7704A Oscilloscope
Das Tektronix 7704A ist ein Dual Trace Mainframe mit Platz für maximal
vier Einschübe aus der 7000er Serie. Je nach
bestücktem Verstärker kann damit eine Bandbreite von
bis zu 200 MHz erreicht werden. Es hat eine Nachbeschleunigung von ca.
21kV und erreicht dadurch hohe Helligkeitswerte. Bildschirmbeleuchtung,
eingebauter AC Kalibrator und Readout. Das gezeigt Oszilloskop trägt hier die Einschübe 7A18, 7A26, 7B92A und 7B80.
Es ist ein flexibles Gerät für allgemeine Anwendungen,
eigentlich selbsterklärend in den Funktionen. Es hat keinen
Lüfter und ist somit lautlos. Der Leistungsdarf ist auch
für eine längere Einschaltdauer akzeptabel.
Reparatur eines 7704A:
das Oszilloskope funktionionierte jahrelang einwandfrei bis es endlich
mal einen
Fehler zeigte. Es war eines meiner ersten Oszilloskope und hat sich
damit einen Stammplatz auf Lebenszeit ergattert. Der Strahl verschwand
plötzlich, war mal da mal
nicht. Aus Erfahrung läßt sich sagen das ist
wahrscheinlich ein Fehler in der CRT Schaltung oder dem Z-Achsen
Verstärker.
Eine der schnellsten Methoden ans Ziel zu kommen den Fehler zu finden
ist es mehre Geräte zu haben. Links das Test Oszilloskop, in der
Mitte ein intaktes 7704A, rechts das defekte 7704A. Alle Geräte
sind voneinander unabhängig vom Netz getrennt. Sicherheit ist
wichtig.
Vorgehensweise, zuerst der gegenseitige Tausch der oberen Disply Unit,
um zu sehen ob der Fehler oben oder unten liegt,
erwartungsgemäß war er oben. Der obere Teil, die Display
Unit ist beim A Modell abnehmbar.
Nach Überlegung und lesen des Service Handbuches hat sich der
Verdacht auf einen Fehler im Z-Achsen Verstärker erhärtet.
Daraufhin wurden die Verstärker beider Geräte ausgebaut und
getauscht und schon funktionierte es wieder. Danach beide
Verstärker ausgebaut und direkt nebeneinander liegend verglichen,
mit dem Ohmeter die Widerstandswerte verglichen und die
PN-Übergänge geprüft.
Siehe da der Fehler ward gefunden. Eine defekte Diode in der Bildmitte,
die in beiden Richtungen einen Durchlass zeigte. Gefunden mit dem
Ohmmeter, da an einem getesteten 300k Widerstand in unmittelbarer
Nähe im intakten dieser den korrekten Wert anzeigte, im defekten
aber nur 29k, was nicht sein kann. So konnte der Fehlerbereich schnell
eingegrenzt werden.
Diese Methode ist die Such- und Vergleichsmethode, die
normalerweise schnelle Erfolge verspricht. Das Suchen des Fehlers
über die Methode des Verständnis ist natürlich auch
möglich, erfordert bei dieser komplexen Schaltung aber einiges an
Zeit sich damit auseinander zu setzen. Bis man Fehler in solch
komplexen diskreten Schaltungen über das Verständnis des
Details findet vergeht bei mir zumindest ordentlich viel Zeit.
Wenn man jedoch nicht in der glücklichen Lage ist zwei gleiche
Geräte zu haben, wäre es mir natürlich auch nicht erspart
geblieben nur über das Verständnis den Fehler zu suchen -
schon oft genug so gemacht. Wer grundsätzlich verstehen will, dafür ist das
Studium des Manual interessant, in Summe wäre die dafür
verwendbare Zeit ins Unbeschreibliche erweiterbar.
Ich halte es auch für Hobbiesten für äußerst
sinnvoll sich mehrere verschiedene Oszilloskope anzuschaffen, nicht nur
wegen der Redundanz und erweiterter Möglichkeiten, auch wegen besserer Reparaturmöglichkeiten.
