Reparatur eines Verstärker

 

Von einem Bekannten bekam ich einen schnellen leistungsstarken gut zwanzig Jahre alten Hifi Verstärker. Zu sehen ist, wie aus der Reparatur eine Restaurierung geworden ist. Anschließend wurde der Verstärker auf seine Eigenschaften als Audio Verstärker vermessen.

  

alter verdreckter und verrosteter Kenwood Verstärker

Kenwood Hifi Verstärker KA-907 schon mal halb zerlegt

zerlegte Endstufe des KA-907

Der Verstärker hatte ein langes und hartes Leben hinter, viel Staub und Spuren von Rost angesammelt. Das Gerät dient als Ersatzteilespender. Es ist eigentlich sträflich ein Gerät so verkommen zu lassen. Eine Reinigung nach ein paar Jahren kann nie schaden.

Ein zweiter baugleicher Verstärker soll repariert werden. Er ist noch in einem ordentlichen Zustand. Kaputt, an den Endstufen hängt der Ausgang fest auf +60 Volt. Ohne die eingebaute Schutzschaltung wäre es das Ende für einen gleichspannungsgekoppleten Baßlautsprecher gewesen.

Endstufenplatine Lötseite. An ihr wurde in der Vergangenheit eindeutig schon gelötet. Zu sehen unten rechts auch der Halbleiter Friedhof, alles defekte Endstufentransistoren. Bei vielen eine niederohmige Verbindung zwischen Basis und Kollektor. Nicht einer dabei ohne Kurzschluß, es müssen große Ströme geflossen sein.

Die orginalen Endstufentransistoren sind die PNP Typen 2SA1065 und NPN Typen 2SC2489. Beide sind sehr schnell, sie sind schnelle bipolare Leistungstransistoren (150V/10A/120W). Leider sind alle defekt. Mitgeliefert sind ein paar neue 2SC2489 und ein Satz 2SB681 PNP und 2SD551 NPN (150V/12A/100W). Auf den ersten Blick passen diese als Ersatz recht gut, der Verstärker wurde aber nicht für diese Typen kompensiert. Wenn der Orginaltyp kaum noch erhältlich ist, helfen die üblichen Transistor Vergleichstlisten. Diese Listen berücksichten aber nicht immer alle Parameter. Falls ein anderer Transitortyp eingesetzt wird, immer genau überlegen an welcher Schraube damit gedreht wird. In vielen Fällen ist es möglich, oft sind sogar Verbesserungen damit erzielbar, aber auch das Gegenteil ist möglich. Der Verstärker kann oszillieren und dabei können sogar noch mehr Halbleiter kaputt gehen.

Endstufe Oberseite der Leiterplatte

Nach der Reinigung ist die Leiterplatte wieder sauber. Zu sehen rechts und links die TO-3 Fassungen für die Endstufentransistoren, die gesteckt sind und über die beiden Schrauben wird der Kollektor (Gehäuse) kontaktiert. Die gesteckte Variante ist sehr wartungsfreundlich. Die weißen Widerstände sind 0,47 Ohm Widerstände, sie dienen zur lokalen Gegenkopplung und vereinfachen auch das parallelschalten der Transistoren. Die Treibertransistoren kommen anscheinend mit kleinen Kühlkörper aus. Glücklicherweise ist das Service Manual vorhanden, ohne Schaltpläne wäre die Reparatur eine mühselige Arbeit.

Zum schnellen Suchen von Fehlern in der Schaltung genügt bereits ein einfaches Multimeter:

  • damit lassen sich die PN Übergänge mit etwa 600mV an Basis-Emitter und Basis-Kollektor überprüfen. Grobe Transitordefekte sind so erkennbar.

  • Dioden in Durchlaßrichtung zeigen etwa 300-600mV

  • Widerstände dürfen nie viel hochohmiger sein als der Nennwert, ansonsten ist er sicher kaputt. Oft zeigt der Ohmmesser aber einen niedrigeren Wert, liegt meist an der Parallelschaltung mit anderen Bauelementen. Viele defekte Widerstände zeigen ein "hochohmiger werden" bis hin zum kompletten Ausfall. Der Teufel steckt jedoch im Detail, manchmal gauckeln den Widerständen parallelgeschaltete Kondensatoren dem Multimeter falsche Werte vor, es kann mehrere Sekunden dauern bis die Anzeige steht.

  • im eingebauten Zustand die DC Spannungen messen. Deutlich sicherer ist aber das Oszilloskop, es zeigt die Kurvenform, das Multimeter ist in dieser Beziehung ungeeignet.

linke Endstufe

Toshiba 2SB681 und 2SD551 Bipolar Transsitoren

Die auf den ersten Blick - OK - Endstufe wurde nun beliebig am linken Kanal angeschlossen. Sie wurde bestückt mit den mitgelieferten 2SB681 und 2SD551 Transitoren. Das sind zwar nicht die richtigen, aber der einzige Satz, der noch funktionsfähig ist. Für Tests ist das in Ordnung auch wenn er hops gehen könnte. Lautstärkeregler auf Null, Eingänge offen lassen und Power ON. Oft beginnt eine Oszillation nicht sofort bei den kleineren Amplitude, sondern erst mit größeren - also ein kleines Signal anlegen und Lautstärke langsam aufdrehen und am Oszilloskop beobachten was passiert, wenn der Sinus anfängt leicht zu oszillieren - Gefahr! - Volume zurück - wenn das Scope dann doch plötzlich ganz "grün" wird ist es oft zu spät - die Transistoren können kaputt gegangen sein. Das Risiko einer sofortigen Oszillation besteht.

Leistungstransitoren im TO-3 Gehäuse.  Montiert mit Wärmeleitpaste und Glimmerscheiben zur elektrischen Isolation des Kollektors zum Kühlkörper. Bei der Montage der Isolierscheiben werden gern Fehler gemacht, daher mit dem Ohmmeter auf Hochohmigkeit prüfen. Die Wärmeleitpaste ist ein widerliches Zeugs an den Fingern, daß dann später auch überall am ganzen Tisch schmiert. Hier wurde einst reichlich spendiert. Nur soviel auftragen, daß die Oberflächenkratzer und Unebenheiten im Isoliermaterial, Gehäuse und Kühlkörper ausgefüllt werden. Die Paste soll keine zusätzliche aufbauende Schicht bilden, die den Wärmewiderstand verschlechtert, wirklich nur Lücken füllen. Auch die Schrauben am Anfang nicht voll anziehen, damit ein paar Tage später nach dem ersten Betrieb noch etwas nachgezogen werden kann. Es dauert immer etwas bis sich die Paste vollends setzt.

leichte Oszillation nach erstem Einschalten

Oszillation beginnt deutlich bei noch höherer Amplitude

bei Erwärmung verstärkt sich die Oszillation

Nach dem ersten Einschalten ist der Verstärker stabil, ab ca. 25 Volt beginnt er leicht zu oszillieren.. 2 kHz ohne Last am Ausgang.

