Reparatur am 556 Oszilloskop
Die Reparatur- und Kalibrations Arbeiten an diesem Röhrenoszilloskop sind bedingt durch die hohen Betriebsspannungen
Lebensgefährlich.
Unterlassen Sie jegliche
Arbeiten daran, wenn Sie nicht über das erforderliche Fachwissen
und die Ausstattung für den sicheren Umgang mit
lebensgefährlichen Spannungen verfügen, das ist absolut ernst
gemeint. Bei diesen älteren Röhrengeräten findet sich
wirklich an jeder Ecke irgendwo eine lebensgefährliche Spannung,
das macht es besonders gefährlich.
Es war nun mal an der Zeit das 556 anzugehen, da es einen dauerhaften Laborplatz eingeplant bekommt.
Zunächst gilt es den Gesamtzustand zu beurteilen, es ist vollständig und unverbastelt, beide Strahlen schön hell und störungsfrei, vermutlich mit der Hochspannung schon einmal wenig Arbeit, ein gute Vorausetzung um anzufangen. Der Upper Beam ist grob funktionsfähig, der Lower Beam auch, er triggert jedoch nicht. |
Der "B SWEEP TRIGGER" (Schaltplan Nr. 6 im Instruction Manual) hat einen Fehler, er triggert ganz gelegentlich mal etwas wachsweich und in etwas chaotischer Abfolge. ![]() Am unteren Anschluß der Induktivität L755 entsteht auch noch ein Rechteck, allerdings mit chaotischer zappliger Amplitude, die dazu noch um einiges kleiner gewesen ist als zum Vergleich mit dem Upper Beam. Eine meiner Vermutungen ist, dass eventuell die Tunneldiode D755 nicht mehr einwandfrei in ihren leitenden Zustand überspringt oder unsauber wieder zurück. Jedenfalls ein Vorteil eines Dual Beam Oszilloskopes ist es, man kann fast immer leicht die elektrischen Zustände zwischen den beiden Strahlsystemen miteinander vergleichen, das erleichtert die Fehlersuche. Glück hat wer über ein zweites 556 verfügt und sich dort das B-Board ausleihen kann. Das Board wurde getauscht, zum Aus- und Einbau ist es hilfreich Fotos zu machen, sowie die Leitungen mit den entsprechenden Buchstaben zu markieren. |
Der Abschnitt Kennlinien ist ein sehr großes zeitaufwendiges Kapitel, ein zentraler Punkt dieser Restauration. Eine der wichtigsten Maßnahmen bei einer anständigen Reparatur ist es zuerst einen Eindruck vom Zustand der aktiven Bauelemente zu bekommen. Hierfür werden alle aktiven verstärkenden Bauteile mit dem Kennlinienschreiber untersucht. Einfach nur Bauteile zu tauschen ohne zu wissen warum, das tut man nicht. |
RöhrenEs wurde zusammengetragen
was gefunden wurde. Die gesamte Dokumentation befindet sich
deswegen im Internet, da ist sie einfach über Jahre hinweg
aufgehoben und selber finde ich sie immer wieder sofort ohne zu suchen.
Fall diese gezeigte Dokumentationsmethode dem ein oder anderen
gefällt es bei seinen Geräten ähnlich zu tun, dann hatte
der Artikel einen weiteren Nutzen.
