstisch nicht mit einem wertvollen historischen Möbel verwechseln, ihn zu verschönern spricht aber nichts dagegen, zumal es Eiche mit Schellack selten gibt, mal was anderes.

Die Oberfläche fühlt sich gut an


sie ist glatt, die Hand und Objekte gleiten förmlich darüber. Das Besondere an solch einer polierten Fläche ist, sie wirkt in keiner Weise kalt oder rauh, stets angenehm für eine darüberstreichende Hand - es macht Freude die Oberfläche zu berühren. Ein polierter moderner Kunststofflack erreicht nach meinem Empfinden nicht die Griffigkeit und Wärme von poliertem Schellack oder Harz. Es ist schwer in Worten zu beschreiben.

Die Holzarten

generell sieht jede Holzart unter Schellack gut und faszinierend aus - ich habe noch nie ein unschönes Holz unter Schellack und Harzen gesehen. Das ist eben das Schöne an polierter Holzoberfläche - die Natur ist der Meister der Schönheit, man braucht sich nicht um das Aussehen zu kümmern, man muss nichts dazu tun, man bekommt das Schöne von ihr geschenkt - man muss lediglich die Arbeit und den Schweiß leisten um die Politur aufzubringen.

Feinporige Hölzer

zum Beispiel Buche, Nussbaum, Kirsche, Birne, Pappel, Birke.... einfach anschauen und die Poren beobachten, wie tief sind diese in Relation auf die glatte Oberfläche.

Grobporige Hölzer

zum Beispiel Eiche, Esche, Nadelhölzer.... einfach anschauen und die Poren beobachten, wie tief sind diese bezogen auf die glatte Oberfläche. Generell kann man alle Hölzer mit Harz polieren, egal welcher Art, dauert nur unterschiedlich lange, mit feinporigen Hölzern ist man schneller fertig. z.B. großflächige grobporige Eiche oder großflächige Nadelhölzer da benötigt es sehr viele Poliergänge bis ein klares Spiegelbild entsteht. Esche hat z.B. teils sehr tiefe Poren.

Hölzer beurteilen

Wer möchte schaut sich die Hölzer unter dem Mikroskop an und schaut sich die Porentiefe an. Bei der Politur haben die Poren den Nachteil, dass diese durch ihre Tiefe und Weite ganz einfach ausgedrückt "Löcher" darstellen, die das Harz nicht vollständig füllen kann in nur wenigen Poliergängen, die Masse an Harz pro Auftrag reicht hierfür nicht aus. Generell geschätz pro Harzauftrag ca. 1 Zehntel Millimeter, das ist nicht viel verglichen zu  der Porentiefe.

Eiche z.B. ist topfeben schleifbar, hat aber tiefe Poren - manche Nadelhölzer lassen sich auch sehr glatt schleifen und haben teils nur feine Poren, jedoch stark ausgeprägte Härtegrade zwischen Früh- und Spätholz der Jahresringe, mit dem Resultat, dass beim Schleifen von den weicheren Anteilen mehr abgetragen wird, verglichen zu den härteren Teilen. Diese Unenbenheiten mit dem Schellack/Harz aufzufüllen ist viel Arbeit.

Bearbeitungsschritte

 

Schleifen

die niedrigste Schleifpapierstärke z.b. 60-80 verursacht die tiefsten Kratzer, diese müssen mit dem feineren Papier wieder ausgeschliffen werden. Als feinstes Schleifpapier ist etwa 320-400 ausreichend. Ja, man kann noch feiner schleifen, in der Regel verursacht es aber nur feineren Schleifstaub und bringt sonst keinen Gewinn, die natürliche Porengröße wird nicht kleiner nur durch feineres Schleifpapier. Wer will kann auch schon nach 180er Papier anfangen zu polieren, das geht auch, das Harz deckt auch diese Vertiefungen ab nach mehreren Aufträgen. Generell kann man sich bei kleineren Objekten den Luxus gönnen sehr fein zu schleifen, da ist es eher sinnvoll als bei größeren Flächen, das ist der Tatsache geschuldet, da es bei großen geraden Flächen sehr einfach ist relativ viel Material auftragen zu können, was die Vertiefungen rasch füllt, bei kleinen Objekten ist es schwieriger gleichmäßig aufzutragen, deswegen ist Schleifen hier einfacher als mühselig oft Schichten aufzubauen - mit der Zeit bekommt man ein natürliches Gefühl dafür wann das Schleifen für welches Objekt genug ist.

Das allerwichtigste beim Schleifen ist es - keine tiefen Kratzer zu erzeugen, oder gar sichtbare Kratzer quer zur Maserung. Tiefere Schleifspuren quer zur Maserung unter Schellack sehen total eklig aus - der Schellack/Harz konserviert diese Kratzer optisch sehr gut und stellt sie optsich geradezu heraus - das Auge erkennt sie sofort, das Auge bleibt immer daran "kleben" an diesen Kratzern, es ist ein Zeichen für "schnell, schnell fertig werden" unprofessionell. Egal wieviel man später noch aufträgt, der Kratzer bleibt sichtbar.

Schleifen läßt sich auch mit Bimsmehl in verschiedenen Korngrößen, macht auch Spaß. In den Poren verbleibendes Gemisch aus Bimsmehl und Holzstaub kann darin belassen werden, die ersten Schellack Aufträge werden diese unsichtbar umschließen, wenn es nicht zu große Poren und Löcher in einem Auftragevorgang gewesen sind.

Schrammen und tiefe Spuren

muss man während des Auftragen füllen, entweder mit dickem Schellack der z.B. mit Holzstaub vermischt ist, oder mit Holzleim vermischt mit Holzstaub oder mit einem farblich passenden Heißwachs, sogar 2K Polyester Spachtel funktioniert. Problem bei allen Füllmaterialen ist die farbliche Anpassung.

Füllmaterialien idealerweise erst dann auftragen, wenn z.B. die erste Schicht an Schellack/Harz auftragen ist. Die Oberfläche zeigt erst nach dem ersten Auftrag seine spätere Farbe, erst dann ist es leicht möglich dass passende Füllmaterial zu wählen. Z.B. Holzleim mit Schleifstaub wird dunkel werden, genauso mit Schellack gefüllte Löcher. Die farblich beste Anpassung gelingt mit Hartwachsen, die es in allen Farbtönen gibt. Es lassen sich alle Arten der Füllung miteinander kombinieren. Kleber mit Holzstaub hält natürlich sehr gut, Hartwachs wird stets Hartwachs bleiben und hat später nie die Härte wie z.B. Schellack, ist aber topfeben auftragbar, kann man prima mit scharfem Stechbeitel abziehen. Schellackfüllung verträgt sich perfekt mit der Politur, dauert aber länger bis es durchhärtet. Generell ist es günstiger, das Füllmaterial im Zweifel ein klein wenig dunkler zu wählen als das Holz, heller als das umliegende Holz sieht komisch aus. Man muss einfach verschiedenes probieren, testen und kombinieren.

Porenfüllen

am sichersten, schönsten und besten geht es mit dem selben Schellack/Harz wie die Politur selbst - dauert nur am längsten.


Porenfüllen mit Bimsmehl und Tripel:

Abkürzen lässt sich diese Prozedur des Porenfüllens mittels Bimsstaub oder Tripel. Es gibt einige Methoden dieses Material in die Poren reinzubekommen, es ist sozusagen das Füllmaterial in den Poren, wobei dieses Füllmaterial stets vom Harz/Schellack mit umschlossen wird. Da es stets umschlossen ist nimmt es auch die exakt gleiche Farbe wie das Harz/Schellack an, es saugt den H/S auf, das weiße Bismpulver oder der rote Tripel ist danach unsichtbar, füllt jedoch mit seiner Masse die Poren.

Auftrag geschieht mit eher dünnem H/S und einpolieren. Man kann auch zuerst das Pulver trocken auf die bereits vorpolierte getrocknete Oberfläche einreiben und den Überschuß abreiben und dann H/S auftragen. Gibt zig Methoden wie das Pulver in die Poren gelangen kann.

Der allerschlimmste Fehler ist es, wenn Pulver direkt auf die bereits glatte Oberfläche gelangt und sich mit H/S vermischt und dort eintrocknet, dann hat man eklige Türmchen auf der Oberfläche produziert - diese kann man nur noch wegschleifen nach Trocknung, muss man sogar, sonst entsteht mit jeder neuem Auftrag an dieser Stelle ein wachsender H/S Hügel.

Also nochmal - Pulver nur in die Poren nicht auf die glatten Oberlächen. Keine Monsterlöcher in nur einem Füllvorgang mit Harz/Schellack füllen wollen, das Pulver hat eine begrenzte Aufnahmefähigkeit von H/S - ist zuviel Pulver in einem Loch, bleibt die Farbe des Pulvers unter dem H/S sichtbar, dass heißt weiße, helle Punkte oder orange beim Tripel, das sieht dann unschön aus.

Auch sehr wichtig: niemals Pulver auftragen auf eine noch nicht ganz getrocknete Oberfläche, dass bekommt man nicht einpoliert und verbleibt oben als wahre Katastrophe - unmöglich zum Polieren, kratzt und reisst alles ständig auf, auch kaum noch aussschleifbar - das Ende vom Lied ist es, volle Kanne mit 150er Schleifpapier nach vollem Trocknen oder wenn es am gleichen Tag sein muss, gar alles komplett mit Alkohol anlösen und mit der Spachtel alles komplett abziehen. Ist mir alles schon so passiert, beim Testen: "kann man Bimsmehl auch einpolieren" - ich konnte es nicht, vielleicht können es andere. Was im Web oft über das Arbeiten und Porenfüllen mit Bimsmehl geschrieben steht halte ich in den meisten Fällen für Mist.

Generell gesagt ist das effektive Porenfüllen nicht einfach, es benötigt einiges an Übung bis man es kann - ist fast genauso schwierig wie das Polieren selbst. Man muss den Ärger mit den Türmchen selbst erlebt haben um es irgendwann zu können, einfach üben.

Persönlich halte ich nicht viel davon vom Porenfüllen mit Bimsmehl oder Tripel, ganz am Anfang der Politur ist es noch gut möglich, wenn man es zusätzlich zu einem späteren Zeitpunkt macht ist es sehr riskant - wenn nur ein paar kleine Körnchen in die Politur gelangen, gute Nacht, diesen oben aufliegenden Mist bekommt man nicht auspoliert oder entfernt, hilft nur nach dem Trocken diese Stelle anzuschleifen und Türmchen aufzuschleifen ist widerlich. Auch das Abschleifen von Schellack "Rotznasen" die man irgendwo vergessen hat ist Stress, man muss einiges Schleifen besonders groß wird in der Regel die nötige zu schleifende Fläche ringsum die Störstelle. Generell gesagt sind "Erhöhungen" deutlich kritischer für den Poliervorgang und für die Optik, "Vertiefungen" sind für das Polieren egal, für die Optik weit weniger schlimm als "Erhöhungen".

Porenfüllen mit Schellack oder Harz

Noch einmmal: das beste und die schönste Oberfläche ist es auf Porenfüller zu verzichten, es dauert nur länger bis H/S die Poren von alleine füllt. Einfach ausprobieren um ein Gefühl für die leichten optischen Unterschiede und Zeiten zu bekommen. Ohne Porenfüller hat es etwas mehr Tiefe, mit ist es ein wenig stumpfer, gerade z.B. Eiche wirkt ohne Porenfüller nur mittels H/S richtig tief.

