Versuche mit einem Power Supply Evaluation Board

Wide Input Voltage Range AC/DC low cost Switching Power Supply

Eine Schaltung für den Kleinleistungsbereich ohne Power Faktor Korrektur.

Weltweit sehr viele Netzteile sind ähnlich aufgebaut, unzählige Ladegeräte, Consumer und Hausgeräte.


Bild 1: Controller Evaluation Board (Controller ist rückseitig)

  • Evaluation Board mit Controller für AC/DC Conversion.
  • Isolated Transformer
  •  Primärseitig im Versuch getestet mit <80 VACrms bis >280 VACrms.
  • Sekundärseitig Board eingestellt auf 5VDC
  • Sekundärseitig belastet mit 30 Ohm, 160mA Laststrom

Test Equipment


Bild 2: Stelltransformator mit isoliertem Ausgang, RFT TST280/1A



Bild 3: Digitalspeicher Oszilloskop LeCroy 9304A



Bild 4: Dual Beam Oszilloscope 7844, mit 7A26, 7M13, 7B85, 7B80



Bild 5: LeCroy Current Probe AP011, Bandbreite DC to 120kHz, max. 150A



Bild 6: Tektronix Current Probe P6042, Bandbreite DC to 50 MHz, 1mA/DIV to 1A/DIV


Einschaltverhalten

Das Einschaltverhalten gibt Aufschluss über maximale Ströme, besonders der primären Gleichrichterdioden und die Ströme in den primären Elektrolytkondensatoren.

Einschalten bei 80Vrms:


Bild 7: willkürlich gewählte untere Grenze bei 80Vrms.
Einschalten war auch noch bei kleineren Spannungen möglich.
80Vrms daher noch > untere Betriebsgrenze



Oszillogramm 1:
zeigt den Einschaltvorgang bei 80Vrms.

Der Einschaltstrompeak ist abhängig von dem zeitlichen Moment in dem sich die sinusförmige Eingangsspannung befindet. Erfolgt das Einschalten im Scheitelpunkt des Sinus, wäre ist der Eingangsstrom am größten. Mit dem Kippschalter des Transformators läßt sich dieser Zeitpunkt nicht beeinflussen. Der Einschaltstromstoß entsteht durch den Aufladevorgang der beiden ungeladenen Elektrolytkondensatoren am Eingang. Begrenzt wird der Einschaltstromstrom lediglich durch den Innenwiderstand des Transformators, den Zuleitungsimpedanzen, der 1mH PI-Filter Induktivität auf dem Eval Board, dem ESR/ESL der Kondensatoren, dem Layout sowie dem differentiellen Widerstand der Gleichrichterdioden 1N4007.

Gemessen wurde hier ein Peakstrom von -1.5 Ampere.

Die Turn ON Time, die Einschaltzeit des Controllers beträgt bei 80Vrms ca. 280ms, für die meisten Anwendungen ist die Anforderung einer kurze Einschaltzeit unwichtig.

Die 5V Ausgangsspannung verläuft im Einschaltmonent sauber ansteigend mit einem kurzen Überschwinger von ca. 400mV, auch das sollte für viele Anwendungen tolerabel sein. Mit angestiegener Ausgangsspannung ist logischerweise auch der Laststrom messbar, sowie der 50Hz Ripple im Eingangsstrom ganz leicht zu erkennen.


Oszillogramm 2:

eine Wiederholung von Oszillogramm 1, eingeschaltet wird zu einem anderen Moment im Sinus,
hier entsteht ein maximaler Peakstrom von -2A. Schön ist, die Wiederholbarkeit die auf der sekundären Seite gleich bleibt.




Oszillogramm 3:

ein dritter Versuch des Einschaltvorgangs. Es entsteht ein Peak von -2.2 Ampere.


Einschalten bei 230Vrms:



Oszillogramm 4:
Einschaltvorgang bei 230Vrms, kaum nennenswerte Unterschiede zum Einschalten bei 80Vrms.
Der Ripple in der 5V Ausgangsspannung ist angestiegen.


Oszillogramm 5:
bei diesen Einschaltversuch wurde ein Peak von -3.6 Ampere gemessen.



Oszillogramm 6:
bei diesen Einschaltversuch wurde ein Peak von -1.8 Ampere gemessen.