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Part (Link zeigt Übersicht). |
Reference (Link zeigt immer das aktuell eingebaute Bauteil). |
Prüfling | Typ | Schematic No. | Circuit |
TTECC88 | V534 | 3+4 | E88 TFK | 3 | A Sweep Trigger |
V583 | 19+20 | 6DJ Phil | 4 | A Sweep Generator | |
V625 | 85+86 | E88 TFK | 4 | A Sweep Generator | |
V673 | 5+6 | 6DJ Phil | 4 | A Sweep Generator | |
V734 | 1+2 | E88 TFK | 6 | B Sweep Trigger | |
V783 | 17+18 | E88 TFK | 7 | B Sweep Generator | |
V825 | 21+22 | 6DJ Phil | 7 | B Sweep Generator | |
V873 | 45+46 | E88 TFK | 7 | B Sweep Generator | |
V904 | 53+54 | E88 TFK | 9 | Delay Pick Off | |
V1043 | 47+48 | E88 TFK | 10 | ALT Trace Logic & Blanking | |
V1063 | 29+30 | E88 Tesl | 10 | ALT Trace Logic & Blanking | |
V1104 | 27+28 | 6DJ Phil | 11 | Upper Beam Horiz. Amp | |
V1174 | 7+8 | 6DJ Phil | 11 | Upper Beam Horiz. Amp | |
V1184 | 9+10 | 6DJ Phil | 11 | Upper Beam Horiz. Amp | |
V1204 | 23+24 | 6DJ Phil | 12 | Lower Beam Horiz. Amp | |
V1274 | 13+14 | E88 TFK | 12 | Lower Beam Horiz. Amp | |
V1284 | 15+16 | E88 TFK | 12 | Lower Beam Horiz. Amp | |
TTECC81 | V3 | 1 | Left Vertical Amplifier | ||
V203 | 2 | Right Vertical Amplifier | |||
P12AU6 | V661 | 4 | A Sweep Generator | ||
V861 | 7 | B Sweep Generator | |||
Hier werden gerade die BNC
Schutzkappen gereinigt in purem Reiniger mit Zitronensäure. Lange
genug drin lassen und ständig umrühren. Bitte mitlesende
Chemiker um noch bessere Tipps. Eventuell mit Salzsäure o.ä.,
es müssen hartnäckige Nickel Oxide gelöst werden, manche
Buchsen sind auch versilbert. Der Ausbau der Buchsen ist möglich,
geschieht aber nur sehr ungern. |
Hinter der Upper Beam Delay Line befindet sich ein defekter 100 Ohm Widerstand. Diesen überdeckten Fehler sieht man nicht sofort, man kann ihn nur messen. Der Widerstand leitet die +350V Versorgung an den Plug-In. Festgestellt bei der Benutzung eines CA Plu-In, der die +350V intern verwendet. |
R1552 war der defekte
Widerstand. Der +350V Kreis ist mit einer Schmelzsicherung F1424
(0.75A) abgesichert, warum der 100 Ohm trotzdem zu heiß wurde
kann ich nicht genau sagen. Wahrscheinlich lag der fehlerhafte Überstrom der am Plug-In Stecker einst gezogen wurde in einem Bereich, der die Sicherung noch nicht auslöst, den Widerstand aber schon zerstört. Als Beispiel 300mA*300mA*100Ohm=9Watt, das macht ihn schnell kaputt, ist jetzt aber nicht mehr wichtig. |
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Nein, so tieffrequente Wirkung
durch Falscheinstellung sin dfast nicht drin. All das ergäbe
trotzdem einen stetigen Übergang und nicht diese merkwürdige
Stelle. An die ganze noch ausstehende HF-Trimmer Einstellungen braucht
man jetzt eigentlich nicht zu denken, das ist es nicht.
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Schlußfolgerung, irgendein Teil im Verstärker geht in eine Sättigung - aber wo?
so geht das erstmal Stunden für Stunden. Die Art und Weise wie es gezeichnet ist, das macht jeder immer anders. Die Zeichner hatten früher keinen Computer und weniger Möglichkeit die Bauteile mehrfach auf dem Papier hin und her zuschieben, um alles zu optimieren. Dafür dass diese Pläne in wenigen Anläufen gezeichnet worden sind, sind sie sehr gut gemacht. Anfangen erstmal wie wild darin rum zu messen, mit DMM und Oszi im DC Betrieb, die meisten Spannungen abgeklappert, nichts gefunden. Anlegen erster Test Signale und die Push-Pull Stufen ansehen. Aha, eine der beiden scheint ein wenig verzerrt zu sei, aber durch die ganze Kette hinweg durchgehend, und diese Kette ist leider lang.