Mittlerweile habe ich die Technik erlernt wie man recht schnell die Poren nur mittels Schellack oder Harz auffüllt, das geht so: dick auftragen, zwei drei Minuten antrocknen lassen und mit viel Alkohol am Ballen wieder stellenweise darüberwischen, aufweichen bis die oberste Schicht flüssig ist und dann mit dem Ballen über die noch offenen Poren wischen. Das Anlösen und den Schellack in die Poren wischen erfolgt nur an wenigen Stellen, vielleicht auf 20*20cm begrenzt, ist die Fläche zu groß verdunstet der Alkohol wieder zu schnell, ist sie zu klein reibt man garantiert zu oft an den gleichen aufgelösten Stellen, das Resultat ist dass die glatte Oberfläche wieder aufreißt was zu vermeiden ist, da dies wieder Zeit bedeutet um sie wieder zupolieren. Man muss für diese Flüssig-Wischmethode etwa alle 20 Sekunden den Ballen neu von Außen mit Alkohol befeuchten, das ist richtig Stress.

Diese Methode des Flüssigwischens ist schneller als das Porenfüllen mittels verschiedener Pulver, allerdings man muss es recht lange üben, die bereits glatte Oberfläche gezielt wieder anzulösen erfordert wirklich Übung. Mit der Methode des erneut flüssig wischen kann man wenn man möchte sehr dicke Schichten in einem Auftrag auftragen. Der Ballen muss ständig auf einem Film aus Alkohol oder wieder flüssig gewordenem Schellack gleiten ohne mit dem Leinen direkt die festen Oberflächenteile zu berühren - sonst frisst es sofort. Das hinzubekommen ist eine Kunst, üben.

Man schafft es wenn man unbedingt will, damit selbst offenporige Hölzer wie Eiche oder Esche in ca. nur 3 fetten Poliergängen komplett glänzend zu schließen, da man Stück für Stück in einem Ratsch dicker werden kann. Allerdings pro dicke Schicht, ein Auftrag dauert dann schon mal 2 Stunden am Stück mit viel Auftragen, Anlösen, Glattwischen - das ist richtig Arbeit, deutlich mehr wie das normale Auftragen. Es geht auch nur wenn man ständig eine Lichtquelle im Spiegelbild an der Stelle beobacht an der man gerade poliert. Tut man dass nicht, gelangt man leicht zu schnell an den Moment des Aufreissens des Schellack was unschön ist, da man dann wieder viele male an der aufgerissenen Stelle drüberwischen muss verteilt über mehrere Minuten hinweg, bis eine Fressstelle wieder geschlossen ist.

Gut sind dick aufgetragene Schichten zur Zeitersparnis, optimal für das Trocknen ist dick nicht, es trocknet lange und vor allem die finale Aushärtung dauert länger als verglichen zu mehr Schichten mit jeweiligem Zwischen Trocknen. Kommt halt immer darauf an was man gerade für ein Werkstück bearbeitet und entscheidet an Hand des Objektes.

Dick Auftragen

im wahrsten Sinne des Wortes. Beim Auftragen einer tragfähigen deckenden Schellack oder Harz Schicht ist es günstig eine dickere Politur zu verwenden, z.B. 2 Teile Alkohol und 1 Teil H/S. Die Schicht entsteht so schneller und trocknet auch gut. Wenn alle Poren, Vertiefungen usw. geschlossen sind, hat die dickerer Politur ihren Zweck erfüllt, dass es dabei noch nicht arg glänzt ist nicht schlimm, kommt später.

Dünn Auftragen

macht nur Sinn bei bereits tragfähiger geschlossener Schicht und gefüllten Poren. Das H/S ist zu verdünnen, 3:1 bis zu 6:1. Jetzt beginnt langsam der Polierprozess. Das dünnere Material fließt in jede kleinste Vertiefung und die Oberfläche beginnt zu glänzen während der Politur. Macht keinen Sinn, das in Worten zu beschreiben, gibt ettliche Videos im Web, ansehen.

Endpolieren

der schwierigste Teil, mit dünnem H/S 4:1 bis 6:1. Auspolieren mit Polieröl und späterer Ölabnahme. Siehe Web Videos, nicht sinnvoll in Worten beschreibbar.

Trockenzeiten

je länger desto besser, in der Praxis nicht realisierbar. Daher an einem Tag auftragen was man sinnvoll draufbekommt. Sobald man zu viele Schichten pro Tag aufgetragen hat, man merkt es schnell. Die Oberfläche wird pampig weich, der Ballen klebt fest und je mehr man auftragen möchte desto blöder und verschmierter (gegen das Licht gesehen) sieht es auf - aufhören und mindestens 1-2 Tage trocknen lassen.

Einsinken

Harze/Schellack sinken ein. Das heißt, man meint man hat eine wunderbare Oberfläche erzielt, nach ein paar Wochen/Monate sind wieder ein paar dämliche Poren sichtbar - ist normal  - das H/S wird an diesen Stellen vom Holz in Langzeit wieder aufgesaugt und verursacht die Vertiefung, ich vermute dies als Ursache, kann es nicht beweisen. Da hilft nur wieder aufpolieren oder so lassen. Ist eine üble Sache. Man kann es vermindern wenn z.B. Holz zuvor mehrfach geölt wird und dieses ausgiebig getrocknet wurde.

Holz vorher ölen

vermindert etwas das spätere Einsinken des Harz oder Schellack. Gibt der Holzoberfläche noch mehr Feuer und Optik als nur mit Harz/Schellack alleine. Nachteile, zusätzliche Arbeit und zusätzliche Trockenzeiten. Mehrfache Ölschichten mit Zwischenschliff sind klasse, aber wie gesagt es frisst die Zeit nur so weg. Z.B. der im Bild oben gezeigte Eichentisch wurde ca. drei Jahre zuvor mehrfach geölt und mehrfach geschliffen, das Holz hat das Öl vollig aufgesaugt die Poren waren zwar noch vorhanden jedoch durch das Öl abgedichteter und ausgetrocknet. Bei diesem Tisch ist gar nichts an Schellack eingesunken, so wie es normalerweise bei Eiche völlig normal gewesen wäre. Wer jedoch z.B. mit frischem Eichenhholz anfängt zu polieren, der wird das Einsinken erleben, nicht schlimm - man muss später ein paar mal Nachpolieren inklusive dem erneuten Glanzpolieren.

Ganz wichtig beim Ölen, danach ausreichend lange trocknen lassen, damit die Oberfläche vor der Politur richtig hart ist. Durch nicht ausgehärtetes Öl, können Substanzen durch den Schellack noch nach außen verflüchtigen, kann Flecken geben, in der Regel aber selten.

Das ist eben das Schöne an einer Harz/Schellack Politur, gewerblich wäre so etwas eine Katastrophe - ewig lange warten zu müssen oder hinterher als Durchführender sagen zu müssen: "lieber Kunde, in drei vier Monaten muss ich Dir das Teil nochmal nachpolieren um die neuen Poren wieder zu füllen". "Ich kann ja auch nix dafür, du wolltest unbedingt die grobporige Eiche poliert haben, jetzt muss ich nachpolieren, hättest Du feinporigen Nußbaum genommen, wäre jetzt weniger Nachpolieren fällig", "auf das Porenschließen, Schleifen mit Öl hattest Du keine Zeit, Geld und ich keinen Platz in der Werkstatt Dein Teil lange hier stehen zu lassen". Ein ehrlicher Restaurator klärt über solche Dinger vorher auf und findet vorher einen Weg, wie der Kunde hinterher dauerhaft zufrieden ist.

Verschiedene Holz Öle:


Leinöl: feuert sehr stark an, hebt die Farbe der Maserung stark an, recht gelbliche Farbe. Vorteil ist ein reines Naturprodukt. Nachteil ist die sehr lange Trockenzeit, die erste tief ins Holz einsaugende Schicht, vernünftige Trockenzeit bis zum Beginn der Politur etwa 3 Wochen. Je nach Art des Trocknungsbeschleuniger reduzierbar auf 3 bis 1 Tag.

Ich habe es noch nie getestet mit einer Politur zu starten auf noch weicherem, leicht nassem Öl. Natürliches Leinöl hat keinen künstlich zugesetzten Trocknungsbeschleuniger. Es gibt Leinöle mit chemischem Trocknungsbeschleuniger Basis Mangan oder Cobalt, muss jeder selbst entscheiden was ihm lieber ist. Es existieren auch verkochte Leinöle mit und ohne Beschleuniger. Die kaltgepressten Leinöle sind besser, aber teurer, da die Ausbeute an Öl/Flachsmenge geringer ist wie bei heißgepresstem, bei dem dann mehr Planzenteile mit ins Öl gelangen, was nicht unbedingt ein Vorteil ist. Gutes Leinöl für Holz ist ca. schon ein Jahr lang vorgealtert und voroxidiert an der Umgebungsluft, es wird dann allerdings dunkler, trocknet aber schneller. Voroxidiertes oder verkochtes Leinöl ohne Trocknungsbeschleuniger ist biologisch die beste Wahl, die Auswirkungen der chemischen Beschleuniger kann ich nicht beurteilen. Das etwas langsamer trocknende Leinöl hat noch den Vorteil, durch den längeren Trockenvorgang zieht es sehr tief in das Holz ein. Das kaltgepresste Leinöl zieht auch tiefer ins das Holz ein als das heißgepresste. All diese Informationen (außer dem chem. Beschleuniger) stammen aus historischen Büchern.

Hartöle, Arbeitsplattenöle, Holzöle usw. : es sind teilweise hochwertige Mischungen aus den verschiedensten Pflanzenölen für eine ideale Ölanwendung. Viele dieser Öl haben einen künstlich zugesetzen Trockenbeschleuniger, der unbedenklich sein soll. Das Öl ist meistens nach einem Tag trocken anzufassen, volle Aushärtung dauert auch ein paar Tage.

Das Öl unter dem Schellack sollte keine zugesetzen Wachse enthalten, da dies der Haftung des Überzugs nicht forderlich ist, funktionert aber trotzdem z.B. mit Arbeitsplattenöl (etwas wachshaltig).

Es ist lohnenswert sich über die Trocknungsbeschleuniger zu informieren, sie sind es im wesentlichen die es bestimmen ob ein Holzöl biologisch unbedenklich oder gewisse toxische Eigenschaften haben kann.

Wer auf Nummer sicher gehen möchte, verwendet gar kein Öl unter der Politur oder unbehandeltes Leinöl und bringt ausreichend Geduld und Zeit zur Trockung mit.

Wasser im Holz:


Ungünstig ist zugesetztes Wasser ans Holz, zum Beispiel durch Wasserbeize oder Zwischenschliffe mit viel Wasser bei denen die Schicht noch Lücken hatte und das Holz noch Wasser aufsaugte. Wasser nach dem Nass Schleifen oder aus Wasserbeize immer austrocknen lassen. Spiritusbeize unter dem Schellack ist unkritischer. Wenn viel Wasser das aus dem Schellack heraus ausdünstet, graut es diesen an diesen Stellen an.