Wird nun die Amplitude noch weiter erhöht (10V/DIV), beginnt die Oszillation sehr deutlich, vor allem in der negativen Halbwelle.

die Transitoren sind wärmer geworden, durch den permanent fließenden Ruhestom. Die Oszillation wächst, langsam wird es Zeit abzuschalten.

Die Ursachen für eine Oszillation sind vielfältig, wahrscheinlich ein Defekt im ersten Teil der Endstufe (lange Platine hinter den großen Elkos). Wobei die falschen Endstufentransistoren diese Oszillation mit begünstigen können.

Endstufe bestückt mit dem orginal 2SC2489 auf der NPN Seite

Nur noch die Oszillation auf der negativen Halbwelle im Leerlauf

Nun wurde ein Versuch gestartet, wie sich die letzten verbliebenen 2SC2489 Orginaltransistoren auf den Ausgang auswirken.

Mittlerweile mal das Oszilloskop getauscht eines mit Readout. Das Bild zeigt den Verstärker im Leerlauf mit PNP Ersatztransistor und dem orginalen NPN in der positiven Halbwelle.

Beim Anlegen einer 4 Ohm Last wird der Verstärker stabil. Nur merkwürdigerweise beginnt er bereits bei ca. -13 Volt zu clippen. Es müssen noch Defekte vorliegen.

 

Power Amp

Nun gilt es die lange Platine hinter den großen Elkos zu untersuchen.

Signalaufbereitung für die Endstufe

Digitalmultimeter mißt Widerstände auf zu hohen Widerstandswert

der müßte mal gereinigt werden

In der langen Leiterplatte direkt hinter den großen Elkos steckt sehr wahrscheinlich ein Fehler. Die beiden Kanäle sind symetrisch aufgebaut, recht kurze Leiterbahnen, kaum Drahtverhau. Die länglichen, schmalen, kleinen Transitoren sind Doppelfet's in der ersten Stufe (etwa in der Bildmitte rechts und links), in einem Gehäuse das ist  vorteilhaft z.B. wegen den Drifteigenschaften über Temperatur. Was eventuell kritisch geworden ist mit den Jahren, die veringerte Kapazität der Elektrolytkondensatoren. Auch die kleinen Potentiometer (oben) sind gern ein Problem, nur dran rumdrehen wenn nötig, da außerhalb der Stelle wo der Schleifer all die Jahre gestanden ist, die Oberfläche gern verschmutzt ist, da muß ein paar mal dreht werden um die Ablagerungen mit dem Schleifer zu entfernen.

den ersten Fehler schon gefunden, ein 180 Ohm Widerstand größer als der Meßbereich von 2 kOhm. Der ist kaputt. Die umliegenden Bauteile, insbesondere Halbleiter gilt es nun selbstverständlich auch zu prüfen. Runter mit der Leiterplatte, manchmal einfacher gesagt als getan. Zuerst ein paar Bilder machen, dient später als Hilfe um zu wissen welcher Draht wieder wo rangelötet werden muß, ohne mühsam den Schaltplan zu studieren. Wenn die Drähte weg sind, kommen noch die Plastikclips.

Der Verstärker ist mit den Jahren schmutzig geworden. In der Gegenwart sind Kondensatoren mit gleicher Kapazität bedeutend kleiner geworden und auch besser. Trotzdem sehe ich bei denen vorerst keinen Grund sie zu tauschen, sind fast immer noch ok, sind auch nicht so billig. Zudem geht auch hier etwas Orginalzustand verloren, obwohl mir das sonst eigentlich eher egal ist. Ein Messen der Kapazität wäre interessant, aber nur wenn sie sich vernüftig auslöten lassen. Wer keinen Kapazitätsmesser für hohe Kapazitäten hat, kann dies auch so beurteilen: Verstärker z.B. mit 4 Ohm belasten (ausreichend starker Lautsprecher geht natürlich auch), mal richtig aufdrehen. Als Signalquelle ein Sinussignal und die enstehende Ripplespannung am Kondensator mit dem Oszilloskop beobachten. Bei einem schlechten Elko mit fallender Kapazität jedenfalls wird ein hoher Ripple zu sehen sein.

 

Der Dreck muß runter von der Leiterplatte

sinnvoll die Leiterplatte trocken zu föhnen

gereinigte Leiterplatte des Endverstärkers

Nur keine Hemmungen, der Dreck muß einfach runter von der Leiterplatte. Eine milde Seifenlösung macht der Leiterplatte und der Elektronik überhaupt nichts. Ein Reiniger ist auch vorteilhaft, da er rückstandsfrei und gut abtrocknet, wie das Geschirr auch. Selbstverständlich geht auch Spiritus, ist aber schon stärker in der Wirkung, gibt gern leicht matte Rückstände auf der Leiterplatte und ist die Empfehlung für den zweiten Waschgang. Der Leiterplattenreiniger mit Plastikpinsel im Sprühkopf integriert, liefert gute Reinigungsergebnisse. Für eine stark verdreckte Platine braucht man aber viel davon. Bestens geeignet ist LR auch für Lötrückstände aller Art. Es gibt zig Möglichkeiten eine Leiterplatte zu reinigen. Kann schon sein, daß Wasser irgendwo in ein Bauteil reinläuft, wo es im Neuzustand nicht reinlaufen würde, es ist ein gewisses Risiko. Ein gewöhnliches Bauteil, daß wegen des Waschens nun beschleunigt kaputt gehen würde, soll's doch ruhig gleich kaputt gehen, ich schmeiß es raus, lieber bei mir als im nächsten Jahr bei Dir im Wohnzimmer.

