Elektrostatisches Voltmeter No. 448698 und andere Trüb Täubner Geräte

elektrostatisches Voltmeter

Ein schönes elektrostatisches Voltmeter aus der Schweiz von Trüb, Täuber & Co.AG. aus dem Jahr 1938.





Noch ein paar Bilder von weiteren Trüb Täuber Geräten:


















Christian aus Südbaden, ich danke Dir sehr für die Fotos von diesen Messgeräten aus vergangenen Zeiten.



Christian, ich erlaube mir ein paar Bemerkungen zu dem elektrostatischen Voltmeter. Wer Interesse daran hat zu verstehen wie solche Instrumente funktionieren, dem sei das Buch "Die Elektrizität" und ihre Anwendungen, von Prof. Dr. L. Graetz, München 1924 (22.Auflage), Verlag J. Engelhorns Nachf. Stuttgart nur sehr zu empfehlen. Über 830 Seiten mit 758 teils wunderbar gezeichneten Abbildungen, ein Buch beginnend von den wirklichen Grundlagen der Elektrotechnik, das historische "wieso, weshalb und warum" bis hin zu den damaligen Anwendungen dieser Zeit.

Die Kapitel: Reibungselektrizität, Kontaktelektrizität, elektrische Apparate und Messungen, Wärme- und Lichtwirkungen, Thermoelektrizität, chemische Wirkungen, magnetische Wirkungen, Elektrodynamik, Induktion, Wechsel- und Drehströme, Schwingungen, Elektrizität durch Gase, Röntgenstrahlen, Radioaktivität, Licht, Dynamomaschinen, Transformatoren, elektrisches Bogenlicht, Glühlicht, Elektrobahnen, Galvanoplastik, Telegraphie, drahtlose Telegraphie.

Ein Feuerwerk an Informationen für den Liebhaber klassischer Elektrotechnik und Apparate.

Mein Respekt gilt alter Technik, ohne die die Neue nicht existieren würde. Ich mag alte Bücher, wenigstens begegnen einem darin keine eingedeutschten Begriffe, keine unverständlichen Abkürzungen, dafür aber eine schön lesbare Sprache.


Christian hat noch einmal ein paar Bilder von weiteren Trüb Täubner Geräten zur Verfügung gestellt, vielen Dank dafür:

Hallo Ralf,

ich fand noch ein Voltmeter von Trüb & Täuber, das wohl ähnlichen Zwecken gedient hat wie das 419A von HP. Seine Empfindlichkeit ist aber um mindestens eine Zehnerpotenz geringer. Auf dem Holzkasten ist in gelber Farbe zusätzlich vermerkt:

"Spezlal-Instrument für die Kontrolle der neutralen Zone"

Es hat 4 Bereiche, die stehen auf dem vergrößerten Schildchen. Dann noch ein Wattmeter der gleichen Firma. Beide Geräte sind im gleichen Design gehalten. Eine große schwarze Glasplatte bedeckt sowohl die Skala als auch noch einen Teil des Instrumentes. Beim Wattmeter sind noch 3 Stöpsel für die Bereichsumschaltung vorhanden. Solche Stöpsel fanden in alten Widerstandsdekaden Verwendung. Mit den Stöpseln bekam man sehr guten Kontakt, sie ersetzten auf jeden Fall einen viel teureren Schalter.
Soviel für heute!

Viele Grüße!

Christian












Christian hat mir weitere Bilder von Trüb und Teubner Geräten zugesandt, vielen herzlichen Dank hierfür.

Hallo Ralf,

hier sind die beiden angekündigten "umfunktionierten" Schalttafelinstrumente von Trüb & Täuber für Demonstrationszwecke.

Die Firma hat einfach 2 nette Füßchen drangeschraubt, damit die runden Dinger nicht einfach so sich selbständig machen und vom Tisch rollen. Zusätzlich wurden noch weitere Messbereiche vorgesehen.