Schellack an der Sonne:


funktioniert, beschleunigt die Trocknung enorm. Nachteil zu viel Wärme kann das Holz verformen. Auch bei zu langer und zu intensiver Einstrahlung - Alkohol aus dem Schellack und Wasser aus dem Holz verdunsten dann aus der Tiefe heraus sehr schnell, gibt ganz schnell kleine Bläschen. Wenn Objekte in der Sonne liegen, dann keine intensive Sonne und nur unter Beobachtung.

Arbeiten im leichten Wind, unter leichter Belüftung oder im Freien:


wunderbar, beschleunigt die Trocknung. Natürlich auch empfehlenswert während des Auftragens um deutlich weniger verdunsteten Alkohol einzuatmen. Im Freien setzen sich oft kleine Insekten auf die frisch polierte Fläche, beim Deckautragen relativ egal und leicht zu entfernen, gegen Ende der Politur schon ärgerlicher aber immer noch kein Drama verglichen zu dem Insekten Ärger beim Lackieren aus der Lackierpistole.

Staub und Schmutz der beim Polieren auf die Oberfläche gelangt ist leicht entfernbar oder oft "einpolierbar", hinterher meistens unsichtbar. Größere Objekte mit Pinzette entfernen. Beim Lackieren sind Verschmutzungen deutlich störender, die Politur ist toleranter und an Stellen mit Störungen schon während des Auftragens leicht "reparierbar" mit neuem Überpolieren.

Wer an der Küste oder an einem See wohnt, kann ja mit dem Boot und seinem Objekt ein Stück weit rausfahren, die frische bewegte Luft geniessen, dort nur wenig Staub und Insekten in der Luft - perfekte Umgebung für eine Politur. Genauso wer eine Lackierkabine sein Eigen nennt, der hat Glück.

Alten Schellack abschleifen - Reparaturfähig

nein, abschleifen macht keinen Sinn - der alte Schellack ist super ausgehärtet, nur ebenschleifen oder anschleifen - viel weniger Arbeit. H/S Reparaturfähigkeit ist perfekt, jederzeit auffrischbar, Kratzer, Dellen usw. sind besser ausflickbar als bei anderen Verfahren.

 

Schwarz Glanz Polieren

ist die schwierigste Politur, da man Fehler noch schneller sieht. Es dauert jedoch auch nicht länger als die durchsichtige Politur, verzeiht nur weniger die Fehler aller Art.

Eine Krönung der Politur ist die eines Flügels. Nicht nur der eigentliche Wert eines Flügels, hinzukommt die musikalische Verbundenheit. Die schiere Größe gerade z.B. des Deckels macht es besonders schwierig. Die ganzen Rundungen stellen ihre Herausforderung, sind dann noch Schnitzereien wie bei historischen Flügeln mit dabei, dann wird die Arbeit noch aufwendiger.

Blüthner 234cm Baujahr 1907

Der gezeigte Flügel ist ein Blüthner Modell 2 mit Jubiläumsgussplatte, ca. 234-238cm Länge, Baujahr 1908 , ein kleiner Konzertflügel. Er ist akustisch komplett restauriert und der Schellack befindet sich noch in originalem Zustand (Oberfläche wurde nur leicht aufgearbeitet vom Klavierbaumeister). Die Oberfläche ist auch nach 110 Jahren noch immer topfeben, eine Meisterleistung der damaligen Holzwerkskunst. Auch der originale Stimmstock befand sich in tadellosem Zustand.

Klappdeckel
Das Foto wurde extra so aufgenommen, dass man die feinsten Risse im 110 Jahre alten Schellack sieht (im vorderen Deckel, der große Deckel hat gar keine Rissse). Das ist überhaupt nicht schlimm, es sieht prima aus - bei einem historischen Instrument ist das eher ein passendes Schönheitsmerkmal - das darf man so lassen. Die Neupolitur ginge über anschleifen, auftragen und neu Hochglanz polieren - wäre viel Arbeit, würde natürlich auch klasse aussehen. Das Schöne am Schellack ist, eine Reparatur oder Neu Politur man kann es jederzeit auch ohne Abtransport im Wohnzimmer durchführen.


Deckel
Im Deckel sind auch ein paar größere Kratzer, das stört mich nicht. Wenn das die gesamte Schadensbilanz ist nach zwei überstandenen Weltkriegen ist, darf sich niemand beklagen.

Schriftzug
Der Schriftzug aus eingelassenem poliertem Messing sitzt wunderbar eben im Holz, er ist mit klarem Schellack überpoliert, meisterhafte Arbeit.
Die Tastatur hat noch den originalen Belag, er wurde nicht übermässig viel gespielt, die häufig gespielten mittleren Tasten haben Vertiefungen durch die Finger, jedoch moderate Tiefe.


Seriennummer
Die Seriennummer läßt auf das Jahr 1908 zum Jahresbeginn schließen. Bevor der Resonanzboden restauriert wurde und der neu polierte Resonanzboden Lack aufgetragen wurde, Logo gescannt und in orginaler Größe und Position danach wieder aufgetragen.


Jubiläumsgussplatte
Der Flügel ist mit frischen Saiten bezogen, ein kleinerer Riss im Resonanzboden ausgespant. Nach dem Trocken in der Kammer sind alle neu entstandenen Risse um die Schrauben ausgespant worden - keine Sorge wurde vom Fachbetrieb durchgeführt ohne Hoppla-Hopp-Schnell-Fertig Aktionen.

Das Notenpult ist original. Damals konnte aus verschiedenen Varianten gewählt werden, mittlerweile ist auch noch das reichlich ausgeschmückte Notenpult mit dem Adlerwappen vorhanden, obwohl das stark offene akustisch etwas weniger den Schall abhält - sind nicht nennenswerte Klang Nuancen.
 
Blüthner Jubiläumsgussplatte

Die vergoldete Jubiläumsgussplatte des damaligen Blüthner ca. 234-238cm langen Modell 2 gehört zu den schönsten Gussplatten, die der deutsche Klavierbau hervorgebracht hat. Ein Meisterwerk aus der deutschen Kaiserzeit.

Damals war es ein begehrtes Markenzeichen als kaiserlich und königliche Hoflieferanten in Deutschland und Österreich werben zu dürfen.

Der Flügel ist gestimmt auf Kammerton A = 421.6 Hertz. Nach der Neubesaitung stand die Wahl des Kammertones an. 440 Hz nein danke - ich wollte zuerst 432 Hz, hatte mich mit dem Klavierbauer und dem Klavierstimmer zunächst auf 421.6 Hertz geeinigt um der Stimmgabel von Mozart eine Freude zu erweisen, da er seine Instrumente oft mit diesem Kammerton gestimmt hatte.

Der Klavierstimmer sagte, ein Hochstimmen sei jederzeit möglich, ein Herabsetzen der Frequenz sei schwieriger wieder stimmig und dauerhaft stabil zu stimmen, Spannung aus den Saiten herauszunehmen macht er nicht gerne. So sind wir auf 421.6 Hz bis heute stehen geblieben und ich habe es nicht bereut und kann es nur empfehlen.

Der Klang des Flügels ist mit der tiefen Stimmung sicherlich weniger brilliant, kräftig als mit 440Hz und auch mit geringerer Lautstärke, wobei die Lautstärke bei dieser Flügelgroße im Wohnzimmer mehr als genug ist. Dem Klavierstimmer gefällt die tiefe Stimmung mittlerweile sehr und der Flügel hat wunderschöne Oberstimmen die weit hinaufreichen - die halbjährliche Stimmbarkeit sei laut Klavierstimmer einwandfrei einstellbar.

Durch die geringere Zugkraft der Saiten bei 421 Hz freuen sich natürlich die geringere Saiten-, Stimmstock und Gussrahmenbelastung - gemacht für viele weitere Jahrzehnte. Auf Kammermusik zusammen mit anderen Instrumenten, der Verzicht darauf ist kein Problem - solo genügt.

Ich habe Vergleichsmöglichkeiten zu 440 Hz in elektronischer Form - die Freundlichkeit, Ruhe und Wärme der tiefen Stimmung möchte ich nicht mehr missen. Ich persönlich spiele auf 421 Hz verglichen zu 440 Hz  ruhiger, gelassener und mit geringerem Tempo - bei 421 Hz verlieren sich bei mir alle Temporegeln vollständig, immer gerade so schnell wie es Spaß macht und nach Gefühl für erforderlich klingt, es stellt sich ein natürlicher Takt ein - ich kann es nicht beschreiben warum. Ein Metronom würde ich in Verbindung mit 421 Hz geradezu an die Wand schmeißen. Es dauert ungefähr ein Jahr lang, bis man sich an die tiefe Stimmung umgewöhnt hat, die Entspanntheit ist zu Anfangs ungewohnt.

Die typischen Hetzsonaten mit 440Hz mancher Pianisten klingen für mich mittlerweile nur noch so als ob der Spieler schnell fertig spielen muss, getreu dem Motto: "er muss dringend auf den Zug" oder "er muss dringend auf die Toilette" aber zuerst muss er technisch perfekt fehlerfrei fertig spielen, vorher darf er nicht. Tut mir leid, auch wenn es vom Pianisten technisch abartigst perfekt und mit persönlichstem Ausdruck gespielt worden ist, es klingt manchmal wie eine Hetzjagd nach einem Hasen. Die Zuschauer sind Monster, die wollen es so hören - das Koloseum hatte früher die Massen begeistert, es ist heute noch genauso nur an anderen Stellen.

Gestimmt ist er nicht in gleichstufiger Stimmung wie heute üblich. Gewählt wurde Kirnberger 18. Jahrhundert und manchmal Lambert Chaumont 17. Jahrhundert. Es gab früher viele ähnliche Stimmungen die ihre Gewichtung auf reinere Terze legten und bei denen Grundtonarten mit wenig schwarzen Tasten wie z.B. C-Dur und G-Dur sehr rein und harmonisch klingen. Wenn irgendein H-Dur oder Fis-Dur auf diesem Flügel etwas wolfig klingen ist mir das vollkommen egal, da die meisten schönen Stücke sowieso in den häufigen benutzten Tonleitern der Grundtonarten geschrieben worden sind. Bei diesem Flügel in ungleichförmiger Stimmung hört man jedenfalls wirklich Unterschiede zwischen den Tonarten.

Gestimmt bekommt der Klavierstimmer den tiefen Kammerton und die ungleichförmige Stimmung in Verbindung mit dem elektronischen Klavier (alles frei einstellbar) und dem Lautsprecher, es wird dann jede Taste nach dem jeweiligen Vergleichston gestimmt.


Die besten Polierer sind mittlerweile wahrscheinlich schon lange tot. Es war in der Zeit von ca.  (grob gesagt) 1870-1920 da wurden die schwarzen Flügel und Möbel meisterhaft poliert. In den Hersteller Fabriken waren dies die sogenannten "Ebonisten", ein damaliger Ausbildungsberuf - die besten von ihnen waren Künstler im Handwerk, die in vergleichsweise geringer Zeit mit ihrem Wissen große Flächen in hoher Stückzahl am Flügel und an Möbel poliert bekamen und diese Tätigkeit mit jahrelanger Übung durchführten - das waren keine Dilettanten wie ich es einer bin, das waren die damaligen Meister ihrer Zeit, die auch heute mit einer Wahrscheinlichkeit besser wären als die meisten, die das heute durchführen - lange Rede kurzer Sinn, die Arbeit und das Tägliche machen heute wie damals den Meister.