Nach dem Waschen ist die Leiterplatte trocken zu föhnen, aber nicht mit den 2000 Watt, sondern so, daß man die Leiterplatte dabei immer noch bequem mit der Hand festhalten kann. Also nicht zu heiß einstellen. Eine Druckluftpistole trocknet auch gut. Nur an der Luft trocknen lassen geht auch, die Wassernester, die man nicht sieht bleiben aber sehr lange erhalten, sind beim Einschalten nicht so toll. Ein Heizkörper tut gute Dienste. Wassernester bilden sich z.B. in den Gehäusen der kleinen Potentiometer, diese müssen auf jeden Fall ausgetrocknet sein vor dem Einschalten. Einen gewissen Sachverstand erfordert die Reinigung schon. Eine saubere Leiterplatte ermöglicht auch eine optische Inspektion. Auch wenn sie funktioniert, es schadet nicht diese auch einmal unter einer Lupe richtig zu betrachten. Feine Risse in den Leiterbahnen sind nie auszuschließen, und mechanisch beschädigte Bauteile besser erkennbar. Die Lötstelle kann man so auch besser beobachten oder nachlöten.

Die Leiterplatte sieht nun wieder sauber aus. Die restlichen defekten Bauteile auf dieser Leiterplatte, Transitor NPN 2SC2633 und zwei dazugehörige Widerstände R48, 50 mit je 180 Ohm. Im anderen Kanal war Transitor 2SC2633 defekt,  aber die Widerstände ok. Warum auch immer die Endstufentransitoren kaputt gegangen sind, sehr wahrscheinlich hat ein Defekt den anderen bewirkt. Durch den einen intern kurzgeschlossenen Transistor liegt beispielsweise eine zu hohe Spannung an dem Widerstand, die hohe Leistung macht ihm den Garaus und er geht mit defekt. Es ist nicht immer vorhersehbar ob ein Transistor im Defektfall kurzschließt oder hochohmig wird, hängt von der Fehlersituation ab, aber auch vom inneren Aufbau, was gibt z.B. zuerst nach: die Bonddrähte (wird hochohmig) oder das Silizium (kann schmelzen, niederohmig).

Die Bilder mit dem vielen Wasser, Seife und dem Waschbecken haben seit der Veröffentlichung teils negative Meinungen verursacht, das war so nie gedacht, es war lediglich eine Erzählung wie ich es gemacht habe.  

Manche glauben nicht, dass man sehr schmutzige Elektronik bei Bedachtheit auch nass reinigen kann. Ich wurde deswegen schon mehrfach öffentlich für wörtlich "verrückt" erklärt Elektronik mit Wasser zu reinigen. Gerade deswegen bleiben die Bilder drin und diese Anmerkungen kommen ergänzend hinzu:

Warum soll nun Wasser gefährlicher sein als teils scharfe Reinigungsmittel, für die man sich teilweise sogar Handschuhe anziehen sollte?

In manchen industriellen Bereichen werden bestückte Leiterplatten nach Rparaturen auf Kundenwunsch sogar "GEBADET" über einen längeren Zeitraum in Alkohol, damit wirklich alle Schmutzreste und Lötflußmittel Reste restlos entfernt sind. Teilweise wird dies nach Reparaturarbeiten sogar gefordert. Reinigen mit Alkohol entspricht anerkannten Richtlinien. Selbst Hinweise auf das Reinigen mit milden Wasserlösungen und dem Nachspülen mit klarem Wasser, dies kann man sogar in manchen Instruction Manuals der Geräte Hersteller nachlesen.

Wenn ich Alkohol, Industriereiniger oder sogar "audiophilen Spezialreiniger" genommen hätte, würde keiner dieser Leute danach krähen, "Alkohol oder Spezialreiniger" hört sich ja auch irgendwie "industrieller, professioneller und beruhigender" an.

Der schärfere Alkohol reinigt besser und wirksamer und er verdunstet hinterher deutlich schneller, das sind seine unverkannten Hauptvorteile. Zeit ist ein Faktor im industriellen Bereich, deswegen kommt dort kaum einer auf die Idee Wasser zuverwenden, wegen der ganz klar erhöhten Trockenzeit und das Risiko der Leitfähigkeit bei nicht restlos entferntem Wasser. Ich habe auch nirgends geschrieben, daß man Wasser in einen offenen Trafoaufbau reinlaufen lassen sollte wo man es hinterher nur schwer wieder rauskriegt, oder? Da würde ich selbst mit Alkohol nicht gerne waschen. Ein wenig denken muss man schon was man tut, dieses digitale Denken "Spezialreiniger passiert nichts" "Wasser ist der Teufel" ist sowieso falsch, es gibt immer Zwischenzustände.

Oxidation durch das Wasser ist bei einer derat geringen Einwirkzeit wohl eher als bescheiden anzusehen, selbst auf Kontakten. Zumal solche hinterher mit Kontaktpflegespray behandelt werden.

Warum nehme ich keinen Spiritus zum Baden oder Waschens des Verstärkers sondern Wasser? Ja schaut mal (richtet sich an die Kritiker) soll ich jetzt im Ernst wegen Euch eine Wanne mit zwanzig Liter Spiritus füllen nur um den ganzen Verstärker darin zu baden oder gleich den hochreinen Alkohol ohne Vergällungsmittel, welches gern weißliche Flecken hinterläßt? Ich kann daher nur die Empfehlung geben, lasst Eure alten Kisten nach einer Reparatur lieber versifft und dreckig oder kauft für fünfhundert Euro 1 Liter audiophilen Spezialreiniger, zusammengemischt von einem Instrumentenbauer, Tontechniker, Fach-Ingenieur oder einem Berufsmusiker. Ist es das was Kritiker hören wollen? (Die Auflistung dieser Berufe ist keineswegs abwertend gemeint, es ist nur ein Wortspiel).

Es soll jeder das tun was er für richtig hält und respektieren, daß jegliche Methode ihre Vor- und Nachteile hat. Ich jedenfalls habe noch keinen für "verrückt" erklärt nur weil er entweder mit Wasser, Alkohol, Spezialreiniger, Wattestäbchen oder überhaupt nichts reinigt.

Wenn dieser Verstärker nicht hätte repariert werden müssen, hätte ich ihn sowieso nicht gereinigt, ein funktionierendes Hifi Gerät im Innern zu putzen nur so zum Spaß - nein danke, mach ich auch nicht - dazu gibt es keinen zwingenden Grund.