Eins repariert das andere. Es schreiben mich gelegentlich Leute an mit
defektem Oszilloskop an und klagen ihr Leid. Ja wenn nur eines
vorhanden ist und dann nicht mal das Handbuch, man ist fast chancenlos
was zu reparieren. Genauso kann ich jedem Einsteiger nur davon abraten
am Anfang wissentlich defekte und dadurch preiswerte Geräte
anzuschaffen, die Aussicht diese ohne ausreichend vorhandenes Equipment
selber wieder zum Laufen zu bringen geht fast gegen null, es gibt nur
Frust am Hobby. Das erste Oszilloskop muss per Garantie funktionieren,
sonst Finger weg.
Beide Display Units gesäubert:
Der Horizontalverstärker des bereits intakten Gerätes hatte
im Horizontalverstärker einen etwas angekratzen Elko in der
Bildmitte, der an der einen Seite schon etwas schwarz war und Anzeichen
von Zersetzung zeigte. Er hatte ausgelötet zwar statt dem
3µ Sollwert immer noch 2.8µF und auch ESR und Verlustfaktor
waren noch ausgezeichnet, aber irgendwas war faul mit ihm, also
ersetzen als Vorsichtsmaßnahme. Solche angeschossenen Teile sind
die Kandidaten für zukünftige Ausfälle.
Das Oszilloskop mit den grünen Epoxidharz Leiterplatten ist ein
paar Jahre jünger als das mit den farblosen Epoxydharz
Leiterplatten.
Bei der Gelegenheit, dass alle Horizontal und Z-Achsen Verstärker
ausgebaut waren, wurde aus Vorsichtsmaßnahme wegen Erwartung von
zukünftigen Ausfällen einiges von den restlichen kleinen
Ladungsspeichern ersetzt.
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Das in diesem Bild gezeigte 7704A befindet sich in einem sehr guten
Zustand, die Leiterplatten gaben sich mit dem Abpinseln von Staub
zufrieden, der Rahmen und die CRT Abschirmung wurden bei dieser
Gelegenheit gründlichst gereinigt mit Pinsel, Lappen und
Isopropanol. Selbst die blaue Farbe wurde etwas aufpoliert mit
Autopolierwachs. 7000er
in gutem Zustand werden zunehmend seltener. Aus industrieller Herkunft
putzt die kaum jemand im Innern und äußerlich sind sie
leider meist oft verschrammt und mit Kratzern versehen.
Auch die Hochspannungseinheit befindet sich in einem sehr guten
Zustand. An diesem Schaltungsteil läßt sich
üblicherweise die Nutzungsdauer erahnen aber natürlich auch
der Pflegezustand sehr leicht ablesen. Oft sind Oszilloskope in diesem
Bereich stark mit schwarzem Staub bedeckt.
Falls man diesen Schaltungsteil reinigen will, sollte man unbedingt
vorher ein paar Minuten gewartet haben nachdem der Netzstecker gezogen
war, man weiß nie was die Kondensatoren noch an Ladung tragen,
kann auch sein sie entladen sich schnell, habe die Schaltung daraufhin
noch nie untersucht. Die hohen Spannungen darin sind
lebensgefährlich.
Ebenso aufpassen auf die dünnen Drähtchen der Glimmlampen,
die können gern schnell abbrechen wenn man daran rumbiegt.
Gutes Reinigungsmittel ist immer ein Staubpinsel, danach ein anderer
Pinsel für die Reinigungsflüssigkeit, Lappen mit Spritus oder
Isopropanol. Wasser ist bei Hochspannung an dieser Stelle auf keinen
Fall zu empfehlen, vor allem wegen des Hochspannungstrafos, da
würde ich nichts aber auch gar nichts reinlaufen lassen, bei
Wasser hätte der hinterher eventuell einen Wicklungsschluß -
muss nicht sein, kann aber schnell passieren, da es in kleinsten Ritzen
es sehr
lange dauert bis es verdunstet wäre. Die Schaltung ist schnell und
servicefreundlich ausbaubar, einer der Gründe warum ich fast
nur noch Test Equipment repariere, da gibt es vergleichweise ganz
andere Bereiche in der Elektrotechnik, die nur Ärger und Brechreiz
verursachen was die Reparierbarkeit betrifft.