Es gab ganze Hallen, in denen die Flügel poliert wurden, diese standen zuerst viele Wochen bis sie nach vielen Polierdurchgängen den Weg zum Verkauf fanden. Aus heutiger Sicht ein wirtschaftlicher Wahnsinn, wenn solche großen Objekte erst ewig lange poliert werden müsssen und lange viel Platz in den Polierhallen benötigen. Es hat heute seine Gründe, wenn wegen der Bezahlbarkeit industriell fast nur noch Polyester aufgetragen wird.

Wenn ich mir einen großen Flügel so ansehe, halte ich es vom Zeitbedarf durchaus für realistisch für eine komplette schwarze Neu Politur Größenordnungen von 20.000 Euro an Kosten zu veranschlagen - ich rede jetzt von meisterhafter Qualität und nicht von retuschieren oder nur auffrischen. Der Preis ist stark abhängig vom Zustand (wieviel Ausbesserungen nötig), von der gewünschten Qualität von gut, sehr gut bis traumhaft schön poliert und natürlich vom Können des Meisters.


zusätzliche Materialien

 

Tripel (Kieselgur, Diatomeenerde) sowie Bimsmehl

Tripel   Bimsmehl

Tripel zum Porenfüllen

Tripel sind feinstgemahlene fossile Algen. Das orange farbene feine Pulver kann benutzt werden zum Schleifen, Porenfüllen oder auch zum Endpolieren. Vielerlei Anwendung, es saugt als Porenfüller den Schellack sehr gut aufund bleibt danach unsichtbar im Holz.

Das Bimsmehl kann zum Porenfüllen oder zum Schleifen verwendet werden. Es ist in verschiedenen Partikelgrößen erhältlich z.B. 90, 150, 250µm. Sehr fein gemahlen mit 10µm ist das Dolomit Pulver, das ähnlich genutzt werden kann.

Auf der Holzplatte wurde feiner Tripel mit der Hand, die bereits mehrfach Schellack polierte und geschliffene Holzplatte eingerieben. Der Tripel bleibt dann in Ritzen, Fugen und Poren hängen. Den Überschuss mit der Hand abwischen, ein paar Reste auf der glatten Oberfläche nimmt der Polierballen problemlos auf und entfernt sie von der Oberfläche. Der Staubsauger ist für den Kehrwisch.


geschliffenes Brett
Auf diesem Brett waren bereits reichlich Schellack Schichten aufgetragen, trptzdem sind noch nicht alle Poren geschlossen, als auch die Oberfläche noch nicht ausreichend glatt. Der Zwischenschliff glättet die Oberfläche nimmt aber kaum Lack aus den Vertiefungen heraus. Gelegentlich ist es sinnvoll zwischen den Schellack Schichten einen glättenden Zwischenschliff durchzuführen, natürlich nur auf Schellack der etwa mindestens einen Tag gehärtet ist.

Eine gute Methode ist es die Oberfläche glatt zu schleifen. Hier wurde mit Körnung 1500 und Wasser geschliffen. Der im Wasser gelöste abgeschliffene Schellack verblieb komplett auf der Oberfläche. Das Wasser wurde getrocknet, zurück bleibt der eingetrocknete Staub. Es muss überall komplett trocken sein, bevor neuer Schellack aufpoliert wird.

Dieser Schellack Staub ist kein Abfall, sondern er ist ein wunderbarer Porenfüller.  Er ist bedingt durch die feine Schleifpapier Körnung sehr fein und kann in jede Vertiefung gelangen. Da es der gleiche Schellack löst er sich im frisch aufgetragenen Schellack wieder auf und ist aus dem selben Lackmaterial wie die Lackumgebung - das ist optimal.

Brett mit Schleifstaub

Brett mit Schleifstaub
Der neu aufgetragene Schellack nimmt dem Schellack Staub wieder perfekt auf, der Ballen massiert den Staub in die zu füllenden Vertiefungen ein und löst ihn gleichzeitig an, was ihn verklebt mit dem Lack.

Das funktioniert wunderbar einfach, daher ist es sinnvoll den Schleifstaub als Helfer zu bewerten und nicht als Schmutz zu entsorgen.

3 Bretter

Einzelteile

Das Polieren von Schellack ist sehr mühselig in Ecken und Innenkanten, macht kein Spaß und dauert ewig lange. Es ist durchaus eine gute Idee bei einem zu bauenden Möbelstück zuerst die Einzelteile komplett zu polieren bevor man sie zusammenbaut. Das ist ein enormer Zeitgewinn und verbessert die Qualität der späteren Politur signifikant.

Das Gezeigte ergibt später ein fahrbares Rack für Messgeräte. Auch sinnvoll ist es z.B. alles gleichzeitig zu schleifen um Zeit zu gewinnen.

Mörser

Mit dem Porzellan Mörser lassen sich die Harzklumpen prima zu Pulver zerreiben und zerstoßen, so dass sie sich im Alkohol schneller auflösen. Ein Zerstoßen des Schellacks ist meistens nicht nötig, der löst sich auch als ganze Flocken im Alkohol relativ schnell auf über einen Tag, bei Wärme geht es etwas schneller, aber Vorsicht mit dem Druckaufbau des verdunstenden Alkohol in der Flasche wenn Wärme ins Spiel kommt - Feuergefahr.
Der Wachs ist zum Holzlöcher zuflicken, die Spachtel zum Abziehen des Wachses im warmen Zustand, der scharfe Stechbeitel zum Erzeugen einer glatten ebenen Oberfläche des Wachses auf gleiche Höhe mit dem Schellack. Das Wachs kann und soll mit weiteren Schellackschichten überzogen werden. Zum perfekten Abziehen auf fast identische Oberflächenhöhe existieren Spezialhobel.

Der Pinsel zum Lacktupfen von dickem, fast pastösem Schellack an Stellen wo Schellack zum Füllen genutzt wird.

 

Basis Werkzeuge, Polierballen und Flasche

Arbeitsmaterialien

  • Polierballen,
  • Flasche mit gelöstem Schellack/Harz
  • Aufbewahrungsglas für den Polierballen
  • Dosierflasche für klaren Alkohol
  • Schutzhandschuhe.

Der Polierballen hat einen weichen saugfähigen Füllstoff, z.B. Wolle, Polierwatte, Baumwollstoff o.a. umfasst mit Baumwolltuch, darüber dickeres glattes Leinentuch als Kontakt zur Oberfläche. Leinen hat die höchste Standzeit, im Idealfall ist das Leinen vorher gewaschen. Polieren geht auch mit Baumwolle oder gar glatte Stoffe, einfach mal verschiedenes austesten.

Solch eine Cognac Flasche hat sich als Ideal heraus gestellt, ihr tiefer Schwerpunkt, damit ist ein gut dosierbares Kippen direkt auf den Ballen möglich. Der Verschluß ist ideal und auch nach Monaten noch gut lösbar, Schraubverschlüsse aus dünnen Alu-Blech taugen 14 Tage dann sind sie so fest, dass sie meist nur noch durch Zerstören lösbar sind.

Ohne Foto: zum Abfüllen und Filtern des aufgelösten Schellacks einen glatten Kunststofftrichter und zum Filtern einen alten Nylonstrumpf, dessen Maschengröße passt gut zur gewünschten Filterwirkung. Kaffeefilter aus Papier zum Filtern sind ungeeignet, sie filtern zu fein und verstopfen innerhalb weniger Minuten. Kaffeefilter machen nur Sinn, wenn man kleine Mengen ultrafein gefiltert haben müsste, benötigt man wirklich nicht auch nicht zum Auftragen der letzten Schichten. Selbst wenn mal ein Stückchen Dreck über den Ballen auf die Oberfläche gelangt - kein Drama, mit der Zeit bekommt man das rasche Entfernen raus oder poliert es raus - ich denke schon gar nicht mehr darüber nach wie das nun geht, funktioniert einfach automatisch wie Autofahren, genauso das Verfahren des Ballens auf der Oberfläche tut man mit der Zeit "vollautomatisch" ohne nur eine Sekunde darüber nachzudenken - beim Anfänger ist es natürlich noch anders, alles nur eine Frage der Zeit.

Als Ballenglas zur Aufbewahrung geht fast alles, wobei solch ein Schraubverschluss nicht 100% Alkohol Dampf dicht ist, also nach vielen Wochen ist der Ballen trocken geworden - Einmachgläser mit den Gummidichtungen wären besser, die Ballenaufbewahrung ist jedoch unkritisch.

Die kleine Dosierflasche ist ideal um z.B. direkt auf der Ballenoberfläche kurzfristig eine dünnere Schellacklösung herzustellen.

Als Schutzhandschuhe sind dünnere aus dem Medizinbereich geeignet. Manche der dünnen Handschuhe sind gut beständig gegen den Alkohol, manche weniger gut - probieren.

Das Papier verhindert das Ablaufen des Schellack am Flaschenhals auf die Handschuhe. Beim Abkippen auf den Ballen oder das Holz direkt geht gern etwas daneben. Das am Flaschenhals festhängende Material muss man nicht wegschmeissen, es geht ab einer bestimmten Dicke leicht vom glatten Glas ab und man tut es einfach in die Flasche zurück wo es sich wieder neu auflösen wird.

 

Polierballen

Leinenballen durchpoliert

Ein durchpolierter Leinenballen, darunter befindet sich eine zweite Schicht aus Baumwolle. Im Hintergrund neuer Leinenstoff. Dieser Ballen wurde verwendet bei relativ frischem Holz, auf dem noch wenig Schellack aufgetragen worden ist. Das frische Holz ist dann noch rauher, diese erhöhte Reibung lässt dann den Ballen schneller verschleißen. Leinen hat verglichen zu Baumwolle eine weit höhere Standzeit und fusselt bei intaktem Gewebe auch nicht, da es langfaserig ist, idealerweise vorher gewaschen, dann gehen die letzten Fussel weg und weicher ist es dann auch.

Solch ein Ballen sollte nicht mehr benutzt werden, er kann nicht mehr polieren ohne Kratzer hinter sich her zu ziehen. Auch kleine Leinenstückchen lösen sich vom Ballen in den Schellack auf die Oberfläche, wo diese gar nicht hingehören. Man merkt es relativ schnell wenn der Ballen durchgescheuert ist, das Auftragebild wird unschön und Fusseln im Schellack.

Zum Dick Auftragen von Material ist die Ballenqualität weit weniger kritisch, es ist am Anfang relativ egal wenn es mal nicht schön streichend über das Holz fließt oder mal ein Fussel reinkommt, zu Beginn des Auftragens kann man den Fussel leicht sogar mit dem Finger wieder vom Schellack entfernen.