Bei einer Instandsetzung hingegen, wenn das Gerät sowieso schon zerlegt ist putze ich lieber erst mal und zwar aus diesen Gründen:
  • im sauberen Zustand erkennt man manche Fehler (manche im verschmutzen besser)
  • die Finger bleiben sauberer
  • die Farben der Drähte sind wieder besser zu erkennen zur Signalverfolgung
  • Lötarbeiten an sauberen Leiterplatten gehen einfacher
  • hochohmige Schaltungen arbeiten besser im sauberen Zustand (sind jedoch keine drin)
  • sieht schöner aus

Es ist einfach traurig wenn man die einfachsten Dinge ausgiebig und breitgetreten in jedem Detail erklären muss, da es sonst anscheinend von manchen mißverstanden wird.

gewaschener_Kenwood_KA-907

gereinigter Verstärker

Wenn schon denn schon, wird alles sauber gemacht. Siehst Du wie das Kupfer wieder schön glänzt? Die inneren Leiterplatten sind bereits alle unten, da lohnt es sich die Grundplatte zu putzen. Drauf mit dem Wasser, Seifenlösung und der Bürste. Vorher aber gründlich überlegen wo nur wenig Wasser drauf soll. Z.B. bitte nicht die Trafos und Relais. Natürlich so wenig wie möglich in die Potis oder den Lautstärkeregler, der vordere Teil (Potis und Schalter) und hintere Teil (Vorverstärker) läßt sich hier gut abdecken.

Die Sicherungen glänzen sogar wieder ein wenig. Auf der großen Platine ist nur grobes Holz an Bauteilen drauf, denen das Wasser nichts macht. Das vollständige Zerlegen und reinigen der großen Platte, wäre so viel Arbeit, die sich kaum rechnet, die ganzen zehntausend Drähte und Kabel ab und wieder anzulöten - nein danke - das geht hier auch mal anders.

der alte Hifi Verstärker dient als Teilespender

Verstärker an Nennlast von 4 Ohm

Teilespender für die defekten Transitoren

Zunächst keine weiteren defekten Bauteile mehr gefunden, der Zeitpunkt zum Zusammenbau kribbelt in den Fingern.

Siehe da, eine der beiden Endstufe mit den Ersatztansistoren läuft an beiden Kanälen der langen Platine. Das Foto zeigt die Ausgangsspannung an einer 4 Ohm Last. Ich habe hier mal aufgedreht auf 36 Volt Amplitude bei einer Frequenz von 2600 Hertz. Es geht noch ein klein wenig mehr Amplitude, danach beginnt der Verstärker jedoch mit Clipping. Diese 36 Volt an 4 Ohm bringt er am Scope mit den nicht orginalen Transitoren. Der Kühlkörper wird dabei sehr warm, für Dauerbetrieb mit solch einer sinusförmigen Belastung nicht zu empfehlen.

Spitzenleistung sind das:

  • 36 Volt * 36 Volt / 4 Ohm = 324 Watt (während der Spitze des Sinus)

  • (36 Volt/1.414) * (36 Volt/1.414) / 4 Ohm = 162 Watt effektive Leistung (RMS)

RMS Watts damit ist die Leistung in Wärme gemeint, die eine dem Sinus gleichwertige Gleichspannung im Widerstand in Wärme umsetzen würde. In anderen Worten: die gezeigte Sinusspannung mit der Amplitude von 36 Volt würde den Lastwiderstand auf eine bestimmte Temperatur aufheizen. Eine Gleichspannung von 36 Volt/1.414 = 24,445 Volt würde den Lastwiderstand genau auf die gleiche Temperatur aufheizen wie die Sinusspannung.

 

Lautsprecheranschlüsse

die orginalen Lautsprecherklemmen sollen ersetzt werden

der schwarze Buchsenträger wird ersetzt

Plan für das Holzbrettchen

Es war ein Wunsch die orginalen Lautsprecherkabel Anschlußklemmen gegen Bananenbuchsen zu ersetzen.

Der schwarze Buchsenträger muß ausgelötet werden, die Bananenbuchsen sind einfach nicht darauf montierbar.

Als Träger soll nun ein kleines hübsches Holzbrettchen dienen, daß dann von hinten auf die Rückwand geschraubt wird. So schreibt sich "Fase" richtig.

Über die Maßnahme mit dem Brettchen kann man sich streiten. Rein elektrisch (ohmscher Widerstand) bringt es nichts, vielleicht das hier: ein vergoldeter Bananenstecker und vergoldete Buchse oxidieren über Jahre hinweg nicht, der Kontaktwiderstand bleibt konstant, solange die Federkraft erhalten bleibt (vernickelt geht natürlich auch). Manche Schraubklemmen lockern sich mit der Zeit ein wenig, kontrollieren ist da gelegentlich nicht verkehrt. Vorteilhaft ist die Bananenstecker Lösung auch, da ein Kurzschluß eigentlich nur schwer hinzubekommen ist. Wenn man bedenkt, daß bei beiden Verstärkern die Endstufentransistoren kaputt gegangen sind, so ist die Kurzschlußgefahr gar nicht mal so auf die leichte Schulter zu nehmen. Wie schnell passiert es, daß ein paar Kupferadern nicht richtig untergeklemmt werden und sich Plus und Minus berühren? Besonders dann wenn man es eilig hat, das Licht schlecht ist usw. Ja, das ist ein Vorteil der Bananenbuchsen, Schluß mit dem Gefummel, verschiedene Lautsprecher und Verstärker ruck zuck austauschbar. Nett aussehen wird es bestimmt auch.

Nussbaumbrett als Träger für die Bananenbuchsen.

Bananenbuchsen zusammen mit dem Brettchen Nussbaumbrett von der Rückseite

www.ampslab.com

Ein Brettchen aus massivem Nußbaum Kernholz tut gute Dienste. Zeigt den unbehandelten Zustand.

Eingebaut sieht die Kombination Brett und Buchsen nett aus. Das Holz wurde zum Schutz mit einem Hartöl eingerieben, als Holzschutz und gleichzeitig ein wenig mehr Farbe und Glanz.

Die einzige Quelle, die ich fand, die gleichzeitig den PNP und NPN Typen am Lager hatte. 

neue Elektrolytkondensatoren Leiterplatte für die Lautsprecheranschlüsse gereinigte Leiterplatte für die Lautsprecheranschlüsse

Inzwischen sind auch die neuen Kondensatoren angekommen und warten auf den Einbau.  Verwendet werden keine "Billigst" aber auch keine "Teuerst" Kondensatoren. Man kann endlose Diskussionen darüber führen was das Beste ist. Das Beste gibt es nie, jede Lösung hat Vor und Nachteile.

Der Ausbau der Lautsprecheranschlüsse erfordert Wärme und Geduld. Hier hat ein Heißluftföhn mit schmaler Luftdüse gute Dienste geleistet. Bei einem Anschluß hat sich leicht das Kupfer aufgewellt, verzeih's mir.

Die mit Spiritus gereinigte Leiterplatte wieder eingebaut. Drähte sind typisch für Großserien kurz gehalten, um Kosten zu senken, sowie um elektrisch kurz zu bleiben. Beim Reparieren gelegentlich nervend.

