Trenntrafo

Der Bericht beschäftigt sich mit einem einfachen Trenntrafo und Meßmethoden

Die Idee eines Trenntrafo ist einfach. Er soll bei Messungen für eine galvanische Trennung z.B. des Oszilloskopes vom AC Netz sorgen. Fast alle Oszilloskope haben für alle Kanäle eine gemeinsame Masse. Eine Schwierigkeit wenn Signale mit verschiedenen Bezugspunkten zu messen sind..

Bei vielen Geräten im Meßtechnikbereich ist die Schaltungsmasse des Gerätes niederohmig verbunden mit dem Schutzleiter des AC-Netzes. Dies hat Vorteile für die Sicherheit, bringt aber auch hinderliche Nachteile bei feinen Messaufgaben.

english

Hauptnachteile ohne Trenntrafo: 

gut bekannt die "50 Hz-Brummschleifen" enstanden durch eine galvanische Verkopplung über Masse und Schutzleiter verschiedener Geräte. Natürlich finden so auch hochfrequente Signale ihren Weg. Sie sind galvanisch verkoppelt und werden zusätzlich übertragen durch parasitäre Koppelkapazitäten der Netzteile. Diese Aussagen sind prinzipielle Grundlagen aus der Schulmedizin für Elektrotechnik. Oft beobachtet - viele Entwickler sind sich für eine konsequente Beachtung der einfachsten Grundlagen zu schade oder schlicht zu faul.

Immer die gleiche Frage, wo soll die Krokoklemme des Tastkopfs hin?

Ohne Trenntrafo ist es immer das gleiche Problem, meist ohne eindeutige Antwort. Wo ist beim Messen welche Masse anzuschließen? Soll die Krokoklemme des Tastkopfes angeschlossen werden oder ist es besser die Erdung des Scopes über einen anderen Weg durchzuführen? Fragen über Fragen, die besten Antworten liefert meistens das Probieren - nur bei jeder Konstellation ein anderes Ergebnis; buuh! das nervt abartig, ich will messen und nicht rumspielen.

Aber muß das so sein? 

Ich habe die Erfahrung gemacht - eindeutig nein!

Warum bin ich mir da so sicher?

Mein Erfahrungsweg war dieser: den schulisch gelernten Weg, schön brav alles in die gleiche Steckdosenleiste und immer an der gleichen Masse messen, sonst gibt's Kurzschluß, ist ja ok. Und wenn Du doch mal ein Signal messen mußt, das sich nicht gegen Masse bezieht, dann mach das gefälligst so: Kanal A vom Scope auf der High Side gegen Masse und mit dem Kanal B von der Low Side gegen Masse. Abschließend Kanal B invertieren und dann die beiden Kanäle addieren, schon hat man das Differenzsignal. Wenn's nur so einfach wäre, mit zunehmenden Frequenzen reicht die ohnehin schlechte Gleichtaktunterdrückung dieses Pseudo Differenz Verstärker nicht mehr aus, er zeigt Blödsinn an.

Ein Beispiel: insbesondere bei einem Digitalscope ist die Differenzbildung besonders interessant. Miss mal eine 100mV Wechselspannung aufgesetzt auf einem High Side Signal von 70 Volt low frequency (CommonMode). Geschätzt 95% aller Digitalscopes haben  8 Bit Vertikalauflösung, Nimm an, Deine Voltage per Division steht auf 10V/div, dann liegt der Wandleranschlag bei deutlich über 100 Volt, z.B. 110Volt. (Sogar noch weit mehr, damit die manuelle vertikale Strahlpositionierung gut funktioniert. Genaue Zahlen sind für diese Rechnung unwichtig).

Milchmädchenrechnung: 110Volt dividiert durch 2exp+8 (256). Ein Bit des AD-Wandlers: 110Volt/256 = 0,4296 Volt

Und jetzt würde ich mal gern sehen wie Du da noch den überlagerten Sinus darstellen willst? Sage bitte nicht: "da ist nichts drauf ausser einem blöden Rauschen. Ich bin mir da sicher, ich habe es mit einem neuen 25.000 Euro 5 Gigasample/Sekunde 500 MHz Scope gemessen". Und ich sage Dir,  Du hast soeben ein ganz tolles 25 kilo Euro Scope falsch angewandt - es ist nicht Deine Schuld, genügend Spezialisten haben es Dir in steuerfinanzierten Anstalten schließlich so lange eingeprägt, daß Du es bis heute glaubst - dafür weißt Du aber sicherlich heute noch wie mit asynchroner Logik ein Vorwärtszähler zu realisieren ist. Hoffentlich liest das mal ein Pädagoge oder besser ein Lehrplanverantwortlicher und nimmt die Schl**mütze runter. Ich will niemandem zu Nahe treten - nein- ich kann es nur nicht fassen, wie aus einer meßtechnischen Notlösung ein allgemeingültiger Standard gepredigt wurde.

Meßtechnische Notlösung: verwende die beschriebene Zweikanallösung, nur wenn das Meßsignal groß genug gegenüber dem Common Mode Signal ist. Wer weiß das schon vor der Messung genau? Die Methode ist nur ratsam wenn das Common Mode Signal nicht hochfrequent ist.

Chaotische lebensgefährliche Notlösung: Klebestreifen

Gute meßtechnische Lösung: nimm einfach einen schnellen aktiven Differenztastkopf mit hoher Gleichtaktunterdrückung von mehrenen hundert MHz. Genau das Ding von dem der Tektronix Vertreter zurecht immer so geschwärmt hat, Ein Entscheider aber nie ganz versteht für was man das bräuchte. 