Solch ein Ballen wäre aber übel bis unbrauchbar zum Herstellen der glänzenden Schritte einer Politur, dem feinen Decken und Polieren. Hierzu nur neue Ballen oder noch besser schon leicht benutzte Ballenoberflächen verwenden, diese Polieren am schönsten. An dem gezeigten Ballen ist auch gut zu erkennen, dass hier mit recht dickem Schellack gearbeitet wurde, die Randbereiche sind satt aufgesaugt und schon etwas eingedickt. Dicker Schellack bringt nun mal eine enorme Zeitersparnis bei widerspengstigen unebenen Hölzern wie z.B. Kiefer, Tanne, Eiche usw. Würde man bei unebenen Hölzern genauso dünnere Schellacke wie z.B. bei superglatt geschliffenem Nussbaum verwenden, würde eine Politur ewig dauern. Man muss stets die Viskosität des Schellacks anpassen an den jeweiligen Bearbeitungsschritt und passend zur Oberflächenbeschaffenheit des Holzes. Generell ist etwas dicker günstiger und leichter in der Anwendung (außer beim Glanzpolieren), das Verdünnen ist ein Kinderspiel, durch Hinzugeben von etwas Alkohol. Im Ideal verfügt man über mehrere Flaschen mit unterschiedlichen Viskositätsgraden, muss aber nicht sein - Verdünnen auf die Schnelle in kleinen Fläschchen ist schnell gemacht.

Der Gang zum Recycling Hof an den Glascontainer ist hilfreich, dort gibt es umsonst die tollsten Flaschen, deren Inhalte man sich sonst nicht immer antun würde. Cognac Flaschen, traumhaft schöne Wodka Flaschen und die kleinen Flachmänner oder 250ml Wein Fläschchen. Prima sind Korken.

Zum Halten des Leintuchs sind Haushaltsgummiringe geeignet, sie sind erstaunlich robust gegenüber dem Alkohol.

Leinenballen Decktuch

Das Decktuch aus Leinen läßt sich so oft verwenden, bis so viele Löcher drin sind, dass die Fläche nicht mehr völlig geschlossen abgedeckt ist. Leintücher gibt es preiswert im Gastronomiegewerbe, z.B. Gläsertücher zum Abtrocknen. Je dichter der Leinen desto besser, dicht ja, jedoch gleichförmig dicht und eben glatt muss er sein ! kleine Leinen Bollen mancher Produkte auf der Unterseite sind schlecht, da dies Spuren verursachen kann.

Der innere Ballen ist aus Baumwolle, diesen sollte man nicht durchpolieren, da sonst das Füllmaterial an die Oberfläche gelangt. Geeignet hierfür ist Wolle, oder kleine Stoffstücke, auch Baumwolle. Mit manchen Baumwolloberflächen lässt auch wunderbar glänzend polieren.

Es gibt eine Methode, man nimmt einen neuen Ballen und kippt den Schellack direkt von oben in das Füllmaterial hinein und schließt dann den Ballen, man arbeitet damit mit einer Art "Reservoir" eine Art "Tank". Kann man machen, ist empfehlenswerte Methode wenn es um das Glanzpolieren des Schellacks geht, ist halt umständlich beim Nachfüllen. Man kann sich auch ein Röhrchen oben reinstecken und dann nachkippen wenn der Ballen leer wird.

Beim Dick Auftragen und Erreichen einer größeren Schichtdicke geht auch die brachiale Methode, den Schellack aus der Cognac Flasche direkt auf die Oberfläche kippen und dann rasend schnell verteilen, damit sich nichts vom getrockneten Schellack wieder anlöst, erfordert aber einiges an Übung zu wissen wie lange der frische Schellack auf der alten Oberfläche noch nicht zu sehr anlösend wirkt.

Was auch gut geht ist die Cognac Flasche ein oder mehrmals auf die Ballenunterseite abzukippen, dann ist etwas Material auf der Ballen Unterseite, auch eine gute Methode wenn es noch nicht um das Glanzpolieren geht.

Zu Anfang des Auftragens eignet sich auch ein feiner Pinsel, er trägt zu Beginn vergleichsweise viel Material auf. Bei Schnitzereien ist das oft die einzig sinnvolle Methode, zum Streichen von Schnitzereien usw. ist z.B. Petersburger Lack (spezieller Schellack) geeignet - aber im Prinzip geht normaler Schellack genauso gut, ich kauf es mir nicht extra ein, habe keine Schnitzereien. Ein Pinsel ist auch für Innenecken gut geeinget, der Ballen kommt da nicht gut hin. Selbstverständlich kann man sich auch kleine Ballen formen für Innenecken oder speziell geformte Ballen für Profile, der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt.

Schellack mit der Spritzpistole auftragen geht als Startschicht auch, ich habe es noch nie probiert, werde es auch nicht, ist mir zu viel Spritzpistolen, Spritzkabinen und Kompressor Aktion und unnötig versprühter Schellack durch Sprühnebel, ist mir viel zu nahe am Lackieren - wie gesagt hierzu fehlt mir die Erfahrung es zu beurteilen, diejenigen die es gemacht hatten, sagten mir für die ersten paar Schichten ok, danach muss man zwingend wieder handpolieren. durch den Druck beim Handpolieren entsteht angeblich eine Art Verdichtung der Lackoberfläche, der Schellack soll dadurch härter werden, wobei mir nicht klar ist weshalb das so sein soll, beim Eisen Schmieden ja - aber beim Schellack?, na ja ich weiß es nicht.

Es gibt zig Methoden den Schellack auf den Ballen bzw. auf die Oberfläche zu bringen - wen es interessiert, alles mal ausprobieren, die Methoden kennenlernen und dann später mit zunehmender Erfahrung selbst entscheiden was gerade für welchen Schritt geeignet ist.

Leinenballen erneuert

Der wieder geschlossene Ballen. Mit solch einem neu geschlossenen Ballen nicht sofort auf glatter Oberfläche Glanzpolieren, sondern erst mal kurz auf einer glatten Testfläche mit etwas Schellack ein klein wenig anreiben, damit sich eine schöne neue Ballenform ausbildet und der Ballen ideal geformt ist wenn man wieder mit dem Glanzpolieren weitermacht. Für das Glanzpolieren wäre dieser Stoff auch schon zu sehr verdickt an den Randbereichen, mit Alkohol aus der Spenderflasche bekäme man das weg, beim Polieren wäre die Ballenfläche rundum in konstantem, homogeneren Zustand zu halten.

Wie schon gesagt, je höher der bereits erreichte Glanzgrad der Oberfläche, desto wichtiger und bedeutungsvoller wird die Konsistenz und die Qualität des Ballens. Ganz zu Anfang beim ersten Auftragen ist die Art des Ballens nahezu egal, da könnte man sogar mit einem sauberen Lumpen zum Auftragen beginnen (macht man natürlich nicht, da Materialverschwendung und viel daneben gehen würde).

Übrigens, mit einem frischen Ballen läßt sich auch angenehm und gleichförmig Holzöl auf die rohe Holzoberfläche auftragen.

Ein harte Nuss für jeden Ballen ist auch das gleichzeitige Auftragen von Bimsmehl und Schellack zum Porenfüllen. Die Kombination aus rauhem Holz und dem harten Bimsmehl zerreist fast schon im mehrminutigen Takte selbst sonst robustes Leinengewebe. Bimsmehl und rauhes Holz mit Schellack ist nun mal fast wie Schmirgelpapier. Für solche Zwecke kann man sehr dicken Leinen verwenden, da spielt es zu Anfang auch weniger eine Rolle wenn der Stoff nicht ganz flach ist. Ich mag diese Methode nicht so sehr, gibt sehr gerne eintrocknende Bimsmehl Türmchen auf der Oberfläche (nicht in den Poren) was wieder mühselig wegzuschleifen ist. Ich bevorzuge oft die Methode, auf trockene Schellackoberfläche, das Bimsmehl oder den Tripel mit der Hand trocken in die Poren einzumassieren, dann glatt zu streichen und erst dann Schellack aufzutragen. Die wenigen Rest-Türmchen der Oberfläche setzen sich sofort im Gewebenetz des Leinens ab und bauen sich nicht störend auf der Oberfläche auf. Die paar Quadrat Zentimeter Fläche des Leinengewebes im Ballen haben natürlich nur eine begrenzte Aufnahmefähigkeit von Bimsmehl, aber in der Regel völlig ausreichend, sofern zuvor mit der Hand alles oberflächige Pulver gut abgewischt wurde.

 

Polieröl

Polieröl

Bio-Polieröl ist eine wunderbare Sache, es existieren vergleichbare Produkte von verschiedenen Herstellern. Bei den letzten Poliergängen neigt der relativ trockene Polierballen zum Ankleben an der Oberfläche während des Poliervorgangs, dass gibt häßliche aufgerissene Stellen, die es neu zu polieren gilt.

Durch die Hinzugabe von wenigen Tropfen Polieröl auf die Oberfläche des Ballens, die dann mit dem Finger auf der Leintuchoberfläche verteilt werden, verhindert ein solcher Ballen das Festkleben während der Bewegung. Die Oberfläche läßt sich so glatt und spiegelnder polieren.

Nachteil des Polieröl ist, es wird förmlich in das Schellack Material einmassiert, es zieht in die Tiefe ein. Während des Aushärten der folgenden Tage gelangt das Öl automatisch an die Oberfläche feinst verteilt. Das Öl an der Oberfläche schmiert dann ständig und verhindert den Spiegelglanz. Dieses aufgestiegene Öl muss entfernt werden, dazu existiert geeignete Abziehpolitur. Das Abziehen sollte erst nach vielen Tagen der Aushärtung erfolgen, das Abziehen ist nicht einfach und erfordert Übung mit ganz sauberem frischen Polierballen mit Abziehpolitur oder ganz wenig Alkohol. Man sehe sich hierzu Web Videos an, in Worten schwer zu beschreiben.

 

Finishing Entfetten

Entfetten

Das Entfernen des Polieröl geht mit Finishing Spiritus oder mit Alkohol auf dem Polierballen.

Keine einfache Arbeit, dabei kann man leicht die fertig polierte Oberfläche wieder ruinieren.

Mit Ölresten auf der Oberfläche ist die finale Hochglanzpolitur schwierig.

Üben, üben, üben - langsam herantasten. Am besten ist wenn man Glanzpolieren kann ohne Öl über ein 

Nasswischtechnik mit etwas Alkohol am Ballen, dann kann man sich den Finishing Spirit nämlich sparen. 

Kann man auch leicht selber herstellen, ein klein wenig Benzoe im Alkohol hat wahrscheinlich ähnliche Wirkung,

 

Hochglanzpolitur am Ende

Wiener Kalk

Eine Möglichkeit zum Ende der Politur einen Hochglanz zu erzeugen geht mit Wiener Kalk (reizend, Sicherheitsdatenblatt beachten). Nach einer historischen Beschreibung nimmt man sehr wenig Wiener Kalk auf den blanken Handballen und poliert damit die Schellack Oberfläche auf maximal erreichbaren Glanzgrad. Die Hinzufügung von etwas stark verdünnter Schwefelsäure verbessert das Ergebnis. Diese Methode kann ich aus Gründen der Gesundheit nicht empfehlen. Alternativ geht auch Leder.

Generell ist die Hochglanzpolitur mit vielerlei Methoden verknüpft, hier kocht jeder die Methode dazu in seiner eigene Suppe - konkrete Hinweise gibt es selten. Es ist generell der schwierigste Teil der gesamten Politur.