Einschalten bei 280Vrms:


Bild 8: willkürlich gewählte obere Grenze bei 280Vrms.
Einschalten war auch noch bei höheren Spannungen möglich.
280Vrms daher noch < obere Betriebsgrenze.


Oszillogramm 7:
Einschaltvorgang bei 280Vrms.
Keine nennenswerte Unterschiede, Output Voltage Ripple angestiegen.


Oszillogramm 8:
keine nennenswerten Unterschiede



Oszillogramm 9:
keine nennenswerten Unterschiede


Ausschalten bei 80Vrms:


Oszillogramm 10:
hier wird auf einen fallenden Laststrom getriggert.
In Moment des Ausschaltens am Kippschalter des Stelltrafos  bleibt der Primärstrom aus,
kurze Zeit später (0.1s) beginnt sekundärseitig die Ausgangsspannung zu fallen.
Der gesamte Ausschaltvorgang verläuft schön.



Oszillogramm 11:
erneuter Ausschaltvorgang, diesmal kleiner Strompeak im Input Current während des Ausschaltens.



Oszillogramm 12:
bei diesem Ausschaltvorgang ist der Strompeak noch ein wenig höher.


Abschalten bei 230Vrms:


Oszillogramm 13:
auch einwandfreies Ausschaltverhalten.
Peak beim Ausschalten im Input Current.
OFF Time verlängert sich gegenüber 80Vrms durch erhöhte Spannung in den Eingangskondensatoren.


Oszillogramm 14:
erneuerter Abschaltversuch. Nichts nennenswertes.


Oszillogramm 15:
erneuerter Abschaltversuch. Nichts nennenswertes.

Abschalten bei 280Vrms:


Oszillogramm 16:
Nichts nennenswertes beim Abschalten.
Power OFF Time vergrößert sich durch höhere Kondensatorspannung.


Oszillogramm 17:
nichts nennenswertes



Oszillogramm 18:
nichts nennenswertes



80Vrms 230Vrms 280Vrms
Turn ON time 1 275ms 275ms 285ms
Turn ON time 2 280ms 280ms 275ms
Turn ON time 3 280ms 245ms 275ms
Peak ON 1 -1.5A +2.2A +1.6A
Peak ON 2 -2.2A -3.6A -1.7A
Peak ON 3 -2.2A -1.8A -3.5A
80Vrms 230Vrms 280Vrms
Turn OFF time 1 100ms 630ms 960ms
Turn OFF time 2 100ms 630ms 960ms
Turn OFF time 3 100ms 660ms 950ms
Peak OFF 1 +100mA +150mA Auflösung zu gering
Peak OFF 2 +180mA +50mA +50mA
Peak OFF 3 +350mA +100mA +60mA
80Vrms 230Vrms 280Vrms
Ripple peak peak 50mVpp 600mVpp 800mVpp
Tabelle 1:
Zusammenfassung der Messreihe.
Einschaltzeit unabhängig von der Eingangsspannung
Ausschaltzeit steigt mit zunehmender Kondensator Spannung
Ripple der Ausgangsspannung steigt mit zunehmender Eingangsspannung,
(gilt es noch genauer zu untersuchen).


Messung der Ripple Spannung am Ausgang



Bild 9:
zur Messung der Ripple Spannung wird ein analoges Oszilloskop verwendet.
Der grüne Vorsatz dient zur Aufnahme der Kamera und ermöglich eine blendfrei Aufnahme.

Mit dem Dual Beam 7844 können leicht zwei voneinander unabhängig getriggerte Zeitbasen in einem Schirm dargestellt werden.
Mit >99% aller Digitaloszilloskope ist diese Darstellung nicht möglich, nur als gezoomter Auschnitt und nicht unabhängig triggerbar.



Oszillogramm 19:
AC-coupled, Ripple der Ausgangsspannung bei Input 80Vrms
dargestellt mit 2 Zeitbasen 2µs/DIV und 20µs/DIV

Ripple Peak-Peak etwa 50mV

Zu erkennen ist die fortwährende Frequenzmodulation verursacht durch den Controller. Die verschmierte Darstellung
auf der rechten Seite der CRT ist kein Triggerproblem, es ist tatsächlich die Modulation der Ripple Frequenz.
Für die Messung des EMV Verhaltens ist das eine günstige Eigenschaft um die maximalen Peaks während der EMV Messung zu senken.