Anschließend wurde noch die klare CRT Schutzscheibe und die blaue
Kontrastscheibe gereinigt. Ich hasse Dreck auf der Scheibe und
wenn der Strahl nicht absolut klar sichtbar ist. In aller Regel
sind nach Jahren des Gebrauchs im Industriebereich die
Kontrastfilterscheiben außen verkratzt und ordentlich verdreckt
mit allem möglichen. Auch hier gilt die Beobachtung, ich konnte im
gewerblichen Bereich noch nie einen Anwender dabei beobachten,
der die Scheiben gereinigt hat. Das tut dann höchstens mal
das Personal, dass die Geräte kalibrieren musste, das geschah dann
aus Mitleid mit den Geräten und unter großem Schimpfen
über die Nutzer. In gewissen Grenzen sind diese Kunstoffscheiben
polierfähig um kleinere Kratzer wieder zu entfernen; man befrage
hierzu einen Kunststoffexperten wie es professionell gemacht werden
sollte, ich verwende als Hausmittel Polierwatte und Autopolitur, das
greift nicht sonderlich stark an. Es gibt garantiert noch besser
geeignete Methoden, wer was weiß kann sich gerne melden.
Anschließend wurden die Kontakte der Einschübe im Mainframe
und die Einschübe selbst noch mit Kontaktspray für Edelmetall
ein wenig geschmiert, da sie ja doch recht häufig gezogen werden.
Nach dem Putzen werden die Geräte nach Nutzung immer mit einem
Tuch abdeckt, es schützt damit auch den Lack wenn was oben drauf
gestellt wird. Der meiste Staub kommt immer von oben durch die
Löcher.
Warum solch ein Aufwand?
Den betriebenen Aufwand an solchen älteren Geräten halte ich
für gerechtfertigt. Die 7000er Serie gehört in meinem Augen
zu den sehr flexiblen analogen Osziloskopen, wenn man sich an die
Größe gewöhnt hat will man eigentlich kaum mehr was
anderes. Ich kann daher Leute nur schwer verstehen, die minderwertigere
Geräte bevorzugen nur der Größe wegen. Die
Bedienbarkeit ist sehr schnell und alles ist gut ablesbar, auch
dank des Readouts, von der elektrischen Performance gar nicht zu
sprechen. Normalerweise gehen sie selten defekt und sind treue
zuverlässige Wegbegleiter.
Ein kleines Beispiel: am Arbeitsplatz steht mir ein Oszilloskop
für über 40.000 Euro und mehrere andere zur Verfügung -
ja ich habe deren Beschaffung sogar noch selbst mit veranlasst. Damit
lassen sich ohne Frage die Probleme moderner und kompliziert zu
triggernden Digitalelektroniken ohne weiteres lösen, keine Frage.
Ein altes 7000er kann nicht auf die X-te ansteigende Flanke im
Busprotokoll triggen und dann noch zusätzlich hinterher
einige MB aufgezeichnete Vorgeschichte vor dem Triggerimpuls sichtbar
darstellen. Genauso wäre es mit einem 7000er recht schwierig und
ein abenteuerlicher Umbau, um sich nach einem
seltenen Triggerereignis eine Email über das Netzwerk
zusenden zu lassen, in dem das Messergebnis als Attachment
angehängt wird. Was moderne Oszilloskope heutzutage in
Zusammenarbeit mit einem Betriebssystem alles leisten ist fantastisch
und kaum zu glauben, aber in Punkto einfacher Bedienbarkeit und
Spaß am Strahl sind die älteren Serien einfach nur
erstklassig und liefern pure Freude an der Arbeit.
Was steht noch an?
Irgendwann die Reinigung der unteren Einheit, inklusive Power Supply.