Endpolitur ist auch möglich über stufenweises Schleifen bis hinzu Läppen und Polituren mit kleinsten µm Schleifpartikeln. Stufenweises Hochschleifen ist generell die Methode der meisten Arbeit. Das Polieren von weichen optischen Gläsern ist ein ähnliches Handwerk, kann gut sein, dass sich in deren Branche einiges an Hilfsmitteln finden läßt, die hier nicht gelistet sind.

Der wichtigste Tip für Anfänger

Zunächst Thema Sicherheit: Handschuhe und Sicherheitsdatenblätter aller benutzten Substanzen beachten.

Vergesst die Tipps als Anfänger zuerst das Schellack Auftragen auf einem "Brettchen" zu üben. Das ist nahe an der Zeitverschwendung und am Ende habt ihr irgendein poliertes Brettchen das sinnlos zu Hause herum liegt. Außerdem ist ein kleines Brettchen für einen Anfänger schwierig zu polieren, da es nicht fest ist und ständig umher rutscht. Das Polieren von kleinen, freiliegenden Objekten muss man sich als Anfänger nicht gleich sofort antun.

Fangt gleich auf irgendeinem Möbelstück damit an, weil am Ende habt ihr dann ein schönes Möbelstück mehr zu Hause. Auf welchem Möbelstück? auf einem Möbel, das nicht besonders viel wert ist, es sollte nur im Ideal aus unbehandelter Holzoberfläche bestehen. Im Prinzip geht Schellack auch auf lackiertem Holz, aber dann lernt man nicht das Vorbehandeln des rohen Holzes.

Irgendein alter Nachttisch, Hocker, Regal, Truhe oder ein kleiner Tisch, es sollte jedenfalls eine Fläche mit dabei sein. Es spielt keine Rolle welche Holzart es ist, mit den grobporigen Hölzern dauert es nur länger.

Wenn nicht schon alles glatt ist, mit Schleifpapier das ganze Möbel auf Körnung ca. 240 hochschleifen. Schrammen und tiefe Kerben kann man lassen, es sieht hinterher nicht schlecht aus - wer aber will und es sich zutraut soll diese Füllen mit entweder Holz-Wachs, Schellack+Schleifstaub, Leim+Schleifstaub - die entsprechende Wahl ist individuell abhängig vom Einzelfall.

Nach dem Ende des Schleifens Ölen mit Hartöl oder Arbeitsplattenöl (ökologisch, biologisch sauberes Produkt wählen mit möglichst unbedenklichem Trocknungsbeschleuniger, informieren im Web oder besser bei einem Chemiker der die Kenntnis hat). Wenn man das zum ersten mal macht mit der Ölerei, kein reines Leinöl nehmen, dass trocknet ewig lange.
Leinöl ist perfekt: wer Geduld hat, biologisch hohe Ansprüche hat und wer auf den sehr hohen Anfeuerungskontrast der Maserung viel Wert legt.

Bitte im Web nachlesen wie man Holzoberflächen richtig ölt. Trocknen lassen, schleifen mit 400er Papier. Wieder neu ölen, ein oder zwei Tage später wieder schleifen und nochmal ölen. Das ganze wiederholt man ungefähr dreimal. Wer will kann es auch 10mal machen, je öfter man ölt und zwischenschleift, desto toller sieht es bereits mit jeder neuen Ölschicht aus. Das Schleifpapier kann dann durchaus auch bis zu 600er oder 1000er werden. Nach der letzten Ölschicht ca. 3-5 Tage trocknen lassen (Leinöl länger). Nach vielen geschliffenen Ölschichten sieht es super aus, fast schon so schön, dass man die Schellack/Harz Politur gar nicht mehr auftragen möchte.

Jetzt die erste Schellack Schicht auftragen mit dem Polierballen. Schellack mit 2,5 Teilen Alkohol und 1 Teil Schellack. Wählt entwachsten Schellack, die Farbe des Schellack nach Eurer Wahl. Generell gilt helle Hölzer lieber mit hellem Schellack und braune und dunkle Hölzer mit orangem, braunen oder rubinfarbenem Schellack, aber macht kein Drama aus der Farbauswahl, jede Schellackfarbe auf  jedem Holz sieht irgendwie gut aus. Solange Schellack auftragen bis ihr merkt heute noch mehr aufzupolieren macht nun keinen Sinn mehr, so zwei dicke Schichten zu Beginn ist gut, dann einen Tag trocknen lassen.

Normal geht es dann weiter mit dem Porenfüllen - aber das lassen wir die ersten paar Tage mal weg, zuerst mal etwas das Schellack Auftragen lernen. Nach ein paar Tagen habt ihr dann grob kapiert wie das funktioniert. Dann die Poren zum ersten mal zu schließen, so wie im Bericht beschrieben. Es kann sein, dass beim Porenfüllen (startet mal mit Bimsmehl oder Tripel) der erste Mist passiert - nicht schlimm - einfach 1-2 Tage hart werden lassen und dann einfach wieder glatt schleifen und weitermachen mit Schellack auftragen.

Man meint die blöden Poren gehen niemals zu, doch sie gehen irgendwann zu nach vielen Tagen und irgendwann ist die Oberfläche halbwegs glatt. Zwischendurch dürft ihr gerne mal den trockenen Lack zwischenschleifen mit 400-1000er Papier (aber bitte nicht auf das Holz durchschleifen). Sobald es halbwegs glatt ist, beginnt die Sache richtig Spaß zu machen, da dann langsam der Glanz entsteht. Wie das Glanzpolieren und Endpolieren geht, sieht man auf den vielen Videos im Internet. Viel Spaß.

Soll man immer nur an einem Objekt arbeiten?

Nein - gerade als Anfänger niemals. Besser an mehreren gleichzeitig. Gerade der Anfänger neigt dazu wenn er nur ein Objekt vor sich hat, dieses viel zu schnell abzuarbeiten. Er ist ungeduldig ausreichend lange die Trockenzeiten abzuwarten, er neigt dazu zuviel Schellack an nur einem Tag aufzutragen usw. Am Ende wird das dann murksig, weil ihm die Erfahrung für die Mengen und Zeiten fehlen.

Es ist deutlich besser wenn der Anfänger an mehreren Objekten gleichzeitig anfängt oder besser leicht zeitlich versetzt hintereinander beginnt. Das hat den Grund, wenn er z.B. an einem Objekt gerade frischen Schellack aufgetragen hat, dann dieses Objekt in Ruhe stehen lassen kann, während er beginnt am anderen Objekt zu schleifen oder sonst eine Arbeit daran durchführt.

Wenn Du zwei Nachttische zum Polieren hast, dann fange gleich an beiden an und nicht denken zuerst den einen komplett fertig zu machen und dann den anderen. Nein paralleles Arbeiten ist besser als serielles - das ist einer der wichtigsten Tipps für den Anfänger generell. Jetzt sind wir wieder bei dem kleinen Brettchen für den Anfänger, merkst Du das wird nichts?, da Du bei dem kleinen Brettchen die Schritte zu schnell hintereinander durchführen würdest, das ist das Problem, da der Anfänger viele Schritte auf einmal erleben möchte, was nicht funktioniert.

Neben den zwei Nachttischen, kein Problem dann auch noch mit dem kleinen Tisch dazu anzufangen, da dessen andere Form und Holzart wieder ein neues Spielfeld darstellen an dem man Dinge erlernen kann. Nach drei angefangenen Objekten reicht es aber, bei zu vielen dauert es sonst zu lange, bis Du Fortschritte sieht und damit fertig wirst.

Ich hoffe Du hast verstanden, was ich mit "Soll man immer nur an einem Objekt arbeiten?" sagen wollte.

Denke daran, als Anfänger musst Du ständig Dinge neu probieren und testen - irgendwann entwickelt sich daraus eine eigene Technik, ein persönlicher Stil wie Du die Arbeiten durchführst, das ist völlig normal. Rückschläge und Misserfolge für die ein oder andere Technik wird es geben, das ist aber nicht schlimm - meistens hilft da Schleifpapier, trocken lassen und soweit fein abschleifen bis wieder ein ebener Lackzustand vorhanden ist, dann läßt es sich wieder weitermachen, so als ob niemals eine Panne passiert wäre.

Wie viel Arbeit soll man sich machen?

Muss jeder für sich selbst entscheiden, wieviel Zeit, Lust und Interesse er an den jeweiligen Objekten hat.

Das faszinierend Gerechte an der Schellack Harz Politur ist, bisher bestehen keine industriellen Verfahren, die das erfolgreiche Auftragen einer Schellack Harz Politur maschinell ermöglichen - man muss es von Hand machen - um beste Qualität zu erzielen.

Die Art und vor allem die Tiefenwirkung des Glanzes einer Schellack Harz Politur ist bis heute von unerreichter Schönheit - wobei eine industrielle Polyester Politur genauso begeistern kann, deren maschinelle Ebenheit in Kombination mit dem sehr hohen Glanzgrad ist beeindruckend für das Auge - es ist beides schön.

Wer für Sonderfälle allerbeste Oberflächen anstrebt ist in der Tat noch heftiger beschäftigt, liegt alles im Ermessen des Ausführenden:
  • gutes Hobeln und Schleifen der Holzobefläche
  • Holzoberfläche mechanisch vorpolieren, falls die Holzsorte dies begünstigt
  • Öle ohne chemische Trocknungsbeschleuniger, falls genug Zeit
  • mehrfaches Ölen und Zwischenschleifen der Holzoberfläche, im Ideal schon eine Ölpolitur durchführen (hat bereits Glanzgrade vor der Politur).
  • Porenfüllen ohne Bimsmehl oder Tripel, auschließlich mittels des Politurauftrages
  • stets die jeweils dem Bearbeitungsschritt angepasste Viskosität und Harz Zusammensetzung der Politur
  • zig Schichten mit geeigneten Zwischenschliffen und ausreichenden Trockenzeiten
  • Ballenpolitur mit Polieröl
  • stufenweises Hochschleifen  ab 4000, 5000, 6000, 8000 hinauf auf Körnung 12000, Nass- und Ölschliff
  • Nass- und Ölschliff mit zugesetztem Schleifpapier bis ein fast Trockenschliff entsteht
  • Feinstschliff mittels flüssigen Schleifpolituren mit Schleifkörpern von ca. 1-5µm
  • Ölaufnahme, Säubern
Gewerblich wäre solch ein Vollprogramm nicht mehr bezahlbar (aus normaler Sicht). Die Kunst liegt stets darin das richtige Maß zu finden, passend zum Zeitbedarf, den Kosten, dem Wert des Objektes und der Wirkung daran.

Die bekannten konventionellen Methoden wie, keine vorgeölten Holzoberflächen, Porenfüllen mit Bimsmehl bis zur abschließenden Ballenpolitur mit Polieröl sind völlig ausreichend und noch mit vertretbarem Zeitaufwand durchführbar.


Verschiedene polierte Objekte

Grashüpfer
Schellack stammt von Läusen, die sehen natürlich anders aus als dieser Grashüpfer,
der sich auf das Labtop setzte und beim Schreiben des Berichts zugesehen hatte.


Schachbrett auf Kirschbaumtisch
Das ist ein einfaches Schachbrett furniert mit Nußbaum und Ahorn.

