Hewlett Packard HP 419A DC Null Voltmeter

HP 419A DC Null Voltmeter

Das HP 419A DC Null Voltmeter. Es hat die besondere Eigenschaft, daß es sehr kleine Spannungen messen kann. Die Einsatzbereiche reichen von gewöhnlichen Spannungsmessungen von 1000V herunter bis zu 3µV Endausschlag in 18 Bereichen, das sind 9 Dekaden. Es kann auch als Amperemeter verwendet werden von 30pA bis 30nA. Betrieb wahlweise am Netz oder über die internen NiCd Akkus.


Man erkennt an den Angaben sofort eine Besonderheit: der gegen unendlich verlaufende Eingangswiderstand im ausgenullten Zustand. Konventionelle DMM können das prinzipbedingt nicht. Die Null Bucking Schaltung ist vom 3µ -300mV Bereich aktivierbar durch Drücken der SET NULL Taste.

KEINE Taste gedrückt, normaler Messbetrieb.

OFF Taste gedrückt, ist das Gerät vollständig aus, den Akkus wird kein Strom entnommen

FAST CHG. Taste gedrückt, keine Messung, das Gerät lädt die internen originalen 220mAh Akkus mit ca. 20mA, während hingegen im normalen Netzbetrieb nur eine kleine Erhaltungsladung stattfindet.

ZERO Taste gedrückt, das Zeigerinstrument wird kurzgeschlossen, der Zeiger muss auf Null stehen. Vergleichbar zum GND Schalter an Oszilloskopen. Das Zero Potentiometer stellt in den kleinen Bereichen eine +/-15µV zusätzliche Feineinstellung zum Nullpunkt.

VM AM, Spannungs- und Strommessung, es ist keine Umschaltung

SET NULL Taste gedrückt, Umschaltung vom DC Voltmeter Betrieb in den DC Null Voltmeter Modus. Modus nur aktivierbar den in Bereichen <=300mV. Die Taste schaltet die interne Batterie mit umgekehrter Polarität in Serie zur Quelle, so daß der Meter eine Differenzspannung der beiden, die Nullspannung sieht. Dadurch entsteht für die Quelle unendlich hohe Eingangsimpedanz. das fast kein Eingangsstrom mehr fließt, aber nur wenn mit dem NULL Potentiometer exakt auf Null abgelichen worden ist. Mit diesem Modus lassen sich effektive Eingangswiderstände von vielen Meg Ohm errreichen selbst in den kleinsten Meßbereichen, je nach dem wie genau getrimmt wird. Diese verbleibende Restspannung aus der Addition der beiden (+Input und - Internal) für diese wirkt weiterhin der normale Eingangswiderstand im gewöhnlichen DC Voltmeter Betrieb. Der Betrieb mit SET NULL ist sinnvoll für alle Spannungsquellen, die aus Gründen höchsten Genauigkeit nur kaum belastet werden sollen z.B. chemische Standardzellen (Weston Elemente), oder für allgemeine Eingangsspannungen, die einen hohen Innenwiderstand aufweisen.

READ NULL, zeigt die ausgenullte Internal Bucking Voltage auf dem Instrument an. In dieser Position wird die zuvor mit SETT NULL ausgenullte Eingangsspannung vom Gerät genommen, der Eingang kurzgeschlossen (wie bei ZERO) und die zuvor mit SET NULL eingestellte Internal Bucking Voltage in der Polarität gewendet. Das Instrument zeigt dann folglich diese eingestellte interne Spannung an. Wenn daher hochohmige Quellen vermessen werden sollen, ließt man das Ergebnis sozusagen erst im READ NULL Modus ab. Man kann sich diesen DC Nullvoltmeter auch als eine Art "analogen Meßwertspeicher" vorstellen. Der Meßwert der empfindlichen Quelle wird gleichgesetzt mit einer aus einer Batterie abgeleiteten einstellbaren Vergleichsspannung (Internal Bucking) und später dann mit READ NULL angezeigt. Die internal Bucking Voltage übernimt bei READ NULL das Treiben des Instrumenten Eingangswiderstandes, da diese damit belastet werden darf.