Ärgern. Die richtigen Bauteile zu finden ist ein Suchspiel auf den Keramik Lötstützpunkten. Das Manual hat keine Fotos mit Beschriftung der R, L, C und D. Man muss sich an den aufgedruckten "Q" Transistor Referenzbezeichnungen orientieren und jedesmal von E,B,C ausgehend die Schaltung am Gerät selber rekonstruieren, es geht aber es ist mühsehlig. Ich denke schon darüber nach basierend auf Fotos der Keramikträger eines Bestückungsplan zu erstellen. Aber das ist unendlich viel Arbeit - es muss nicht sein. Ärgern So nun gehen wir mal die Transistoren an, teils verbaut ohne Ende und nur mit Kinderhänden zwischen Seitenwand und CRT gut zu erreichen, manche Transistoren nur von der Unterseite zugänglich (nicht meckern, es sind Fassungen). Zugänglich bedeutet, dass bei diesem Gerät die volumigen 40kg öfters mal zu wenden und auf den Kopf zu stellen. Das braucht Platz, Kraft und ruhige Nerven auf dem Tisch. Ärgern Umklemmen der Tastkopfspitze von Messpunkt zu Messpunkt im laufenden Betrieb, natürlich geht das schon, aber nicht bei jedem Wechsel zu einem anderen Testpunkt, die Gefahr dabei abzurutschen und etwas zu zerstören (Kurzschluss durch Tastkopfspitze) oder einen Stromschlag zu bekommen besteht schon. Daher öfters als einem lieb ist hilft nur ständig das Gerät aus- und wieder einschalten. Solch ein Röhrengerät braucht auch nach kurzem Ausschalten immer wieder ungefähr eine Minute bis sich wieder was tut auf der CRT (aber immer noch schneller als manche PC -Oszis). Die verbrauchten Zeiten summieren sich zunehmend auf.
Es hilft nichts anderes bei Hilflosigkeit, alles muss komplett durch geprüft werden. Dann fangen wir am besten mal ganz am Anfang an, klingt auch irgendwie logisch. Beginnen wir am Plug-In, das Ausgangssignal mit +67.5 VDC und dem überlagerten Push Pull Signal läuft vom Kathodenfolger bis zum Eingang der Endstufe hindurch, mit dem Resultat einer der beiden Zweige ist an manchen Stellen stärker verzerrt und an manchen Stellen weniger. |
Das hier sollte normalerweise
ein schnelles, sauberes Rechteck sein. So sieht der verzerrte Zweig in der Delay
Line aus, sowohl davor als auch dahinter. Die Rundung hat schon
etwas mit dem 556 CRT Bild gemeinsam. Der andere Delay Line Zweig sieht
etwas besser aus. Die stupide Denkmaschine kommt ins Rollen: Verursachen die X10 Tastköpfe die rundlichen Verzerrungen? Nein - dann wärs an beiden, außerdem ist alles recht niederohmig. Spielen wir mal selber Oszilloskop-Ablenkplatten und addieren auf dem Test Oszilloskop beide Zweige, einmal mit ADD und mit ADD+INV. Sieht danach alles schon viel besser aus, merkwürdig aussehende Differenz Signale sehen nach der additiven Rekonstruktion wesentlich besser aus als im Einzelzweig alleine betrachtet, durch einfaches Nachdenken kommt man gleich dahinter warum, gleichartige Störungen auf beiden Delay Line Zweigen kompensieren sich aus, nur die gegenläufigen Anteile (Differenzen ergeben das Signal). Nur komischerweise auf der CRT sind die Rundungen noch stärker da als auf der Delay-Line, da komme ich nicht dahinter. Wo ist die Störung am schlimmsten? Ganz vorne am Delay Line Treiber am Kollektor. Wie sich herausstellen wird ist es die falsche Schlußfolgerung, suchen wir dort mal im Detail. Einiges später die Erkenntnis - nein - dort kann es nicht sein, alles scheint in Ordnung. Solch ein Dual Beam Vertikal Verstärker muss schon einige trickreiche Nebenaufgaben erledigen. Es kommen im Left Amplifier erschwerend