Der Brotkasten im Hintergrund stammt aus der deutschen Kaiserzeit, schönstes besterhalteneds Massivholz, bemalte oder bedruckte Keramik, im Innern kein Feuchte aufsaugendes Holz, nur Keramik.

Die Hirschlein Terrine trägt den französischen Namen von "Michel Caugant" Vintage Keramik. Der Tisch ist aus massiv Kirschbaum.



Schachbrett Spiegelbild
Das Spiegelbild vom Fenster ist klar und deutlich


Schachbrett im Dach
Schachbrett im Dach montiert, versorgt, aufgeräumt und schnell abgenommen.
Isoliert sogar zusätzlich. Im Spiegelbild ist eine Klaviertastatur zu erkennen.

Aufbewahrungskasten
Aufbewahrungskasten platzsparend zwischen zwei Sparren montiert. Deckel ist aus Eichen Stabparkett, Körper aus Kiefer. Im Kasten befinden
sich z.B. Koaxialkabel usw., Kasten ist schnell abgenommen und zusätzlich isolierend. Bei schrägen Wänden muss man sich stets etwas einfallen lassen. Die Eiche ist hier auch nur oberflächlich mit Schellack poliert, die Poren sind noch offen. So ein Kasten muss schön aussehen, eine spiegelglatte Schellack Oberfläche wäre hier an Arbeit übertrieben. Beim Schellack ist es die Kunst das richtige Maß zu finden.


Nixieuhr im Dach
Eine Nixie Uhr zwischen den Dachsparren montiert

Nixieuhr Teak
Das Holz ist aus Teak, einfaches schnell gemachtes Gehäuse

Nixieuhr Teak Holz grobporig

Das Teak Holz ist grobporig, man sieht noch die Vertiefungen. Hier könnte man schleifen so viel man will, die Vertiefungen werden dadurch nicht kleiner. Aufgetragen wurde nicht viel Schellack, das sieht so auch gut aus, die Oberfläche ist glatt und glänzend, die vertiefenden Poren bleiben als dekoratives Element in der Oberfläche, bei Eiche und Esche mit geringem Auftrag sieht das ähnlich aus. Das ist ein Beispiel für eine schöne jedoch schnell gemachte Schellack Oberfläche ohne viel Arbeit.

Kirschbaumtisch


Kirschbaumtisch massiv
Massiver Kirschbaum Tisch ca. 150 Jahre alt. Ganz einfache Form aber wunderschönes Holz. Bei diesem Tisch wurde die Oberfläche glattgeschliffen, die wenigen tiefen Holzwurmlöcher ausgewachst, manche offen gelassen. Diese erkennt man an der Schublade, dem linken Seitenteil und dem linken hinteren Bein. Die Holzwurmgänge sind glatt zu verschliessen unter dem Schellack, das sieht dann interessant aus, man kann sie aber auch löchrig lassen, eine Frage der persönlichen Bevorzugung.

Das Kirschbaum Holz, geölt zusammen mit nicht zu dunklem Schellack ergibt eine der wunderbarsten natürlichen Färbungen was die Natur zu bieten hat.

Der dichte Schellack ist wunderbar glatt und angenehm griffig. Die Oberfläche wurde nicht auf allerhöchsten Glanz hin poliert, sieht so prima aus. Auch er war erst ein Jahr zuvor mehrfach geölt und zwischengeschliffen worden, kein Einsinken des Schellacks beobachtet. Wenn man wollte, bekäme man diesen ausgehärteten glatten Schellack zusammen mit Benzoe und Wasser-Öl-Nachschleifen mit 8000er oder 12000er Schleifpapier auf hohen Glanzgrad, das wären noch so ungefähr 20-30 Stunden an Extra Arbeit.


Schellackpolierte Spannungsreferenz


Zeitung lesen im Schellack
Diese Box ist für ein elektronisches Gerät vorgesehen, ein Spannungsnormal. Es besteht aus Tigerwood Parkett, die Reste vom bisher sichtbaren Parkett Boden auf den Fotos. Die runden Ecken bestehen aus Zwetschenholz, der Deckel Eichen Leimholz. Die Schublade aus Jatoba und Ahorn.

Tigerwood ist ein formstabiles, hartes und feinporiges Holz - ideal geeignet als Träger für Schellack und Harze. Wenn in der Politur die Zeitung lesbar ist, darf man es als gelungen bezeichnen. Diese Oberfläche ist mittelheller Schellack und die obersten Schichten mit Benzoe Anteilen. Diese Oberfläche ist nur mit dem Ballen poliert unter der Hilfe von Polieröl, feinst poliert mit Schleifpapieren wurde sie nicht.

Diese Politur hat sich auch über mehrere Monate hingezogen. Das Holz wurde zuvor mehrfach geölt, komplett getrocket und jeweils zwischengeschliffen, bevor mit dem Schellack begonnen wurde. Bis heute hat sich an der grobporigen Eiche kein Schellack abgesenkt.

Das Schwierige an diesem Exemplar ist die Tatsache dass es vier Seiten hat, die es gleichzeitig zu bearbeiten gilt, von oben auf den Schellack drückend polieren geht nicht, alles muss mühselig von der Seite geschehen - das ist anstrengend. Das Objekt jeweils auf eine frisch polierte Seite zu legen und dann von oben zu drücken wäre etwas mutig - da noch nicht ausgehärteter Schellack sensibel auf Druckstellen reagiert. Es war auch schwierig es so anzufassen und unter Gegendruck festzuhalten ohne die Politur zu beschädigen. Würde man solche Objekte öfters polieren, wäre es sehr geschickt sich zuvor kleine Haltekonstruktionen zu bauen, die eine Politur unter hohem Druck des Ballens leicht ermöglichen.

Generell ist es schwierig kleinere Objekte zu polieren. Die runden Ecken hingegen kommen einer Schellackpolitur sehr entgegen, es sind meistens die ersten Stellen die mit dem Glänzen beginnen. Schellack hat aber auch bei spitzen und scharfen Ecken verglichen zum dicken Polyester einen schönen Vorteil, der Auftrag ist wesentlich dünner und die Kanten und Außenecken sehen bei richtiger Politur stets absolut perfekt aus. Hingegen ist das formgerechte Lackieren von Außenecken und scharfen Kanten generell schwierig. Jedoch schwer ist das Polieren von Innenecken, diese sind an den meisten Objekten jedoch zum Glück nicht so häufig wie Außenecken.

Das Aushärten ist auch ein Grund, warum sich ein gewissenhafter Klavierbauer nach umfangreicher Schellack Neupolitur eines Flügels nur sehr ungern darauf einlässt das schöne Teil gleich zu versenden, die Verpackung, Druckstellen und der Stress des Transportes können schwierig sein für eine noch nicht hinreichend ausgehärtete Politur. Im Ideal noch ein paar Wochen aushärten zu lassen kosten dem Restaurator wertvollen Platz und dem Kunden die Geduld, Polyester hat da schon einiges an der Logistik vereinfacht.



Oszilloskop Ecke  Oszilloskop Unterseite mit Riss

Oszilloskop Seitenteil
Jetzt wird es ziemlich speziell. Das ist die hintere Ecke und weitere Risse an einem Oszilloskop an dem der Tragegriff abgekracht ist. Der Riss am Kunststoff am Trägerbereich des Griffes war schon lange sichtbar, ich selbst hatte es nicht mehr damit getragen, war aber auch lustlos es vorsorglich zu verstärken. Wie es so kam hat es jemand anderes, der das nicht wußte von A nach B getragen und der Griff ist dabei ausgerissen und das Scope heruntergefallen, glücklicherweise hat es den Sturz funktional überlebt.

Beim Ausreißen des Griffes und beim Sturz sind am Gehäuse Unmegen von Rissen entstanden, man steht vor der Frage "Wo bekommt man ein neues Gehäuse her?" - keine Chance - Das stumpfe Zusammenkleben der Seitenteile ist nur eine dürftige Lösung, das hält nur begrenzt. Es ist leider ein Mangel an Kunststoffen generell, dass deren Haltbarkeit manchmal ihre Grenzen zeigt, das Oszilloskop wurde 1997 gebaut, der Kunststoff damit 20 Jahre alt und hat an Weichmacher verloren, es hat auch einige Tage der Wärme und Kälte gesehen.

Das Oszilloskop hätte mit intaktem Gehäuse einen derzeitigen Gebrauchtwert von ca. 350 Euro, Fortschmeissen geht gar nicht, verschenken nein, schon zu oft gemacht. Mit defektem Gehäuse verkaufen, das will dann keiner haben oder wenn nur zu Mond-Tiefstpreisen. Es ist messtechnisch ein zuverlässiges Gerät und elektrisch in gutem Zustand, ohne eingebrannte Röhre, - folglich behält man das Gerät und versucht es halbwegs ordentlich zu retten.

Selbstverständlich könnte man sich jetzt dünne verstärkende Bleche im Innern zurechtschneiden, deren Dicke würde innen gerade noch machbar. Im Moment aber keine geeigneten Bleche vorhanden, die Blechschere auch nicht, das Werk dazu ist zu groß, außerdem wären die Risskanten außen dann immer noch sichtbar.

In solchen Fällen, nimmt man das was gerade da ist - dünnes Pappel Holz, kinderleicht zu sägen und schleifen, dazu noch eine herrliche feinporige Oberfläche. Außen aufkleben deckt die Risse ab, und wenn die Oberfläche nett gestaltet ist, sieht es vielleicht schick aus. Für die feinporige Pappel bietet sich Schellack an, womit das Thema wieder gegeben ist.
Pappelholz
Der mitdenkende Leser erkennt sofort den Sinn dieser Hölzer. Sie werden an den gerissenen Stellen aufgeklebt um die Flächen des Kunststoff zu verstärken.

Über die Gestaltung der Oberflächen darf man geteilter Meinung sein. Auf das hellste Pappel "pur" - im Moment kein Interesse - man besinnt sich wieder der Möglichkeiten der nächsten Umgebung.

Der Bunsenbrenner flämmt das Holz an, dabei nur die Kantenbereich anzuflammen sieht hübsch aus. Beim Anfackeln entsteht als Oberfläche eine Kohlenstoffhaltige Oberfläche, nämlich Ruß, dieser unter Schellack vergraben ergibt ein herrliches Schwarz. Zudem ist Ruß bei normalen Temperaturen ziemlich widerwärtig gesinnt Verbindungen mit anderen Substanzen einzugehen - etwas vornehmer ausgedrückt, Ruß ist gegenüber vielen Substanzen inert, ein möglicher Lackuntergrund und dazu noch aufsaugend - geeignet.

Das Ruß überlackiert ein herrlichstes Schwarz ergibt wußten natürlich schon unsere Vorväter, nicht umsonst wurden vor der Erfindung vom tiefblauem, fast schwarzen Nigrosin Farbstoff die ersten schwarzen Flügel mit Ruß im Schellack schwarz gefärbt. Mit Ruß Schellack schwarz zu färben ist nicht einfach. So vermischt sich Schellack mit Ruß nur ungern, es löst sich als inerter Werkstoff nicht im Alkohol, zur Anwendung muss es daher sehr fein gemahlen sein und die passende Menge enthalten - Nigrosin ist gut löslich im Alkohol und als Lösung leichter aufzutragen.