 Hewlett Packard HP 419A DC Null Voltmeter cover and additional shielding removed 

Unten links die Rekorder Ausgänge, daran lassen sich beispielsweise Kennlinienschreiber zum Mitzeichnen anschließen, es ist eine analoge Schnittstelle mit +/-1V linear zu den Endausschlägen. Der kleine Trafo links versorgt die internen Akkus, rechts davon Gleichrichtung und ein Regler für die Ladeschaltung. Das runde in der Mitte ist auch ein Transformator, er liefert den beiden Neon Lampen des Modulators und Demodulators die notwendigen geschaltete Spannung, auf der gleichen Leiterplatte befindet sich auch der Gleichrichter und der Oszillator zuständig für die Modulationsfrequenz der Neon Lampen (ca. 165 Hz).

Hewlett Packard HP 419A DC Null Voltmeter. Batteries are on bottom, can't be seen on this photo.

Oben links der Range Schalter mit den Widerständen des Abschwächers und der Gegenkopplung. In der Bildmitte die Einstelltrimmer zur Kalibration. Oben rechts der Modulator/Demodulator, ein geschlossenes Gebilde mit 2 Neonlampen, die mit ca. 165 Hz getaktet werden und vier zugehörige Photozellen, zwei im Modulator, zwei im Demodulator. Mit diesem Tragerfrequenzverfahren werden DC Fehler der Verstärker unterdrückt, in dem man das DC Signal in den Wechselspannungsbereich verlagert, verarbeitet und anschließend wieder auf DC zurück moduliert. Die Neonlampen sind im Dunkeln gut vo der Seite aus zu erkennen.


So bis jetzt war es Standard, nun kommt die Instandsetzung.

Instandsetzung Gerät 1:


Habe zwei dieser Geräte erhalten, beide in defektem Zustand. Wie es bei Batterie betriebenen Geräten vielfach üblich ist sind sie oftmals nicht ausreichend gewartet worden. Die Batterien sind vier 6V Ni-Cd 220mAh Akkus mit jeweils fünf Einzelzellen in Serie, diese sind im Gerät so verschaltelt dass eine +/-12V Versorgung entsteht. Die Zellen waren fast alle schon am Auslaufen. Es gab auch schon eine heftige Salzbildung an den Kontakten (kenne die wahre chemische Bezeichnung nicht), jedenfalls eine üble Sache, richtig ecklig alles voll mit Siff. Da hilft nur Handschuhe anziehen, alles ausbauen und gründlich reinigen - und weg zur Batterierannahmestelle.

defekte Ni-Cd Akkus

Das Potentiometer oben rechts stellt die Frequenz des De-/Modulators ein. Die Akkus haben eine nach meinem Ermessen nicht gängige Bauform, diese Zwerge sollen nach der Gerätespezifikation mit einer Aufladung aber immerhin für 30 Stunden Betrieb ausreichend sein. Kurzerhand entschlossen auf andere Akkus umzusteigen. Nehme zwei ältere Baby Akkupacks 12V mit 1800mAh, aus Vorsorgegründen ausgemusterte Packs aus medizinischen Geräten.

   

Die zwei Akkupacks hergestellt 1993, bekam sie im Jahr 96/97.  Die Akkus lagen schon lange, sie wurden gelegentlich nachgeladen und versorgten ziwschendurch die ein oder andere Selbstbauelektronik, der Zeitpunkt war günstig den Akkus ein neues Zuhause zu geben.

Es dauert immer länger als man selber denkt, bis die ganze Verdrahtung zum Anschluß der Akkus neu gemacht ist, in zwei drei Stunden klappt sowas leider nie. Als Verbindung stellten mich Bananenbuchsen zufrieden, so kann man den Akku mal schnell abklemmen wenn man ihn irgendwo braucht, bzw. er kann auch über ein externes Ladegerät schneller geladen werden. Die interne Ladeschaltung ist mit ca. 20mA Ladestrom ein klein wenig mager bezogen auf einen 1800mAh Akku, für die originalen 220mAh war das aber in Ordnung. Die großen Akkus lassen sich damit zwar auch laden, aber es dauert einige Tage, hätte aber den Vorteil wenn man mal vergisst das Gerät aus dem Lademodus zu nehmen, bei dem kleinen Ladestrom nehmen die großen Zellen das nicht so schnell übel.