Gute meßtechnische Lösung: kauf Dir ein gebrauchtes Tektronix 7000er Scope z.B. mit dem weit verbreiteten 7A26 Dual Channel Amp/ Zeitbasen dazu noch ein Differenzverstärker 7A13 plus 7A22, damit kannst Du schon viele Problem lösen. Oder einen gebrauchten P6046 FET Differenztastkopf für besondere Anwendungen. Die Diffenztastköpfe aus der aktuellen Serie von Tek sind natürlich weit überlegen, machen viel Laune z.B. damit in Schaltnetzteilen zu messen.

Zusätzliche meßtechnische Lösung für wenig Kosten: verwende Trenntransformatoren, als Eigenbau oder noch besser als Fertiggerät, günstig am Gebrauchtmarkt erhältlich. Auch an empfindlichen Signale läßt sich solch eine Kombination noch sinnvoll anschließen. Bei sehr empfindlichen Signalen verwende eine galvanische Trennung z.B Trenntrafo, besser noch Akkubetrieb + zusätzlich einen Differenzverstärker. Der einzige wesentliche übrigbleibende Kopplungsweg, ist die kapazitive Verkopplung des Messgeräts über die Umgebung zur messenden Schaltung zurück. Selbst dies läßt sich durch geschickte Positionierung der Anordnung Schaltung - Meßequipment optimieren. Wer es ständig mit empfindlichsten Signalen zu tun hat, kann mir bestimmt auch ein paar nützliche Tipps geben, ich würde mich freuen.

Wie messe ich?

Ganz einfach, ich habe es mir angewohnt an jedes Gerät grundsätzlich einen Trenntrafo vorzuschalten. Es wurde stellenweise sogar auf die Spitze getrieben, viele meiner Geräte sind mit Akkubetrieb nachgerüstet worden, die Low Frequency Spectrumanlyzer, manche Voltmeter und auch ein akkubetriebenes AC Power Supply z.B. für ein Scope.

Da mag übertrieben klingen, ist es manchmal auch - aber warum soll ich mir beim Messen immer wieder den Kopf zerbrechen, wo ich einen Trafo oder eine Batterie brauche und wo nicht?, ich tue es einfach. Ich verwende meine Zeit und Gedanken für das zu messenden Problem. Das wie? - uninteressant - solange es ein sicheres Ergebnis liefert. Mittlerweile haben sich ettliche Batterien und sieben Trenntransformatoren angesammelt. Die Methode mit vielen Trenntrafos benötigt dazu aber auch die enstprechende Anzahl von Oszilloskopen - selbst die sind gebraucht günstig zu erwerben, es müssen nicht immer 200 oder 500 MHz Bandbreite sein. Ein oder zwei Top Scopes sind empfehlenswert, die zusätzlichen je nach Finanzierung und Sammelleidenschaft. In aller Regel ist es mit dieser Methode möglich, beliebig viele galvanisch getrennte Meßkanäle zu schaffen. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt mit fünf bis sieben Scopes gleichzeitig an einer größeren Schaltung zu arbeiten. Auch der Aufwand mit Akkumulatoren ist nur eine Frage einer sinnvollen Organisation.

Mit diesen Arbeitsweisen machte ich in den letzten Jahren nur die allerbesten Erfahrungen. Eine Brummschleife, dubiose Effekte und Masseanbindungen kenne ich nur noch aus vergangenen Tagen oder vom Hörensagen anderer.

Ausblick

Aufbau eines aktiven Mini Low Frequency Differenztastkopfs aus modernen Instrumenten Verstärkern. Aufbau eines Trenntrafos, mit speziellen Überlegungen selbstgewickelt um minimalste kapazitive Kopplung zu erreichen.

ITrenntrafo.JPG (16948 Byte)

Trenntrafo_offen.JPG (18663 Byte)

Simpler einfacher Eigenbau Trenntrafo. Das Voltmeter war ein orginalverpacktes Neuteil aus dem Jahre 1954. Das Holz ist edelstes Birnbaumholz.

Zwei 250VA Ringkerntrafos, Netzfilter, Schmelzsicherungen und Überspannungsvaristoren. Thermoüberwachung gegen Überlast und Überhitzung.

Die beiden Transformatoren sind baugleich und gegeneinander geschaltet, d.h. Niedervolt Wicklung des Trafos A speist Niedervolt Wicklung von Trafo B, so daß am Ausgang wieder die Netzspannung anliegt. Die Transformatoren müssen für Schutzisolierung zugelassen sein und Überstromsicherungen vorhanden sein. Die Temperatur von Wicklung und Gehäuse muß überwacht werden. Es ist lebensgefährlich an Netzspannungen zu arbeiten, seien Sie bitte vorsichtig und lesen Sie dazu bitte unbedingt den Haftungsausschluß mit Hinweisen zu Gefahren an Ihrer Gesundheit. Informieren Sie sich über gesetzliche VDE Vorschriften und technische Richtlinien zum Betrieb eines solchen Gerätes.

Beispiel für einen professionellen Regel Trenntrafo Grundig RT5A

Trenntrafo Grundig RT 5A

Sehr zuverlässiger Grundig Regel-Trenn-Transformator RT 5A wird leider nicht mehr gebaut. Schutzisoliert, echter Stelltrafo mit 800 VA und niedrigem Innenwiderstand kleiner 3,3 Ohm. Stellbereich sekundär 0 - 250V.

Technische Berichte     www.amplifier.cd     Impressum und Haftungsausschluss