Lautsprecherleiterplatte eingebaut Ansicht von oben Nußbaumbrett im eingebauten Zustand

Das war eine Idee die Platte mit den Buchsen zu verbinden - hat nicht funktioniert. Dünnere besser biegsame Drähte wurden verwendet, oben mit flexiblen isolierten Leitungen, damit genügend Abstand zu den störenden Widerständen eingehalten werden kann. Die Anschlüsse der orginalen Plastik Lautsprecherbuchsen, sitzen nicht mittig wie die Bohrungen.

Die Leiterplatte im eingebauten Zustand. Hier geht es eng zu. Die Gefahr, daß sich irgendwo blanke Buchsen und z.B. die Drähte der Widerstände berühren ist gegeben, d.h. die Platte präzise einbauen und auf genügend Isolation achten und vor allem danach überall gut kontrollieren.

Eingebaut sieht das kleine Nußbaumbrettchen gut aus und passt zum Schwarz des Gehäuse. Die Imbusschrauben lassen sich einfach festziehen. Die Größe passt genau, so daß das Plus und Minus Symbol noch sichtbar bleibt.

Der Einbau des Brettchens erfordert schon etwas Geschick, Geduld und Zeit, aber jetzt ist es drin. Vielleicht wäre der Einbau für Dich handwerklich auch kein Problem, aber jemand der elektrotechnisch wenig erfahren ist, kann hier schnell einen Bock schießen, ein kleiner neugeschaffener übersehener Kurzschluß kann die Endstufe beschädigen. Also entweder Finger weg oder nachher wirklich ganz genau nachsehen.

 

Endstufen

Endstufe A verdreckte Lötseite Endstufe Kanal B verdreckte Endstufe

Nun geht es an die Leiterplattenseite der Endstufen. Zuerst eine Reinigung mit Spiritus und Pinsel. Da sind noch Flußmittelreste drauf und eine werksseitige Schutzschicht, die mittlerweile ordentlich mit Staub verschmutzt ist.

Die Endstufe vom anderen Kanal ist genauso verdreckt, an ihr wurde aber schon mal repariert, deutlich zu sehen an den nicht gereinigten Lötstellen, voll mit Flußmittelresten. Elektrisch macht das bei einer niederohmigen Endstufe nicht viel aus, ist aber unschön.

die Bauteilseite der rechten Endstufe ist auch noch verschmutzt, der Staub muß weg. Krumm und bucklig eingebaute Widerstände.

Wärmeleitpaste auf den Endstufenkühlkörper gereinigte Endstufe von KA907 alter und neuer Elektrolykondensator im direkten Größenvergleich

Auch dieser alte Siff, die überschüssige mittlerweile verdreckte Wärmeleitpaste muß jetzt runter. Immer die Hände verschmiert egal wo man hinlangt. Mit einem Lappen kräftig wegwischen. Die Glimmerscheiben werden natürlich auch geputzt und bei der Gelegenheit auf Schäden kontrolliert. Aber Vorsicht die Scheiben brechen leicht, nicht biegen.

Nach der Spiritus Reinigung und dem Trocknen mit dem Heißluftföhn sieht die Leiterplatte wieder richtig sauber aus. Sogar die Emitterwiderstände glänzen wieder wie Zahnweiß aus der Werbung. So macht es Spaß daran zu arbeiten. Das ist die linke Endstufe, die bereits scheinbar lief, sie wurde mit A und C markiert (Hilfe Plazierung der Transistoren)

Beginnen wir mit dem Tauschen der Elektrolytkondensatoren. Hier der ausgelötete 47µF/10V. Ersetzt durch 47µF/25V.  Der Fortschritt der letzten Jahrzehnte macht sich auch in der Größe bemerkbar, ein vergleichbarer aus alten Tagen wäre größer.

Bei der Montage der Endstufentransistoren unbedingt darauf achten, daß kein Kurzschluß zwischen Transistorgehäuse (Kollektor) und dem Kühlkörper entsteht. Nach jedem Tausch eines Endstufentransistors muß dies mit einem Ohmmeter oder Durchgangsprüfer unbedingt überprüft werden. Ein Ohmmeter kann aber durch parallelgeschaltete Kondensatoren schwankende Werte anzeigen, z.B. ein paar hundert Ohm, das ist normal. Aber auf keinenfalls nur wenige Ohm - dann Verstärker in Gefahr ! Auch sicherstellen, daß die Meßspitze blanken guten Kontakt zum eloxierten Kühlkörper hat, Meßgerät zuvor prüfen.

ein Elko wurde gegen den gelben Folienkondensator getauscht

Getauscht wurde auch der Elko 1µF/50V. Bei dieser Kapazität bietet es sich an gleich einen vorteilhafteren Folienkondensator zu verwenden (der gelbe ist der neue 1µF/63V).

defekter Widerstand R4

Oha, was ist den das? Defekter Widerstand mit 62 Ohm in der Endstufe rechts. Der ist mir schon im verdreckten Zustand aufgefallen, die Oberfläche war zwar noch ganz, nur war er an einer Stelle leicht bräunlich, das ist oft ein Indiz für zu viel Wärme. Durch das Reinigen und das Drücken mit dem Pinsel kam die Wahrheit ans Licht. Es zeigt wie schwach der Trägerkörper bereits gewesen ist, das leichte Berühren mit dem Pinsel ließ in brechen. Einem OK Widerstand macht das gar nichts. Der kaputte Widerstand  hatte möglicherweise noch etwas von seinen Sollwert, so daß die Schaltung noch funktionierte, er wäre aber ein eindeutiger Kandidant für einen Ausfall in der nächsten Zeit. "Ein gewöhnliches Bauteil, daß wegen des Waschens nun beschleunigt kaputt gehen würde, soll's doch ruhig gleich kaputt gehen, ich schmeiß es raus, lieber bei mir als im nächsten Jahr bei Dir im Wohnzimmer". Solch eine Bestätigung kommt wie gerufen.

dieser R4 wurde auch schon mal ersetzt

Werfen wir doch mal einen Blick auf die Endstufe links. Der dort eingelötete Widerstand mit 62 Ohm ist kein Orginalwiderstand, der hat eine andere Bauform. Der Ersatz ist ein Standard 0,7 Watt Metallschichtwiderstand. Aha, das ist auch die Endstufe an der schon mal repariert wurde.  Genau dieser R war auch schon mal kaputt. Es ist reine Spekulation warum: R ist im Fehlerfall überlastet und wird dabei mit in den Tod gezogen. Ein Blick in die Schaltung kann das klären.