     

Selbstverständlich kein Kopf ohne Hut, erstens ein klein wenig geschützt, zweitens ein zusätzlicher elektrischer Schirm, drittens es sieht hübsch aus das polierte und lackierte Kupfer und viertens es macht Spaß mal wieder was zurecht zu sägen. Die beiden angelöteten Kupferfolien schirmen ein wenig noch die Zuleitungen, der gesamte Deckel ist über eine Schraube am Gehäuse geerdet, wobei es mehr ein spielerische Maßnahme war. Am Rekorder Potentiometer wurde noch zusätzliches Handrad angebracht, zur bequemeren Einstellbarkeit.

 

Im linken Bild die 1.35 Volt Mercury, Quecksilber Oxid Batterie des Bucking Voltage Kreises. Die rechte Batterie stammt aus Gerät 2 ist aber defekt und dient nur noch als Anschauungsobjekt. Die noch wunderbar funktionierende Zelle aus dem ersten Gerät ist bereits wieder eingepackt in selbstverschweißendem Isolierband, (das geht nicht mehr auf). Normalerweise käme die Zelle in eine dafür vorgesehene Halterung, diese Kunstoffhalterung ist aber über die vielen Jahre hinweg unreparierbar kaputt gegangen. So muss man sich was neues einfallen lassen - so gehts auch - schnell, einfach und ausreichend sicher. Man sieht, wenn man Batterien ungepflegt und leer über Jahre hinweg in Geräten beläßt, was da so alles für chemische Verbindungen enstehen, die da nicht unbedingt erwünscht sind.

korrodierte Steckverbindung
 
Erneut glasklar die elektrochemische Wirkung von defekten, leeren Akkus und Batterien. Die Steckverbindungen sind vollkommen grün geworden und unbrauchbar, mit normalen Methoden kriegt man dieses ecklige Zeugs nicht mehr weg. Man muss sich mal vorstellen, diese Verbindung ist wahrhaft weit weg von jedem Akku, liegt aber über den Draht am Akkupotential und hat sich geopfert. Das ist an solchen Stellen zum Glück noch leicht zugänglich und einfach reparierbar aber es nervt und kostet einfach Zeit, nur weil das Pflegebewußtsein mancher Zeitgenossen einfach typisch für die Rasse Mensch ist; ich darf aber nicht meckern, sonst würde niemand die Geräte veräußern. Selbst die Drähte sind unbrauchbar geworden, die Zerstörung läuft bis weit unter die Isolierung; entweder einige Zentimeter abschneiden oder komplett tauschen.




Diese Arbeit blieb mir natürlich auch nicht erspart. Die hauchdünne Skala hat sich an einer Seite abgelöst und ist von der Ansicht überzeugt sich trennen zu müssen. Leider ist die Folie nicht besonders stabil, sehr glatt und sie kracht fast ab wenn man sie nur leicht berührt, da sie über die Jahre hinweg wahrscheinlich auch an Weichmacher verloren hat und spröder geworden ist. Jedenfalls ist es mir gelungen die Folie wieder halbwegs mit Sekundenkleber neu anzukleben, es sieht jetzt zwar nicht mehr so schön aus aber es hält.
Man hätte das Instrument auch ungeöffnet lassen können, wenn da nicht die Ablösungen unterhalb der Ziffer +1 gewesen wären. Der eine hochstehende Rand war natürlich wieder so hoch, dass der Zeiger daran hängen blieb, also musste ich das Instrument öffnen, ob ich wollte oder nicht.
Nachdem dann endlich die nach Jahren brutal festsitzenden Madenschrauben der Knöpfe zerstörungsfrei unten waren, war der Ausbau nur noch Formsache, es sind zwar viele Gehäuseschrauben zu lösen, das geht aber konstruktiv problemlos, auch das Entfernen der Glasscheibe war einfacher als zuerst angenommen. Selbst wenn eines Tages der üble Fall der vollständigen Zerstörung der Skala eintreten sollte, wäre der Zeitpunkt gekommen sich selber eine neue zu erstellen, mit einem Computer Zeichen Programm ist es nur eine Frage des Ausmessens und der Druckerskalierung.
Vor Freude wieder alles zusammengeschraubt, aber was stellte ich nach etwa einer Stunde fest? Ein total trüber Nebel hinter dem Glas? Der Sekundenkleber ist vollständig durchgetrocknet und dabei komplett ausgegast, die Ausgasung des Klebers haftet bei geschlossenem Instrument natürlich auch an die Glasscheibe. So ein Ärger, das ganze Ding noch einmal ausbauen, zerlegen und die Scheibe putzen. So kriegt man Zeit kapput.