Schwarz ist nicht gleich schwarz, das Nigrosin hat was leicht dunkel-bläuliches, der Ruß etwas gräuliches. Man kann dazu aber auch mit der Farbe der Schellacksorte experimentieren, die Nuancen der schwarzen Farbwirkung lässt sich verändern durch die Wahl der Schellackfarbe der obersten Schichten - ob Blond, Sonne, Orange, Rubin, Schwarz - je nach Schellack Sorte. Gerade bei einem Flügel und anderen großen Flächen, die schön sein müssen eine mögliche Fragestellung.

Es existieren Pigmente von Schwarz, hergestellt aus bei hohen Temperaturen verkohlten Tierknochen, das nennt sich dann "Beinschwarz" oder die bei hohen Temperaturen verkohlten Überresten von Weinreben Hölzern, dass nennt sich dann "Rebschwarz", dass sind alles alte Sorten, unsere Väter und Großväter waren alles andere als Blöd. Benutzt wird es z.B. in der Leinwand Malerei, da kommen die Unterschiede in der Schwarzwirkung zum Vorschein.

Ein schönes und teures Schwarz wird heute noch erhältlich aus Elfenbein (das ist zulässig, aus lizensierten Schmuckbetrieben, wurden die Verarbeitungsreste gesammelt) und diese Reste bei hohen Temperaturen verkohlt. Interessant für die Malerei, unter Schellack keine sichtbaren Unterschiede bei verschiedenen Rußsorten. Die heutige synthetische Chemie kann den tierschädigenden Methoden "die Moderne" entgegen setzen, es existieren Substanzen, die als das "schwärzeste Schwarz" aller Zeiten beworben sind, die Kombination aus Nanotechnolgie und Kohlenstoff ermöglicht tiefstes Schwarz, dem geneigten Leser sei das Suchen im Internet dazu angeraten. In wie weit solche Substanzen eine optische Tauglichkeit und Nutzen in Verbindung mit Schellack und Harzen aufweisen mag dahin gestellt sein, die Tiefenwirkung kann durchaus auch entäuschend sein.

Einen Versuch mit schwarzem Autobasislack unter schwarzem Schellack hatte ich schon früher durchgeführt, war ein schönes Schwarz - nur leider haben sich ein paar Wochen später Substanzen aus dem Basislack herausgelöst und nach oben unschön auf die Oberfläche hinauf gekämpft und häßliche Risse gebildet - in diesem Fall half nur Abschleifen und von vorne Anfangen. Ruß oder Nigrosin sind in dieser Hinsicht problemlos.

Das "Braun" auf dem Holz, das ist einfach nur weniger stark verkohlt. Warum Blau? - da es farblich zu bestimmten Stellen am Oszilloskop passt. Getreu dem Motto was gerade in unmittelbarer Nähe ist, daher findet hier königsblaue Tinte ihre Anwendung. Das Königsblau ist eine schöne Farbe und als Tinte effektiv in der Wirkung, im Wasser gelöst kann wenig Tinte große Wassermengen färben.

Generell ist es als Schellack Untergrund besser geeignet Spiritus lösliche Beizen und Färbemittel zu verwenden, da diese das Holz mit Alkohol tränken und nicht mit Wasser. Wasserbeizen müssen vor dem Auftragen von Schellack völlig getrocknet sein, da Wasserreste aus dem Schellack heraus diesen stellenweise ergrauen lässt. Reste von Spiritus im Holz sind unkritisch, da schneller verfüchtigend und es dasselbe Lösungsmittel ist wie der Schellacklack selbst. Ein wenig aufpassen beim Auftragen der ersten Schellackschicht auf der getrockneten Spiritus Beize sollte man schon, da der Schellack die Beize wiederum anlöst, ist es empfehlenswert die erste Schicht nicht voll drückend und reibend aufzutragen, damit die  Beize nicht nachträglich verschmiert. Bei den nachfolgenden Schichten ist das unkritisch, da die Beize bereits von der ersten Schicht geschützt ist.

Diese kleinen Holzstückchen sind auf dem Papier festgeklebt, es ist zum Polieren vorteilhaft wenn solche kleinen Objekte gut und fest haften.

Wer sich für das historische Beizen und Färben von Hölzern interessiert, auch dazu existieren erstklassige Bücher vor der Jahrhundertwende, die alles im Detail beschreiben. Allerdings sind dort teilweise Substanzen aufgeführt deren Beschaffung früher einfacher war als heute.

Seitenteile
Poliert und danach glattgeschliffen. Auf dem kleinen feinporigen Pappelholz gelang das während einem einzigen Tag, wobei der Schellack nur so dick wie gerade nötig aufgetragen wurde aus Zeitspargünden.

Telefunken Röhrenradio
Das Gehäuse am alten Telefunken Röhrenradio wurde nur aufgefrischt, mehr als zwei Stunden wurden dafür nicht investiert. Die alte Lacksubstanz war nicht mehr überall schön, aber als Untergrund gut brauchbar. Leichtes Anschleifen und Ebenschleifen und in einem Durchgang eine passable Schichtdicke aufpoliert. Klar kann man das noch besser machen, aber reicht hier - läßt sich jederzeit deutlich verbessern, das ist was Schönes am Schellack, man kannjederzeit wieder die Arbeit am Objekt fortsetzen.

Der Radio geht noch gut, lediglich hat er manchmal ein paar Lautstärkeschwankungen, die Elektrolyt Gleichrichter Kondensatoren sind getauscht (brummte), alles andere ist original, er hat noch die ersten Röhren oder diese wurden früher mal eine einzelne vom Radiotechniker getauscht. Die aufziehbare Uhr mit Weckerfunktion ist interessant, allerdings läuft sie zu schnell. Jedenfalls ist bei diesem Gerät weder die Schönheit, der Klang noch die Technik das Problem, sondern manchmal die Programme.


Messgeräte Wagen

Messgeräte Wagen
Gerätewagen Rollrack
Rollrack Messgeräte Rack Messgeräte Rollwagen
Ein Rollwagen ist eine nützliche Sache für Messgeräte, man kann sie gezielt am Arbeitstisch platzieren ohne die Tischfläche damit zu blockieren. Auch die Geräte sind danach aufgeräumt, geschützt und jederzeit rasch einsetzbar.

Die Politur ist orange-brauner Schellack mit Benzoe Endpolitur. Das Holz ist Kiefer, das geflämmt wurde. Flämmen geschieht auf dem geschliffenen, unbehandelten Holz mit einem Propangas Bunsenbrenner. Das schneller wachsende Frühholz der Maserung wird unter Hitzeeinwirkung schneller schwarz als das Spätholz, dadurch entsteht beim Flammen ein invertierender Farb Effekt der Maserung. Die Einwirkdauer der Flamme bestimmt den entstehenden Schwärzegrad der Oberfläche. Es lässt sich nur ganz leicht flammen oder auch sehr stark bis ins Schwarze hinein.

Das Führen der Flamme ist beim Flämmen nicht leicht, es muss die Hand sehr gleichmäßig geführt sein. Bleibt man auch nur eine halbe Sekunde zu lange an einer Stelle stellen, so ist diese Stelle sehr schnell dunkler als die Umgebung, dadurch entsteht ein meistens unerwünschter "Leoparden Effekt". Gleichmäßiges Flammen ist Übungssache, vergleichbar mit dem Führen einer Lackierpistole, lediglich noch empfindlicher in der Auswirkung. Aber auch hier gilt, nach einiger Übung an wertlosen Probeflächen bekommt man es geschafft das richtige Tempo, Abstand und Flammtemperatur einzustellen. Eine größere Fläche der Flamme vereinfacht den Vorgang.

Das entstehende Schwarz ist zu Kohlenstoff verbranntes Holz, dieser ist chemisch sehr beständig und reagiert nicht mit Schellack und Harzen, daher langzeitstabil gegenüber der Harzschicht. Ein Nachteil hat das Flämmen, es rauht die Oberfläche stellenweise wieder auf, neue kleine Furchen und Täler entstehen, die nicht ausschleifbar sind, da ansonsten durch das Schleifen der Schwarzeffekt wieder verschwinden würde. Für die Schellack/Harz Politur hat das den großen Nachteil, dass für einen spiegelnden Auftrag eine hohe Schichtdicke aufpoliert werden muss bis eine glatte, ebene Oberfläche entsteht, mit entsprechenden Zeit- und Trockenbedarf.

Die gezeigte Oberfläche ist an den meisten Stellen glatt und eben, stellenweise sind noch ein paar Restfurchen vorhanden, diese auch noch auszupolieren ergäbe keinen Sinn mehr. Die geflämmte Kiefer ist für eine Politur eine ungeeignete Holzsorte, sie zu polieren hat mehr Schichten und Zeit in Anspruch genommen als man üblicherweise erwarten würde. Solche behandelten Holzsorten eben zu polieren ist eine schwierige Sache, man kann es nur durchführen wenn die Hölzer ohne Platz- und Zeitdruck lange liegengelassen werden können und man ab und zu alle paar Tage ohne Zeitdruck eine neue Schicht aufpoliert, dann fällt die Arbeit zeitlich weniger ins Gewicht, wollte man es als Auftragsarbeit durchführen würde man bei dieser Holzoberfläche verrückt werden, da man kein Ende kommen sieht. Die ganze Politur hat sich ca. über vier Monate hingezogen, geflämmtes Nadelholz poliere ich nicht wieder bis ins Glatte hinein, jedoch ist so: "hat man einmal angefangen möchte man es auch zu Ende bringen."

Die Schrauben sind polierter Edelstahl, das helle Holz an den Schrauben Einsenkungen muss noch geölt werden, damit es farblich zur Umgebung passt. Bei diesem Rack wurden die Einzelteile vor dem Zusammenbau poliert, im zusammengebauten Zustand hätte man sonst die Innenflächen niemals so gleichmäßig schön poliert bekommen, das Polieren von auf dem Tisch liegenden Einzelflächen geht deutlich schneller. Der geleimte, geschraubte, akkurate Zusammenbau erschwert sich dadurch, dieser Kompromiss muss getragen werden. Die Rollen sind kugelgelagert und laufen sich auf glatter Oberfläche wunderbar leicht.

Die Materialkosten für solch einen Wagen sind bescheiden, der Zeitaufwand hoch, die langjährige Freude daran ist umso größer.

Wagen Esche
Gerätewagen




Noch einen Rollwagen gebaut, diesmal aus Esche. Eschenholz ist ein hartes und elastisches Holz, schön stabil. Für eine Schellack Politur ist es auch gut zu verwenden, es läßt sich prima glatt schleifen. Nachteilig an dieser Holzsorte sind die sehr großen Poren, um sie komplett zu Schließen bedarf es wieder viele Durchgänge der Politur Auftragung.

Das Holz ist nicht geölt, so dass es hell bleibt. Die ersten Schichten sind aus klarem Sandarak, die nachfolgenden Aufträge eine Mischung aus Manila Copal und hellstem Schellack. Ergibt eine schöne, glatte und robuste Oberfläche. Der Glanzgrad ist mittel bis hoch, jedoch nicht so stark glänzend wie Benzoe. Es ist eine schöne Sache stets unterschiedliche Holzsorten zu verwenden, ergibt Abwechslung.



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