noch der Crossover Verstärker vom rechten Plug-In hinzu, sowie die Dioden Schaltlogik, die Trace Separation Schaltung und natürlich noch die Normal Trigger Signal Erzeugung. Von den ettlichen T-Coils und der Delay Line Termination erstmal gar nicht zu sprechen, das sind alleine mehrere Semester Elektrotechnik Grundverständnis und Jahre der Erfahrung für die funktionierende Realisierung, da brauchen wir uns nichts vorzumachen. In der Schematic ist alles in wunderbarer Art und Weise schaltungstechnisch miteinander verstrickt. Man muss Stück für Stück erlernen was sind z.B. Schutzfunktionen und was Signalfunktionen. Die Circuit Description ist hilfreich aber in ihrem Umfang natürlich beschränkt - das ist auch gut so, man muss einfach selber ran. Jetzt will ich zuerst alles komplett verstehen bevor ich überhaupt auch nur ein Stückchen weitersuche! Dieser Entschluss war richtig, auch wenn er auf den ersten Blick sinnlos und überzogen erscheint, wegen diesem alten Oszilloskop? Ja genau, der wahre Gewinn ist die Erfahrung und das Wissen, das funktionierende Oszilloskop ist nur die Belohnung. Aber was heißt das in der Realität? Na dann schau Dir mal den umfangreichen Schematic 1, Left Vertikal Amplifier mal genauer an, dieses Teil ist gut verstrickt und heftig kompliziert mit mehreren überlagerten Regelkreisen. Erst wenn ich alle schaltungstechnischen Funktionen der meisten Bauteile verstanden habe inklusive ihrer groben Dimensionierung werde ich die Suche fortsetzen. Dies sind die "schweren Entschlüsse", die man fasst, aber ich ziehe das jetzt durch.
Hinsetzen, den ganzen Tag, Freinehmen, nichts vorhaben und alles unwichtige um einem herum ignorieren. Schaltplan lesen Circuit Description lesen nachdenken. Schaltplan selber zeichnen. Ich kam nur noch mühselig weiter, die ganzen Schaltungsfunktionen nur aus dem Originalplan heraus zu verstehen, ich sah darin keine Chance mehr. Jetzt war der Punkt erreicht wo mir die eigene Logik sagt:
Schaltpläne zu zeichnen ist eine Kunst für sich, ich denke ich kann das. An der Art und Weise und an Kleinigkeiten wie ein Schaltplan gezeichnet ist erkennt man vieles, angefangen von den Randbedingungen einer Entwicklung und oft auch die Person(en) die dahinter stecken. Die Qualität einer Schaltung läßt sich auch schon erahnen, ein Schaltplan muss nicht schön sein oder gar geleckt, nein er muss aus elektrischer Sicht logisch sein sein, das Handgekritzel mancher Könner ist verständlicher als die perfekte Computerzeichnung von technischen Zeichnern die nichts mit der Schaltung zu tun haben. Aber das versteht nur einer, der selber entwickelt oder damit Fehler suchen muss, bei allen anderen ist dieser Erklärungsansatz absolut hoffnungslos. Ich meine damit natürlich nicht diesen Originalplan, ich habe schon gesagt unter dem Anspruch 60ziger Jahre, Handzeichnungen, weniger Platzierungsversuche, alles muss auf ein Blatt passen usw., gilt weiterhin: es wurde sehr gut gemacht. Den stehenden Push-Pull Stufen gebe ich den Vorzug (Gewohnheitssache) vor den liegenden wie hier - aber drucke mal eine lange stehende Kette auf ein längliches Blatt Papier, viel Spaß - das erklärt fast alles. Die Reparierenden wurden in den alten Manuals oftmals noch mit Comics und Zeichnungen belohnt und zum Weitermachen ermuntert. Welcher Reparierende kennt nicht den schießenden Cowboy im 7A26 Verstärker oder den Bergsteiger an der 502A CRT (es gibt noch einige Beispiele mehr). Noch nicht gesehen?