Diese Bananenbuchse hatte auch einen Fehler. Sie hatte einen Widerstand von ca. 500 kohm vom Innenleiter über den Isolator zum Metall nach außen hin. Damit war der hohe Eingangswiderstand des Gerätes hinüber, was auch die Einstellarbeiten erschwerte. Anstatt max. 100 Meg Ohm hatte das Gerät nur noch 500 kohm. Der Buchse war äußerlich nichts anzusehen, so einen Fehler muss man erst mal finden, das kostet richtig Zeit. Man sucht überall nur nicht dort. Der graue Kunstoff (dritte Scheibe von rechts) war leitend. Aber wie gesagt äußerlich kein Schmutz erkennbar.

Die Buchse zu entfernen war auch nicht so einfach, der Isolator darüber (linker grauer Ring) war sehr festsitzend. Die Isolierfähigkeit der Buchse wurde wieder hergestellt, normales Reinigen war nutzlos, selbst mit Spiritus nicht, nach dem Trocknen war der Isolationsfehler immer noch in abgeschwächter Form vorhanden. Da helfen nur noch heftigere Lösungsmittel, z.B. Aceton. Die ganze zerlegte Buchse in Bads mit Aceton, ca. 30 Sekunden anweichen lassen, dann mit einer Pinzette hin- und herbewegen. Während des Bewegens zieht die Scheibe schon einen grauen Schleier in der Lösung hinter sich her, ein gutes Zeichen. Das Aceton hat die obersten leitenden Kunstoffschichten abgelöst. Nun aber nichts wie raus mit der Scheibe aus dem Bad und kurz abblasen und trocken lassen. Nicht mit einem Lappen reinigen solange die Scheibe noch weich ist. Die Buchse hat nach erfolgter Trocknung wieder einen hohen Isolationswiderstand, die max. 100 Meg Ohm des Gerätes werden wieder erreicht. Beim Arbeiten mit Aceton sollte man Handschuhe tragen, das Lösungsmittel wirkt sehr stark entfettend auf die Haut, das ist nicht gesund. Gesundheitshinweise auf der Verpackung beachten.


Verstärker

vorher Gerät 1



nacher Gerät 2. Die Leiterplatte mit dem DC und AC Verstärker. Wunderbare HP Qualität, Epoxydharz zweiseitig durchkontaktiert, vergoldete Leiterbahnen, schöne Lötstellen. Alles leicht und stressfrei reparierbar ohne irgendein Gefummel. So macht Elektrotechnik noch Spaß.

Ein paar Teile wurden getauscht, Vorsicht möglichst die selben Kapazitätswerte verwenden, manche sind unempfindlich, manche sehr, sie beeinflußen entweder die Settling Time der Anzeige oder noch schlimmer, sie können eine minimale Oszillation bewirken (manche Messbereiche zeigten falsche Werte), besonders die Kondensatoren in der Gegenkopplung (ist mir passiert, natürlich wieder berichtigt).




Anwendungen:


für welche Messungen ist solch ein Instrument geeignet?


Beginnen wir mit einem Klassiker, dem Vergleichen von zwei ähnlichen Spannungen.

       

Im linken Bild sehen wir die Messung der Leerlaufspannung eines Akkus mit einem Handmultimeter. In der Mitte die Leerlaufspannung des zweiten Akkus. Rechts sind beide Akkus am Minuspol zusammengeschaltet und das Multimeter sitzt auf den beiden Pluspolen und misst die Differenzspannung der beiden Akkus. Nichts außergewöhnlich spannungendes, wir lesen ab 0.972 Volt.

Jetzt wollen wir die Situation ein wenig verschärfen:

       

Wir nehmen zwei Akkus die einen fast identischen Spannungszustand aufweisen. Im linken Bild messen wir 1.327 Volt, mit dem zweiten Akku im mittleren Bild 1.327 Volt und ganz rechts als Differenz der beiden Spannungen nur 100µV, das ist das kleinste Digit das dieses Handmultimeter noch auflösen kann. Man braucht nicht viel dazu zu sagen, daß diese Messung äußerst ungenau ist. Sind es jetzt 100µV, 200µV, 300µV oder gar unterhalb 100µV ? Wir wissen es einfach nicht - das Problem hier ist klar, dieses konventionelle Instrument ist deutlich an seinen Grenzen angelangt. Übrigens, den runden Akku und die Bananenstecker so hinzulegen, daß da noch ein Kontakt entsteht ist ein ganz schönes Geduldsspiel.