Auf der Rückseite sind stabile Stecker- und Schraubklemmen vorhanden. Dann habe ich noch ein schönes Wattmeter von T & T gefunden.

Übrigens, Du erwähntest einmal das Buch von Heinrich Schröder: "Grundlagen
Theorie und Berechnung passiver Übertragungsnetzwerke".
Es ist meiner Meinung nach wohl eines der besten Bücher auf diesem Gebiet.
Für mich ist immer der klare erläuternde Text zum üblichen "Formelkram" sehr
wichtig, und dieser Mann kann das hervorrragend!!
Nun viele Grüße, ich hoffe die Bilder sind einigermaßen brauchbar.
Christian

Christian ich danke Dir, ich musste Deinen Text mit dem Buch vom Prof. Schröder stehen lassen, da es auch meine Meinung ist.
Gruss Ralf











Hallo Ralf,

Hier ist noch ein interessantes Voltmeter von "T & T". Obgleich es vom Typ her ein Dreheiseninstrument ist, wurde es nach Galvanometer Art aufgebaut. In dem "Rohrfortsatz", der aus dem Gerät um ca. 7cm herausschaut, ist offenbar eine Aufhängung des Zeigerwerks untergebracht, bei der die Gegenkraft bei
Auslenkung durch Torsion eines Drahtes bewirkt wird.
Der große Vorteil dieser Konstruktion: Es sind hier keine Stromzuführungen wie bei einer Drehspule nötig. Da schaut dann immerhin eine Genauigkeit von 0,5% heraus, was bei derartigen
Instrumenten selten ist. Das Instrument muss deshalb vor dem Messen mit einer Libelle genau eingestellt
werden, bevor die Zeigerarretierung gelöst wird. Da haben sich die Techniker und Ingenieure der "Edelschmiede" von Trüb & Täuber schon etwas Gutes einfallen lassen!
Es gibt 2 Anzeigebereiche: 5Volt und 2,5Volt. Das Gerät stammt von 1926 und wurde bis in die 60er Jahre benutzt. Alles ist, wie üblich bei dieser Firma, in einem schönen Eichenholz-Kasten untergebracht.

Mit den besten Grüßen!
Christian

Christian ich danke Dir wie immer.
Gruss Ralf









Der Leser  "hhjucker" aus der Schweiz hat mir freundlicherweise die folgenden Informationen zur Verfügung gestellt:

"Hallo Ralf,

ich bin zufällig auf deine webpage gestossen. Ja die Firma Trüb Täuber hat eine lange Geschichte. Reinhold Trüb gründete 1893 das Elektrotechnische und Physikalische Institut in Dübendorf, konnte dann aber eine alte Textilfabrik in Hombrechtikon kaufen. Im Jahre 1905 trat der Techniker W. Fierz in die Firma ein, von da an ging es dann aufwärts, der Firmenkatalog von 1908 hat bereits einen Umfang von 300 Seiten. 1911 verliess W. Fierz die Firma und Karl Täuber der vorher bei der Maschinenfabrik Oerlikon für die Messgeräte zuständig war (du hast ja ein von ihm gebautes Hitzdraht - Voltmeter in deiner Sammlung) trat als neuer Teilhaber in die Firma ein.

Im Jahre 1912 kam dann auch noch der Physiker und Entwicklungsingenieur Armand Täuber dazu. In der Folge wurde die Zählerfabrikation an Landis & Gyr verkauft, dafür vermehrt anspruchsvolle Entwicklungen angegangen. Im Jahre 1919 wurde der Hauptsitz von Hombrechtikon an die Amperestrasse 3 in Zürich verlegt. Ab 1929 gründete Armand Täuber der inzwischen zum Technischen Direktor der Firma aufgestiegen war, die Abteilung für wissenschaftliche Instrumente die dann in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich zuerst das weltweit verkaufte Hochspannungs – Kathodenstrahloszilloskop entwickelte und danach mit den Arbeiten am Elektronenmikroskop begann. Für die Landesausstellung von 1939 hatte Trüb Täuber auch ein Fernsehsystem entwickelt, ich vermag mich noch gut an die Demonstrationen erinnern.