![]() ![]() Das war noch freie Elektrotechnik. Heutzutage schwer vorstellbar, das gäbe den größten Ärger. Oder sind Sie in einem Unternehmen bei dem sowas noch möglich ist? Dann interessiert es mich mehr darüber zu erfahren. Ein neuer Plan Nach ein paar Stunden des Zeichnens und dem ständigen Verschiebens der Bauelemente ist ein neuer Schaltplan entstanden, den ich jetzt umfassend verstehen kann. So etwas kostet wieder Stunde um Stunde vor dem Computer, aber es befreit von der Last des sinnlosen Suchens, um einem frustierendem Abbruch entgegen zu wirken. |
Das sind jetzt etwa 75% der
Bauteile vom Left Vertical Amplifier. Der Rest ist nicht notwendig zur
Funktionserklärung und wird später eingezeichnet zu
einem Komplettschaltplan. Warum zeige ich diesen Schaltplan nicht größer und gut leserlich? Ganz einfach deswegen, wenn Du diesen Vertikalverstärker verstehen willst, dann tue es selbst, fange an ihn selber Stück für Stück zu zeichnen, bei jedem Schritt den Du zeichnest wächst das Verständnis und irgendwann schließt sich der Kreis ganz von alleine. Dieses Teil per Internet zu erklären würde lange dauern, vergiss es. Und ich würde fast mit Dir wetten, falls Du den Plan jetzt selber zeichnest, wird er ähnlich aussehen wie der hier den Du vor deinen Augen hast. Es sei denn Du bist ein Freund der liegenden Push-Pull Zeichnungen, dann bist Du mit den Original auch gut beschert.
Die logische Platzierung der
Gruppen hat mich ettliche Stunden gekostet und das ist das eigentliche
kleine Geschenk an Dich.
Mittlerweile denke ich wäre ich in der Lage selbst einen ordentlichen Vertikal Verstärker zu entwickeln, ich habe keine Angst davor (Respekt ja), mittlerweile verspüre ich die Lust das auch zu tun, ich habe noch ein zweites 556. Vielleicht komme ich auch irgendwann mal an eine gebrauchte oder neue 556 Röhre ran, wäre schön. Geistiger Nachholbedarf besteht noch ganz klar im Bereich Delay-Line Kompensation und den T-Coils, aber ich denke das ist auch nur komplexe Wechselstromrechnung, Verständnis von Leitungsimpedanzen und der leitungsgebundenen Wellenausbreitung, das ist beherschbar (obwohl es hartes Brot ist). Die Kunst und der Aufwand hierfür wird auch in der Empirik und dem Erreichen der erforderlichen Perfektion liegen. Wie hat Dir dieser Ausflug gefallen? Wir kamen jetzt von Pontius nach Pilatus und haben den eigentlichen Fehler immer noch nicht gefunden, das ist aber nicht schlimm, da jetzt alles verstanden ist findet man den Fehler auch leicht, das ist meistens so und das können wir ganz entspannt morgen erledigen. Am nächsten Tage gehe ich da ganz entspannt dran und finde ihn in fünf Minuten ! Der nächste Tag Mir war durch das erarbeitete Verständnis klar geworden durch die Delay-Line fließt in beiden Zweigen im Ruhezustand ein konstanter Strom, das bedeutet natürlich die verbogene, überlagerte Signalform sehe ich an jeder Stelle der Delay-Line Kette, die Störung war nur im Bereich der Delay Line Treiber und der Emitterfolger relativ stark ausgeprägt, da sich dort entsprechende Widerstände befinden an denen sich die Störung gut sichtbar austoben kann. Das war die erste Erkenntnis, nur weil die Störung dort gut sichtbar ist muss sie in diesem Falle noch lange nicht in