Hier kann das Instrument nun voll seine Fähigkeiten auspielen:



Die beiden Akkus sind wieder an den Minuspolen miteinander verbunden, der Pluspol des linken geht an + des Voltmeters, der Pluspol des rechten Akkus geht an den - Voltmeter. Das Gerät mißt die Differenzspannung der beiden Akkus. Zur Detektion wird sogar der 10µV Messbereich benötigt, die abgelesene Spannung beträgt etwas mehr als nur 3 Mikrovolt. Die Spannung der beiden Akkus ist also nahezu identisch, mit dem DMM konnten wir nur die Ähnlichkeit dieser beiden Spannungsquellen erahnen, konnten aber nicht mit höherer Richtigkeit bestimmen. Die Spannung des linken Akkus ist etwa 3 Mikrovolt größer als die des rechten.

Die Anwendungen beschränken sich natürlich nicht nur darauf Akkus zu vermessen, ein häufiger Anwendungsfall ist der Einsatz z.B. bei der Kalibration von Messgeräten. Sollen z.B. die Spannungsunterschiede der einzelnen Zellen dieses DC Standard ermittlet werden ist ein DC Null Voltmeter dafür wie geschaffen.

Weitere Anwendungen sind z.B.


Um die Eigenschaften nocheinmal kurz zusammen zu fassen: Messbarkeit sehr kleine Spannungen bei hoher bis unendlicher Eingangsimpedanz, erdfrei durch Batteriebetrieb dadurch keine galvanischen Verkopplungen mit den AC Netz, viele Dekaden messbar.


Instandsetzung Gerät 2:


dieses Gerät hat auch defekte ausgelaufene Akkus. Ein kurzer Test mit neuer Spannungsversorgung leider gezeigt, dass es nicht funktioniert, der Zeiger hängt beim Einschalten immer auf Linksanschlag. So ging es an die Suche. Das Manual von diesem  Gerät zu bekommen war gar nicht so einfach, Reparaturen ohne Manual sind zwar in gewissen Umfang möglich, aber es ist ein elendige Sucherei, man kann's wirklich vergessen ohne.

Der erste Fehler war bald erkannt, ein Kondensator war niederohmig und hat die positive Betriebsspannung nach einem 2k2 Widerstand kurzgeschlossen. Dann war mir auch klar warum der Zeiger immer im Linksanschlag hängt, der Verstärker bekommt keine positive Spannung.



Das Bild zeigt einen häufigen Fehler bei vielen Geräte Reparaturen, ein Kurzschluss im Kondensator, nach fast vier Jahrzehnten kann sowas halt mal passieren.

Bei der Gelegenheit, des Austauschens defekter Bauteile macht man natürlich gleich die ganze Runde und tauscht was man für richtig hält, bei so kleinen Platinen bietet sich das förmlich an. Die Reparaturfreundlichkeit der ganzen Konstruktion ist sehr hoch. Bei ausreichendem Bestand an Kondensatoren, braucht man nicht darüber nachzudenken tauschen oder nicht. Beispielsweise die gelben 1µF/63V gab es im Auktionshaus für 16 Euro im 1000er Karton, den keiner wollte.


Verstärker
vorher (Gerät 1) nachher (Gerät 2)
Ein paar kleine unwesentliche Veränderungen an der Verstärkerleiterplatte
defekte Ni-Cd Akkus
vorher (Gerät 1) nachher (Gerät 2)
Auf der Leiterplatte an der Rückseite wurden zwei Bauteile getauscht, der rechte kleine Kondensator war defekt.

Auf der kleinen Leiterplatte war ein halbdefektes Bauteil. Ein 10µF Kondensator hatte noch 8.7µF, was ja für die Funktion noch akzeptabel wäre, allerdings betrug sein ESR viele Ohm, d.h. er ist völlig unbrauchbar, er hat möglicherweise wegen einer schlechtgewordenen Kontaktierung einen Serienwiderstand. Es beweist immer wieder, die alleinige Kapazitätsmessung ist nicht aussagekräftig genug, gemessen mit einem 4282 das auch Verlustfaktor und ESR anzeigt hat man einfach die besseren Karten und entdeckt auch Fehler, die man mit einem Billig Kapazitätsmesser nicht erkannt hätte.