Ganz links bei t=0s ist ein leichtes Ringing zu erkennen, Ursache entweder ESL der Schaltung
und der Bauteile, ist aber nicht von Interesse.



Oszillogramm 20:
AC-coupled, Ripple der Ausgangsspannung bei 230Vrms
dargestellt mit 2 Zeitbasen 2µs/DIV und 20µs/DIV

Ripple Peak-Peak etwa 50mV + ein höherer High Frequency Peak

Der "Grundwellen Peak-Peak" ist identisch zur 80Vrms Messung überlagert mit einer hohen hochfrequenten Flanke.
Das Digital Oszilloskop hat diese auch schon angezeigt, allerdings nicht genau einstufbar unduach noch nicht mit dieser Zeitbasis betrachtet.
Mit einem kleinem HF Ferrit SMD Baustein und Keramikkondensatoren auf der Sekundärseite ließe sich diese erheblich ausfiltern,
alles eine Frage der Anwendung, des Board Space und der Kosten, die allerdings nur geringfügig hierfür wären.

Die Schaltfrequenz ist angestiegen und allerlei Regelaktivität im Controller.



Oszillogramm 21:
AC-coupled, Ripple der Ausgangsspannung bei 280Vrms
dargestellt mit 2 Zeitbasen 2µs/DIV und 20µs/DIV

Ripple Peak-Peak etwa 50mV + ein höherer High Frequency Peak.

Die Schaltfrequenz ist wieder gesunken und ist noch stets moduliert.



Messung der Peak Eingangsströme im Detail



Bild 10:
Um auf Nummer sicher zu gehen wurde nun im Eingangsstrom die schnellere Tektronix  50MHz Stromzange
benutzt und nicht wie in den bisherigen Messungen die langsame 120kHz LeCroy Stromzange.



Oszillogramm 22:
Bei 280Vrms waren die Eingangsströme am höchsten,
hier und in den folgenden Oszillogrammen wurde oftmalig
eingeschaltet bis relativ hohe Peaks gefunden wurden.

Stolze >6Ampere Peak



Oszillogramm 23:
Immerhin -6.8 Ampere Peak



Oszillogramm 24:

Es lassen sich bei Triggerung auf ansteigende Flanke selbstverständlich auch Peaks in die positive Richtung finden. Hier ein Peak von +6.2 Ampere. Es ist wahrscheinlich, dass bei Einschalten zum "idealen" Zeitpunkt im Sinus dieser Peakstrom noch gesteigert werden kann. Der Einfluß des Prellverhaltens des Kippschalter ist unbekannt.

Zusammenfassung

Läuft schön dieses kleine Teil.

Diese Schaltung wurde aus einem Stelltransformator heraus gespeist, bei direktem Betrieb am sehr niederohmigen AC Netz können die Ströme vielleicht noch etwas höher sein. Die hohen Ströme verdeutlichen auch die Wichtigkeit des oft verbauten fuseable 10 Ohm Serienwiderstand in solchen low cost Schaltungen, jedoch die Summe aller beteiligten Widerstände begrenzt die Peakströme. Auch die PI-Filter Induktivität mindert den Strompeak in den Eingangskondensator der zweiten Stufe. Eine Erhöhung der ohmschen Widerstände ist eine Frage der Bauform und der Wirkungsgrade.

Die Gleichrichterdioden werden belastet im ganzen Millisekunden Bereich, die Safe Operating Area (SOA) der 1N4007 Diode sollte man sich einmal betrachten, wie groß die Gefährdung ist, insbesondere wenn der Betrieb bei erhöhter Umgebungstemperatur erfolgt. Der max. Peak der 1N4007 im Datenblatt liegt bei 30A, geht also. Langzeitbelastung mit sehr häufigem Einschalten ist eine Sache, die immer mit zu überlegen ist.

Auch der hohe Stromstoß in die Elektrolytkondensatoren hinein, beachtlich hoch für solch kleine Teile. Eventuell wäre ein zusätzlicher NTC Widerstand sinnvoll, man muss suchen ob es preiswerte passive Lösungsansätze gibt oder genau die Application prüfen. Eine Frage wie weit man gehen will. Die Untersuchung der Load Rejecetion und die Funktion mit einer Nennlast ist eine weitere Sache.

Technische Berichte
www.amplifier.cd

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