diesem Bereich entstehen. Die zweite Erkenntnis war an der CRT sah die Störung heftiger aus als an der Delay-Line, warum?, weil es abgekoppelte Teile gibt und nur geschwächt die Störung an die Delay-Line weitergeben. Was liegt nun näher als dort zu suchen, genau am anderen Ende wo man es nicht vermutete? Wenn ich anstatt vorne anzufangen, hinten angefangen hätte zu suchen, hätte ich den Fehler ein paar Tage früher sofort gefunden, hätte wahrscheinlich aber nicht die Gnade erfahren mir das Verständnis vom Verstärker erarbeiten zu dürfen. Die wirklich einzigen Spannungen, die ich mir noch nicht angesehen habe waren die Spannungen an der Endstufen Pentode und der CRT selbst, ich war so geblendet vom Gedanken der Fehler liegt im Bereich der Delay-Line und deren Antrieb oder Terminierung, dabei hatte nur der Fehler in der Endstufe eine Rückwirkung auf das Signal in der Delay-Line. Der eigentlich sichtbare Fehler am CRT Bild war heftiger als der gedämpfte in der Delay-Line, dieser Gedanke begleitete mich ständig, jetzt konnte ich ihn verstehen. Ich hatte viele Stunden früher sogar mal die Endstufen Pentoden vom intakten rechten Vertikalverstärker mit denen vom defekten linken getauscht um schnell zu sehen ob diese noch in Ordnung sind, waren sie auch, aber heute war alles anders: Die erste Messung an diesem schönen neuen Tag nach der Verständnisaktion:
nur jämmerliche 143 Volt anstatt dem Sollwert von 176V.
(Der Strahl ist dabei mittig im Upper Beam Bereich positioniert). Bei der Sichtung von solch
einem Messergebnis brechen im erstem Moment die Tore förmlich auf.
Es dauerte keine zehn Sekunden und ich habe das Gerät sofort
ausgeschaltet und bin mit dem Ohmeter sofort an die
Anodenwiderstände gegangen. Und siehe da eines dieser Biester
hatte anstatt 1000 Ohm stolze 2000 Ohm.
Wenn man den Fehler kennt ist alles nur noch Kindergarten, besonders für Außenstehende ist das natürlich immer genauso leicht zu sagen. Viele sagen dann einfach nur: "das ist ja logisch das es so ist, das muss so sein, das weiß man", kenne ich alles nur zu gut, man lernt damit zu leben. |
Warum hat der Widerstand jetzt
exakt 2000 Ohm? Sehr wahrscheinlich hat
der Widerstand eine innere Struktur von zwei parallel geschalteten 2000
Ohm Widerständen. Diese Widerstände sollten
sicherlich genau definierte
parasitäre Eigenschaften haben um zur T-Coil und den Ablenkplatten zu passen. Auch
die
thermische Drift sollte entsprechend sein, da sonst der Strahl auf der
CRT in der Gegend herum wandert falls beide Widerstände nicht gleich laufen würden. Wenn
dieser Widerstand ausgetauscht werden muss, dann nur gegen einen
originalen Widerstand, der freundlicherweise aus meinem zweiten
(noch defekten)
556 entnommen wurde. Oder falls kein Orginal zur Hand ist, sollte man sehr wahrscheinlich gleich beide gegen den gleichen neuen Ersatz Typus austauschen, hierzu kann man sich sicherlich einen Ersatz aus z.B. HF SMD oder bedrahteten Widerständen selber zusammen bauen. Die nachfolgende Evaluierung wäre wahrscheinlich unerlässlich. Aber das mache ich dann am anderen Oszilloskop falls mir nirgends solch ein Widerstand über den Weg läuft. Was lernen wir aus dieser Geschichte?
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