Wie wird der Widerstand ersetzt? Im Idealfall mit einem größeren 62 Ohm Metallschicht/Metalloxid Widerstand, z.B. ein 1-2 Watt Widerstand. Ich hab aber z.Z. leider keinen größeren Metallschicht mit 62 Ohm zur Verfügung. Man kann sich aber auch einen etwas belastbaren 62 Ohm selber bauen. Beispielsweise aus vier Stück 0,7 Watt Standard Metallschicht, verschaltet so wie im Bild, hat genügend maximale Verlustleistung und ist elektrisch und mechanisch für diese Anwendung so in Ordnung.

Am Kennlinienschreiber Tektronix 575 Curve Tracer

die ankommenden Transistoren werden am Kennlinienschreiber getestet, ob sie funktionieren und auch den Transport überstanden haben.

mit solch einem älteren schönen Röhrengerät, lassen sich die Kennlinien von Transitoren darstellen. Hier ist ein NPN Transistor angeschlossen. Die Transistoren sind alle in Ordnung.

beide Widerstände R4 wurden ersetzt defekte Diode D2 in einer Endstufe

An beiden Endstufen sind die 62 Ohm Widerstände ausgetauscht. An der Endstufe links ist sogar noch deutlich unter dem R auf der Platine ein brauner Fleck zu sehen, das hat als Ursache Wärme. Das ist die Leiterplatte mit dem kleinen 62 Ohm, der bereits schon bei einer früheren Reparatur einst getauscht worden ist.

So langsam wurde es spannend in der Endstufe links. Ein Blick in den Schaltplan zeigt, daß R und D in Reihe liegen, eine Untersuchung der Diode in der Endstufe links zeigt diese als defekt und in beiden Richtungen hochohmig, also kaputt. Am Meßgerätedisplay (oberer Bildrand) kann man "OPEN" erkennen, das war eine Prüfung in Durchflußrichtung, normalerweise sollten im ok Fall ca. 600 mV sein. Die Diode wurde ersetzt mit einer aus dem Teileträger.

Kandel in Wolken 1248 Meter hoch Windräder

Hier und heute wird weitergemacht

Nach Überlegung wurde der Defekt der linken Endstufenseite klarer. Möglich, daß ein NPN Endstufentransistor defekt ging durch einen hohen Strom (warum auch immer). Die Kollektor-Basis-Strecke schmilzt zu einem Kurzschluß und damit liegt R in Reihe mit der Diode plötzlich an +66 Volt, dabei fließt hoher Strom durch den PNP Treiber, das ganze fließt zum Teil auch weg in den Transistor auf der langen Power Amp Platte und kann dort das zerstörerische Werk fortzsetzen. Ob das alles auch wirklich so war, kann ich nicht mit Sicherheit sagen.

defekter Q2 Treibertransistor  Wärmeleitpaste hilft mit um Transistoren kühler zu halten

In der Endstufe rechts, ist der Treibertransistor kaputt. Seine Basis Emitter Strecke ist hochohmig. Wahrscheinlich ist auch die rechte Endstufe über den gleichen Mechanismus gestorben wie die linke Endstufe. Immer das gleiche kaputt: entweder R oder D, hier jetzt sogar noch der Treiber und auch der Transitor + 180 Ohm Widerstände auf der langen Platte.

Die Treibertransistoren waren bei diesem Verstärker alle ohne Wärmeleitpaste auf dem Kühlkörper montiert.  Etwas Wärmeleitpaste verbessert (laut Hersteller) den Wärmeübergang um bis zu 50%. Die Treibertransitoren wurden ausgelötet, geprüft und danach mit etwas Paste versehen.

gereinigte Endstufe mit Plastik 70 überzogen

Endstufen mit Plastik 70 überlackiert

Nach dem die Endstufen fertig und geprüft sind wurden sie mit Schutzlack eingesprüht. Der Schutzlack ist ein seit vielen Jahren in der Elektronik bewährter Schutzlack, er ist preiswert und einfach anzuwenden. Die Oberseiten wurde nicht lackiert.

Beide Endstufen im lackierten Zustand. Der Lack ist durchlötfähig, d.h. spätere Löt Reparaturen sind kein Problem. Am Markt gibt es viele Elektronik Lacke für die unterschiedlichsten Anwendungen.

 

Power Amp

die Lötseite des Power Amp im ungereinigten Zustand

Power Amplifier mit den ausgetauschten Elkos und alle bisher gewechselten Bauteile

Größenvergleich zwischen altem und neuem Elko

Nun geht es an die lange Leiterplatte Power Amp hinter den dicken Elkos. Der Lack an der Unterseite ist verschmutzt.. Sie wurde zuvor mit Seifenwasser gereinigt, das enfernt aber nur das Grobe und den Staub. Hier hilft ein lösendes Reinigungsmittel z.B. Spiritus.

Am Power Amplifier sind alle Elektrolytkondensatoren gegen Neuteile getauscht, dabei gab es auch ein paar Überraschungen. In der unteren  Hälfte liegt alles was an diesem Verstärker bereits getauscht worden ist. Die Teile mit den weißen Kreuzchen sind alle defekt.  In dieser Leiterplatte  waren zwei Elkos je 1µF/100V defekt, es sind die beiden kleinen Elkos unten rechts.

Hier noch ein Beispiel wie die Elektrolytkondensatoren kleiner geworden sind. Sie wurden nicht nur kleiner, sondern elektrisch betrachtet auch besser. Im Beispiel verbesserte sich der Verlustfaktor von 0.065 auf 0.018 und der Ersatzserienwiderstand ESR reduzierte sich von 88 milli Ohm auf 25 mill ohm (@120 Hz gemessen mit einem 4282A).

Es waren fast alle Elektrolytkondensatoren im Power Amp in Ordnung. Die orginalen Kondensatoren zeigten nach all den Jahren keinen merklichen Kapazitätsverlust, Verlustfaktor und ESR in Ordnung. Leckströme kaum meßbar. Trotzdem lohnte sich das Tauschen gegen neue Kondensatoren, die neuen Serien sind in ihren elektrischen Werten verbessert. Der Temperaturbereich beträgt bei der neuen Serie 105°C bei der alten 85°C. Die Neuen haben etwa 1000 Stunden spezifizierte Lebensdauer bei 105°C und darf danach einen Kapazitätsverlust von der Größenordnung etwa -30% zeigen (man beachte, die Hersteller spezifieren die Lebensdauer oft unterschiedlich). Nur 1000 Stunden bei 105°C ? - das ist nicht so wenig, weil die Alterung gehorcht einer exponentiellen Funktion vs. Temperatur, d.h. bei 25°C liegt die Lebensdauer dann vielleicht bei geschätzt ca. ganz grob 40.000 Stunden.