Die Probleme begannen dann in den 70er Jahren mit der Entwicklung und der Fabrikation der Kernresonanz (MRI) Geräte. 1975 ging die Firma in Konkurs. Trüb Täuber hat auch immer Lehrlinge und Praktikanten der ETH ausgebildet, einige davon haben nach dem Zweiten Weltkrieg eigene Messinstrumenten Firmen gegründet. Die Gründer von EMA in Meilen, ELMES in Richterswil, WEKA/FAMESA in Wetzikon und Matter in Wohlen waren ehemalige Trüb Täuber Lehrlinge. Nun sind inzwischen die analogen elektrischen Messinstrumente obsolet geworden und alle schweizerischen Messinstrumenten – Firmen vom Markt verschwunden, aber offenbar gibt es noch Sammler die in nostalgische Sphären schweben und ihre Freude an diesen Dinger haben.


Herzliche Grüsse

Hans aus der Schweiz "


Hans hat uns auch diese geschichtliche Zusammenfassung der Entwicklungsgeschichte von Oszilloskopen verfasst, er schreibt: "ich habe vor einigen Jahren für meine englischsprachigen IEHG Kollegen ein kleines Papier mit einigen Fixpunkten über die Oszilloskope Entwicklung entworfen, da du offenbar auch an diesem Teilgebiet interessiert bist, schicke ich es dir als Beilage. Trüb Täuber hat tatsächlich einmal Oscilloscope gebaut (siehe Beilage) aber die kamen nur in der Hochspannungsentwicklung und der Blitzforschung zur Anwendung. Telefunken hat während des Zweiten Weltkrieges viele Entwicklungen auf diesem Gebiete gemacht diese kamen jedoch meist in den Funkmessgeräten (Radar) zur Anwendung."







Der Leser  "Werni" aus Bangkok hat mir freundlicherweise die folgenden Informationen zur Verfügung gestellt:

Elektrostatisches Voltmeter No. 448698 und andere Trüb Täuber Geräte

Auch ich bin ganz zufällig auf  Eure Webseite gestossen.
Zum Bericht von Hans aus der Schweiz. Der Konkurs war wohl eher 1965. Jedenfalls hatte sich die wissenschaftliche Abteilung im Jahr 1964 neu formiert und hat als Firma Spectrospin AG im Jahre 1965 zusammen mit der Firma Bruker Physik aus Karlsruhe  neue Entwicklungen auf dem Gebiet der Kernresonanzspektroskopie begonnen. An der Badenerstrasse in Zürich bin ich 1966 dazu gestossen.

Heute bekannt als Bruker BioSpin, weltweit Marktführer  auf dem Gebiet der Kernresonanzspektroskopie. Zusammen mit anderen Neugründungen ist die Bruker BioSpin  Teil der Bruker Corporation, börsenkotiert in den USA.( BRKR ). Ca. 4500 Mitarbeiter weltweit mit einem Umsatz von x.x Milliarden USD pro Jahr.
Fazit:  Die Firma Trüb Täuber war etwas böse gesagt eine kleinere Firma die Kleinstgeräte auch in Einzelfertigung produzierte. Da war die Finanzierung der Entwicklung von hochkomplexen wissenschaftlichen Geräten wohl nicht mehr gegeben was schlussendlich zum Ende führte.

Dem Hans sei gedankt für seinen Bericht. Ein weiterer Baustein in der Geschichte der NMR Spektroskopie die ja mit drei Schweizer Nobelpreis Träger viel mit der Schweiz zu tun hat.

Mit freundlichen Grüssen aus Bangkok
Werni



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