Gerät 2 hat dasselbe Problem wie die Nr. 1, allerdings blieb diesmal nicht der Zeiger hängen. Die Aufwölbung ist weit im linken Bereich über dem Vollausschlag, ich hab es so gelassen, erst wenn's schlimmer wird schraub ich es auf.


Dies ist ein eingescanntes Bild einer noch einigermaßen intakten Skala. Es kann ein sehr nützliches Bild sein für jemanden dessen Skala bereits unleserlich geworden ist. Einfach maßstabsgerecht ausdrucken und auf die alte Skala aufkleben.


Nachdem jetzt alles defekte und korrodierte getauscht worden war, ging es daran die Akkus anzuschließen.



Verbaut wurden hier 2 mal 10 Mignon Akkus, die können einzeln entnommen worden, falls man nicht mit dem eingebauten Lader aufladen will. Selbstverständlich wird auch hier noch ein Deckel draufkommen. 



Einstellung der Geräte:


noch ein paar Worte zur Kalibration, die ist bei diesem Gerät relativ schnell durchgeführt, zuerst beginnend mit dem Einstellen der De/Modulator Frequenz an dem Trimmer auf der Rückseite auf ca. 330Hz gemessen mit einem Counter am danebenliegenden TP2, anschließend den Strom einstellen für die Neon Lampen.



So muss die Spannung gemessen am Testpunkt 2 aussehen. Frequenz ca. 330Hz (jede steigende Flanke), genau genommen ist die Frequenz 330/2 Hz. Die Schulter im hohen Rechteck sollte etwa 140 bis 160mV betragen, hier eingestellt auf 150mV. Die unterschiedliche Höhe der Schultern ist normal. Zeigt das Takten der beiden Neon Lampen.

Meter Zero im 1V Range einstellen am Trimmer.

Für die Spannungskalibration benötigt man einen DC- Kalibrator und zwei genaue Widerstände 1 Meg und 100 Ohm. An diesem Spannungsteiler 30mV anlegen und im 3µV Bereich den Vollausschlag einstellen.

Den 10µ Bereich genauso einstellten mit 100mV am Kalibrator

Sobald der Kalibrator ausreichend offsetfreie DC Werte liefert kann man auf den Spannungsteiler verzichten und direkt kalibrieren. Der Spannungsteiler ist bei den kleinen Bereichen wichtig, da der Nullpunkt der Kalibratoren nie exakt auf Null Volt liegt, bei meinem Kalibrator lag der Nullpunkt lediglich bei etwa 4µV, was aber schon zu groß für den 3µV Range wäre. Deswegen der Teiler, der dann die 30.004mV herunterteilt und damit erst das Einstellen des kleinsten Bereichs möglich macht. Auch ist darauf zu achten, kurze feste saubere blanke Cu Drähte zu verwenden, habe mehrere davon parallelgeschaltet und fest unter die Klemmen geklemmt. Bewegt man z.B. die Hand in der Nähe der Leitungen, ändert sich bereits ein klein wenig der Ausschlag, das zeigt wie klein eigentlich ein µV wirklich ist. Wenn alles warmgelaufen ist, braucht man gemütlich etwa eine halbe bis eine Stunde für alle Einstellarbeiten.

Es wurde hier viel Zeit in zwei DC Null Voltmeter investiert, das mag dem ein oder anderen überzogen erscheinen, im Prinzip hat er auch Recht, aber man darf solche Arbeiten nicht mit dem üblichen Aufwand-Nutzen-Kosten Denken betrachten, darum geht es nicht. Nun stehen als Ergebnis wieder zwei gut funktionierende Geräte zur Verfügung. Solche Arbeiten bringen einen Gewinn an Erfahrung wie dieses Instrument arbeitet, man kann nun förmlich mitfühlen welche Probleme bei der Entwicklung dieses Gerätes damals gelöst werden mussten. Das Arbeiten an und mit Messgeräten in Verbindung mit dem intensiven Studium der Schaltpläne ist und bleibt eine der besten Schulen der Elektrotechnik.


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