Die Lebensdauer eines Elektrolytkondensators hängt hauptsächlich ab:

  • von der Qualität des Kondensators selbst

  • von der lokalen Umgebungstemperatur im Verstärker selbst.

  • welche Rippleströme der Kondensator tragen muß (eine Frage des Schaltungsdesign, Bauteiledimensionierung und der Applikation), je höher der Wechselstrom durch einen Kondensator, desto mehr innere Wärme ensteht in ihm selbst und heizt ihn mit auf, die erhöhte Temperatur wiederum begünstigt den stetig anhaltenden Vorgangs des Verlustes an Elektrolyt, damit sinkt die Kapazität. Ein Low ESR Elko wie die hier neu verbauten hat einen niedrigeren inneren ohmschen Widerstand, nach p=i*i*ESR ensteht in ihm weniger innere Wärme. Gerade für Anwendungen in Schaltungen, bei denen er hohe Wechselströme tragen muß ist ein Low ESR ideal. Für viele Anwendungen mit niedrigem Wechselstrom ist ein Low ESR nicht erforderlich und ein Standard Typ in harmloser Umgebung  kann dabei sehr alt werden. Alle Typen ob Standard, Low ESR, 85°C, 105°C, oder 125°C haben alle ihre jeweiligen Vor- und Nachteile.

Das Wechseln der Kondensatoren war sinnvoll, besonders bei den beiden die total defekt gewesen sind. Warum sind diese kaputt gegangen?, ich weiß es nicht.

 

Power Amp

Nun geht es an die große Leiterplatte mit den dicken Elkos. Die große Leiterplatte selbst aus dem Gehäuse zu entfernen habe ich mir gespart, das ist viel Kabellöterei und Geschraube, das Zerlegen ist hier nicht so komfortabel wie das bisherige. Die Reinigung auf der Unterseite mit Spiritus kann auch im eingebauten Zustand erledigt werden, genauso geschah es auch mit dem Tauschen der Kondensatoren.

Elektrolytkondensator einer alten und einer neuen Serie Lötseite des Power Amp (B) Kenwood Verstärker vor dem ersten Test

Ich kann's nicht lassen ständig zu zeigen, was auf dem Gebiet der Elkos von allen Herstellern geleistet worden ist um die Baugröße zu reduzieren, in diesem Fall sogar mit höherer Spannungsfestigkeit (mehr Spannungsfestigkeit benötigt mehr Volumen, verglichen mit derselben) dazu noch verbessertem Verlustfaktor und ESR vs. Frequenz.

Auch die Power Amp Leiterplatte ist zum Abschluß mit Schutzlack überlackiert worden.

Nun ist mal wieder ein Zusammenbau und ein erster Zwischentest von Nöten. Alles Zusammengesetzt und Eingeschaltet - siehe da der Amp läuft nun auf beiden Kanälen, aber noch nicht richtig getestet, das kommt später.

der Vorverstärker mit entfernter Gehäuseabdeckung Vorverstärker Elkos im Vorverstärker

Der Phonoverstärker befindet sich im hinteren Teil recht durchdacht geschirmt zwischen zwei Blechen versteckt. Die Leiterplatte trägt auch die Aux, Tape, Tuner Eingänge, Moving Coil und MM Eingänge. Die ganze Platte besteht aus vielen Einzeltransistoren und  diskreten Bauteilen.

Eine Reinigung des Phonverstärkers ist auch angesagt.

Neue Kondensatoren für den Plattenspieler Verstärker.

907 Impression

 

Phono Verstärker

bipolarer Koppelkondensator Phonoverstärker die gelben sind die neuen

Plattenspielerverstärker enthält bipolare Koppelelkos im Signalweg, diese werden durch Folienkondensatoren ersetzt.

Elektrolytkondensatoren am Phonoverstärker getauscht. Die oberere linke linke Ecke ist der Moving Coil Sektor, die empfindlichsten Signale im Verstärker.

dickes Folienkondensator Paket mit Sekundenkleber aneinander geklebt.

die getauschten Elkos aus dem Vorverstärker Reinigen mit Spiritus Plattenspielerverstärker mit Plastik 70 überlackiert

die getauschten Elkos aus dem Phono Verstärker.

die Rückseite wird mit Spiritus gereinigt.

fertige Leiterplatte mit Schutzlack lackiert.

Kabelchaos Netzspannung mit 230 Volt

Überall Kabel und Leitungen wohin man schaut, sämtliche Potentiale von klein bis hoch.

das Gerät hat keinen Schutzleiteranschluß, die Netzspannung verläuft durch das Gerät von hinten nach vorne. Falls einer dieser Drähte abkracht würde und das Gehäuse berühren sollte, liegt Spannung am Gehäuse, gut kontrollieren.

 

Tone Control und erste Verstärker Stufe

 

Vordere Seite nach abegonommener Frontplatte

An die Vorderseite. Alufrontplatte runter, (erstaunlich einfach ging das) den vorderen Deckel abklappen. Rechts die Umschalter, links der eigentliche Vorverstärker für alle Signale, die Bass & Treble Regler, Subsonic Schalter usw.

die Tone Control Regler Bass und Höhenregler

ohne jetzt irgend jemandem zu Nahe treten zu wollen, die Art und Weise wie das hier konstruktiv befestigt ist schon ein wenig ein Gefummel. Zum Glück muß das hier nur selten geöffnet werden.

die beiden Leiterplatten und das Gehäuse sind durch kurze Drähte miteinander verbunden. Die hintere Leiterplatte hat einige Drahtbrücken. Guter Kontrast: rechts das edle Poti, links viele Drähte.

Leiterplatte mit den Bass und Höhenreglern. Zu sehen sind die kleinen gelben Folienkondensatoren statt der Elkos.  Die beiden dicken bipolaren 47µF Elkos wurden nicht ersetzt, sie bleiben drin, sie sind noch ok. 47µF durch Folie zu ersetzen ist mir jetzt doch etwas zu heftig in der Dimension.

Filterleiterplatte Lötseite der DC ON OFF Subsonic High Filter Leiterplatte Rückseite der Leiterplatte mit Bass und Höhen Regler

fertige Leiterplatte mit dem DC ON-OFF Schalter, Subsonic und High Filter. Man beachte auch unten rechts im Bereich der Transistoren die braune Verfärbung der Leiterplatte durch Wärme.

nach dem Reinigen und Lackieren sieht auch die Rückseite der DC-ON-OFF Leiterplatte wieder richtig neu aus.

die Rückseite der Tone Control Leiterplatte mit dem Bass und Höhen Regler nach dem Reinigen und Lackieren.
Elkos aus beiden Leiterplatten die Widerstände und Transistoren heizen ganz schön kräftig ein Netz und Signal im Einklang

ausgetauschte Elkos, sie waren alle elektrisch noch in sehr gutem Zustand. Die kleinen schwarzen links sind die bipolaren Elektrolytkondensatoren.

Widerstände heizten der Leiterplatte ein. Ein Wärmenest in der linken oberen Ecke. Dahinter das nächste Öfelchen, Transistoren und Widerstände der anderen Platte.

230 Volt Netzschalter und Versorgungs und Signalleitungen.

Nun waren alle Bauteile soweit getauscht, und es stand die Freude bevor den Verstärker auszutesten. Gesagt getan - was ging? Nichts. In solchen Momenten wächst der Ärger doch gewaltig, Stunden des Lebens verbracht in voller Hoffnung und es geht nicht. Daraufhin getestet was es sein könnte, dann endlich gefunden. Der DC-ON-OFF Schalter hat einen üblen Wackelkontakt auch noch gleich auf beiden Kanälen, völlig undefinierbar. Daraufhin den Schalter getauscht gegen den funktionierenden aus dem Teileträger. Das auslöten erfordert etwas Geduld, ist aber einfach.

DC on off Schalter

genau in der Bildmitte ist der DC On Off Schalter mit dem mechanischen Defekt. Bei dem ersten Test ist das nicht aufgefallen, kann auch sein, daß das vorherige auf und zusammenschrauben den Effekt begünstigt hat. Rechts das Ersatzteil. Den Verstärker wieder zusammengeschraubt, funktioniert. Ja nach dem Tausch von fast 100 Kondensatoren hat man schon etwas ein mulmiges Gefühl ob gleich alles geht. Es ist immer die Frage im Kopf, hab ich alle auch richtig gepolt eingebaut, ist irgendwo einer der Drähte abgekracht usw.

Kontaktspray 60 und Sprühwäsche WL Leiterplatten Anschlußkabel verlängert

die Kontakte wurden zuerst mit Kontaktspray gut besprüht, danach mit einer Sprühwäsche von den abgelösten Oxidschichten gereinigt. Beim  Benutzen des Kontaktspray versuchen dieses nur dahin zu sprühen wo wirklich Kontakte sind, damit nicht zuviel umliegender Schmutz und Oxidschichten mitgelöst wird, der nur wieder entfernt werden muß falls er an die Kontakte gelangt.

die Anschlußleitungen der Leiterplatten wurden etwas verlängert, daß ein einfaches Messen an den Leiterplatten möglich wurde.

 

Wieder alles zusammengebaut

Die Reparatur Arbeiten wurden in aller Ruhe ohne irgendwelche Hektik oder Zeitdruck erledigt. Dabei habe ich mir genügend Zeit genommen auch zu versuchen die wesentlichen Elemente dieses Verstärker Typen zu verstehen. Die Arbeiten wurden auf das wesentliche und einfach machbare beschränkt. Man hätte noch einiges mehr tun können um die Zuverlässigkeit zu steigern, sowie auch noch die Klangqualität zu erhöhen, würde aber enorm viel Mehraufwand bedeuten. Trotzdem sind bis jetzt etwa 50 bis 60 Stunden an Arbeit angefallen. Die Arbeiten können nur mit dem Hintergrund der Begeisterung und dem Gewinn an Erfahrung begründet werden, aus wirtschaftlicher Sicht darf man an solche Arbeiten erst gar nicht rangehen, besser erst gar nicht dran denken - stehen in keinem Verhältnis zum Gegenwert des Verstärkers.

Der Bericht soll auch ein wenig die Leute nachdenklich stimmen, die der Ansicht sind: "sich mal schnell ein defektes Gerät günstig zu kaufen oder zu ersteigern" und dann versuchen wollen es an einem Nachmittag repariert zu bekommen. Geht manchmal nicht so locker easy wie viele es sich vorstellen und Werkstätten damit zu beauftragen kann teuer werden, da auch diese viel Zeit investieren müssen, obwohl sie bereits eventuell Erfahrung mit diesem Typen mitbringen. Werkstätten stehen bei den hohen Stundensätzen in Deutschland, die sie verlangen müssen, unter hohem Druck das Gerät mit geringem Zeitaufwand zu reparieren. Für Schönheitsoperationen wie alle Elkos tauschen ist da keine Zeit, obwohl der Reparierende sicher sehr gern mehr Zeit mit dem Gerät verbringen würde.

Wohl dem der das alles selbst erledigen kann.

Der Bericht soll aber auch Besitzer dazu motivieren, zumindest mal darüber nachzudenken beim nächsten Defekt ähnliche Maßnahmen zu ergreifen. Elektrotechnische Kenntnisse sind eigentlich nur für die Reparatur an sich erforderlich, die restlichen Arbeiten sind nur Fragen des handwerklichen Geschicks.

Zum Abschluß noch ein paar ernstgemeinte Hinweise an Besitzer:

  • schließe bitte niemals die Endstufe am Ausgang kurz, auch nicht für einen kurzen Moment

  • pass auf beim Anschließen der Lautsprecher Kabel

  • verdrille sie gut, verlöte zuvor leicht die Enden

  • verwende keine zu dicken Kabel, die nicht in die Buchsen passen

  • ziehe die Klemmen am Gerät und am Lautsprecher gut an, kontrolliere regelmäßig die Festigkeit aller Anschlüsse an Verstärker und Lautsprecher

  • die Drähte dürfen sich nicht berühren, auch kein Kontakt zum Gehäuse

  • behandle das im Zimmer verlegte Kabel schonend

  • vor dem Anschluß der Lautsprecher (besonders fremde, die noch nie am Verstärker liefen) sollten immer mit einem Ohmmeter zwischen Plus und Minus am noch nicht angeschlossenen Kabel gemessen werden. Die Genauigkeit des Ohmmeters ist hier kaum von Bedeutung. Der abgelesene Meßwert sollte in der Größenordnung des Nennwerts der Lautsprecherimpedanz liegen, z.B.  4 oder 8 Ohm. Keinenfalls Lautsprecher anschließen, bei denen das Ohmmeter nur sehr geringe Werte anzeigt.

  • lese die Bedienungsanleitung

Viel Spaß beim Hören.

Messungen am Verstärker nach der Reparatur